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Über die Schauspiele (BKV)
30. Man vergegenwärtige sich das größte und letzte Schauspiel der Welt, das jüngste Gericht.
Welches Schauspiel für uns ist demnächst die Wiederkunft des Herrn, an den man dann glauben wird, der dann erhöht ist und triumphiert! Wie werden da die Engel frohlocken, wie groß wird die Glorie der auferstehenden Heiligen sein! Wie werden von da an die Gerechten herrschen, wie wird die neue Stadt Jerusalem beschaffen sein! Aber es kommen noch ganz andere Schauspiele: Der Tag des letzten und endgültigen Gerichts, den die Heiden nicht erwarten, über den sie spotten, der Tag, wo die alt gewordene Welt und alle ihre Hervorbringungen im gemeinsamem Brande verzehrt werden. Was für ein umfassendes Schauspiel wird es da geben? Was wird da der Gegenstand meines Staunens, meines Lachens sein? Wo der Ort meiner Freude, meines Frohlockens? Wenn ich so viele und so mächtige Könige, von welchen es hieß, sie seien in den Himmel aufgenommen, in Gesellschaft des Jupiter und ihrer Zeugen1 selbst in der äußersten Finsternis seufzen sehe; wenn so viele Statthalter, die Verfolger des Namens des Herrn, in schrecklicheren Flammen, als die, womit sie höhnend gegen die Christen wüteten, zergehen; wenn außerdem jene weisen Philosophen mit ihren Schülern, welchen sie einredeten, Gott bekümmere sich um nichts, welchen sie lehrten, man habe keine Seele, oder sie werde gar nicht oder doch nicht in die früheren Körper zurückkehren — wenn sie mitsamt ihren Schülern und von ihnen beschämt im Feuer brennen, und die Poeten nicht vor dem Richterstuhl des Rhadamantus oder Minos, sondern wider Erwarten vor dem Richterstuhl Christi stehen und zittern! Dann verdienen die Tragöden aufmerksameres Gehör, da sie nämlich ärger schreien werden in ihrem eigenen Missgeschick; dann muss man sich die Schauspieler anschauen, wie sie noch weichlicher und lockerer durch das Feuer geworden sind; dann muss man sich den Wagenlenker ansehen, S. 136wie er auf flammendem Rade erglüht; dann die Athleten betrachten, wie sie nicht wie in der Ringschule (mit Sand), sondern mit Feuer beworfen werden2.
Nur möchte ich dann weniger die Genannten sehen als vorziehen, meinen unersättlichen Blick auf jene zu richten, die gegen die Person des Herrn selbst gefrevelt haben. Hier ist, würde ich ihnen dann sagen, der Sohn des Zimmermanns und der Dirne, der Sabbatschänder, der Samariter, der Mensch, der den Teufel haben soll. Das ist er, den ihr dem Judas abgekauft habt, das ist er, den ihr mit dem Rohre und mit Ohrfeigen misshandelt, durch Anspeien besudelt, mit Galle und Essig getränkt habt. Das ist der, den die Schüler heimlich entwendet haben, um nachher sagen zu können, er sei auferstanden, den der Gärtner beiseite geschafft hat, damit nicht durch die Menge der Besucher sein Salat beschädigt würde. Solches zu schauen und darüber zu frohlocken, das kann dir kein Prätor, kein Konsul, kein Quästor oder Götzenpriester mit all seiner Freigebigkeit gewähren3. Und doch haben wir diese Dinge durch den Glauben im Geiste und in der Vorstellung bereits gewissermassen gegenwärtig. Wie aber mag vollends das beschaffen sein, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gekommen ist4! Ich denke denn doch, lieblicher als der Zirkus, beide Arten des Theaters und die Rennbahn.
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The Shows
Chapter XXX.
But what a spectacle is that fast-approaching advent 1 of our Lord, now owned by all, now highly exalted, now a triumphant One! What that exultation of the angelic hosts! What the glory of the rising saints! What the kingdom of the just thereafter! What the city New Jerusalem! 2 Yes, and there are other sights: that last day of judgment, with its everlasting issues; that day unlooked for by the nations, the theme of their derision, when the world hoary with age, and all its many products, shall be consumed in one great flame! How vast a spectacle then bursts upon the eye! What there excites my admiration? what my derision? Which sight gives me joy? which rouses me to exultation?--as I see so many illustrious monarchs, whose reception into the heavens was publicly announced, groaning now in the lowest darkness with great Jove himself, and those, too, who bore witness of their exultation; governors of provinces, too, who persecuted the Christian name, in fires more fierce than those with which in the days of their pride they raged against the followers of Christ. What world's wise men besides, the very philosophers, in fact, who taught their followers that God had no concern in ought that is sublunary, and were wont to assure them that either they had no souls, or that they would never return to the bodies which at death they had left, now covered with shame before the poor deluded ones, as one fire consumes them! Poets also, trembling not before the judgment-seat of Rhadamanthus or Minos, but of the unexpected Christ! I shall have a better opportunity then of hearing the tragedians, louder-voiced in their own calamity; of viewing the play-actors, much more "dissolute" in the dissolving flame; of looking upon the charioteer, all glowing in his chariot of fire; of beholding the wrestlers, not in their gymnasia, but tossing in the fiery billows; unless even then I shall not care to attend to such ministers of sin, in my eager wish rather to fix a gaze insatiable on those whose fury vented itself against the Lord. "This," I shall say, "this is that carpenter's or hireling's son, that Sabbath-breaker, that Samaritan and devil-possessed! This is He whom you purchased from Judas! This is He whom you struck with reed and fist, whom you contemptuously spat upon, to whom you gave gall and vinegar to drink! This is He whom His disciples secretly stole away, that it might be said He had risen again, or the gardener abstracted, that his lettuces might come to no harm from the crowds of visitants!" What quaestor or priest in his munificence will bestow on you the favour of seeing and exulting in such things as these? And yet even now we in a measure have them by faith in the picturings of imagination. But what are the things which eye has not seen, ear has not heard, and which have not so much as dimly dawned upon the human heart? Whatever they are, they are nobler, I believe, than circus, and both theatres, 3 and every race-course.
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[Kaye, p. 20. He doubtless looked for a speedy appearance of the Lord: and note the apparent expectation of a New Jerusalem, on earth, before the Consummation and Judgment.] ↩
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[This New Jerusalem gives Bp. Kaye (p. 55) "decisive proof" of Montanism, especially as compared with the Third Book against Marcion. I cannot see it, here.] ↩
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Viz., the theatre and amphitheatre. [This concluding chapter, which Gibbon delights to censure, because its fervid rhetoric so fearfully depicts the punishments of Christ's enemies, "appears to Dr. Neander to contain a beautiful specimen of lively faith and Christian confidence." See Kaye, p. xxix.] ↩