8. Kap. Die sechste und siebente Bitte.
Damit ein so leicht faßliches Gebet vollständig sei, wird noch hinzugefügt, daß wir nicht bloß um Nachlassung der Sünden, sondern auch um deren gänzliche Abwendung bitten sollen: Führe uns nicht in Versuchung, d. h. laß uns nicht darein geführt werden, natürlich durch den, der da versucht. Fern sei S. 256der Schein, als versuche der Herr! Das wäre, als wenn er den Glauben eines jeden nicht kennte oder sich freute, ihn zum falle zu bringen; Schwäche und Bosheit ist Sache des Teufels. Denn auch dem Abraham war befohlen worden, zu opfern, nicht um seinen Glauben zu versuchen, sondern um ihn zu bewähren, damit er nämlich als Beleg zu dem Gebote des Herrn, daß man die Kinder nicht lieber haben solle als Gott, welches später gegeben werden sollte1, dienen könne. Er selbst hat sich, weil vom Teufel versucht, als Meister und Lehrer in den Versuchungen gezeigt. Dies bekräftigt er durch spätere Aussprüche wie: „Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet“2. Denn die Apostel wurden in die Versuchung geführt, den Herrn zu verlassen, weil sie mehr dem Schlafe obgelegen hatten als dem Gebete3. Folglich ist der Schluß entsprechend, indem er uns erklärt, was es heißen soll: Führe uns nicht in Versuchung. Es bedeutet nämlich: Sondern entferne uns vom Übel.