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Works Jerome (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
II. Buch

22.

S. 445 Auch folgende Schriftstelle verdient aufmerksame Beachtung: „Ezechias ward krank bis zum Tode, und es kam zu ihm Isaias, des Amos Sohn, und sprach: Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben! Da kehrte der König sein Angesicht zur Wand, betete zum Herrn und sprach: Ich beschwöre Dich, o Herr, gedenke doch, daß ich vor Dir wandelte in Wahrheit und vollkommenen Herzens und tat, was gut war in Deinen Augen! Und Ezechias weinte sehr heftig“1. Sicherlich war Ezechias gerecht und vollkommenen Herzens. Er war drauf und dran, vor dem Herrn zu erscheinen und hätte nicht weinen sollen. Du fragst nach der Ursache der Tränen. Wenn du die menschliche Natur berücksichtigst, dann wirst du dich über die Ursachen des Schmerzes nicht wundern. Denn niemand, der sich Sünden bewußt ist, geht furchtlos ins Gericht des Herrn. Als er nun weinte, erging das Wort des Herrn an Isaias: „Kehre um, und sprich zu Ezechias, meinem Fürsten!“2 — er, dem der Tod angesagt worden war, wird Fürst Gottes genannt, weil er sich in Demut niedergeworfen hat —: „Also spricht der Herr, der Gott deines Vaters David: Ich habe dein Gebet erhört und deine Tränen gesehen“3. Die Lebensdauer wird ihm verlängert und die Befreiung aus den Händen der Assyrer zugesichert. Dennoch fordert er ein Wunder, um an die Wahrheit dessen, was Gott versprochen hatte, glauben zu können, obwohl er hierdurch verriet, wie gering sein Vertrauen war. Auch der König von Babylon schickte Boten und Gesandte, die ihn zur Wiedergenesung beglückwünschen sollten. Er zeigte ihnen alle Schätze an Spezereien, Gold und Silber, sowie seinen Vorrat an Gefäßen4. „Es gab nichts, was Ezechias ihnen nicht zeigte in seinem Hause und von seinem ganzen Vermögen“5. Daraus ergibt sich für uns, daß man die babylonischen Gesandten auch die Gefäße des Tempels besichtigen ließ. Hierdurch wurde der Zorn des Herrn S. 446 erregt, und Ezechias mußte des Isaias Vorherverkündigung entgegennehmen: „Deine Nachkommen werden zu Eunuchen werden, und alle Gefäße wird man nach Babylon schleppen“6. Aus diesem Grunde steht auch im Buche Paralipomenon [Chronik] geschrieben: „Ezechias wurde gedemütigt wegen der Erhebung seines Herzens“7. Des Ezechias Gerechtigkeit wird höchstens ein Gottloser bestreiten. Du wirst einwenden, er habe in einigen Stücken gefehlt und damit aufgehört, ein Gerechter zu sein. Dies ist aber nicht die Sprache der Schrift. Denn nicht deshalb, weil er in einigen geringfügigen Dingen gefehlt hat, hat er den Namen des Gerechten eingebüßt. Vielmehr kommt ihm dieser Titel zu, weil er viel Gutes getan hat. Dies alles führe ich an, um durch Schriftzeugnisse klarzustellen, daß die Gerechten nicht deshalb Sünder sind, weil sie das eine oder andere Mal gefehlt haben, sondern daß sie im Stande der Gerechtigkeit verbleiben, weil sie durch viele Tugenden hervorragen. — Von Josias steht geschrieben: „Er tat, was recht war in den Augen Gottes und wandelte auf dem Wege seines Vaters David. Er wich weder zur Rechten noch zur Linken ab“8, Und doch schickte er, obwohl er gerecht war, in den Tagen der Not und der Bedrängnis zu der Prophetin Olda, der Gattin Sellums, der ein Sohn Thecuas und ein Enkel des Kleiderhüters Aaras war. Sie wohnte im anderen Teile Jerusalems9, d. h. offenbar in dem Teile der Stadt, welcher von der inneren Mauer eingeschlossen wurde. Und Olda gab zur Antwort: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Gehet und saget dem Manne, der euch zu mir geschickt hat!“10 In diesem Vorgang liegt ein stiller Vorwurf, der an den König, die Priester und an alle Männer gerichtet ist, weil kein heiliger Mann gefunden werden konnte, der die Zukunft hätte vorhersagen können. Zuletzt wurde Josias von Pharao, dem Könige Ägyptens, getötet, weil er auf die Worte des Herrn aus dem Munde des S. 447 Propheten Jeremias nicht hatte hören wollen, oder wie es in den Paralipomena [Chroniken] heißt: „Josias wollte nicht zurückkehren, sondern schickte sich zum Kriege gegen ihn an und beruhigte sich nicht bei den Worten Nechos aus dem Munde Gottes“11. Und weiter lesen wir: „Er starb und wurde im Grabmal seiner Väter beigesetzt. Ganz Juda und Jerusalem betrauerte ihn, besonders Jeremias, dessen Trauerlieder auf Josias alle Sänger und Sängerinnen bis auf den heutigen Tag wiederholen. Es ist wie ein Gesetz geworden in Israel: Siehe, es steht geschrieben in den Klageliedern!“12


  1. 4 Kön. 20, 1—3 [= 2 Könige]; Is. 38, 1—3. ↩

  2. 4 Kön. 20, 5 [= 2 Könige]; Is. 38, 5. ↩

  3. 4 Kön. 20, 5 [= 2 Könige]; Is. 38, 5. ↩

  4. 4 Kön. 20, 6—13 [= 2 Könige]; Is. 38, 7 f.; 39, 1 f. ↩

  5. Is. 39, 2. ↩

  6. 4 Kön. 20, 17 f. [= 2 Könige]; Is. 39, 6 f. ↩

  7. 2 Paral.. 32, 25 f. [= 2 Paralipomenon/2 Chronik]. ↩

  8. 2 Paral. 34, 2 [= 2 Paralipomenon/2 Chronik]. ↩

  9. 2 Paral. 34, 22 [= 2 Paralipomenon/2 Chronik]. ↩

  10. 2 Paral. 34, 23 [= 2 Paralipomenon/2 Chronik]. ↩

  11. 2 Paral. 35, 22 [= 2 Paralipomenon/2 Chronik]. ↩

  12. 2 Paral. 35, 24 f. [= 2 Paralipomenon/2 Chronik]. ↩

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