• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 16

Sechster Artikel. Dieser Satz ist wahr: Gott ist Mensch geworden.

a) Er ist falsch. Denn: I. Da „Mensch“ die Substanz bezeichnet, will „Mensch werden“
heißen schlechthin: werden. Das ist aber falsch, daß „Gott geworden ist.“ II. „Mensch werden“ will besagen: anders werden. Gott aber unterliegt keinerlei Veränderung, nach Malach. 3.: „Ich, der Herr; und ich werde
nie anders.“ III. Soweit der Ausdruck „Mensch“ von Christo gilt, steht er für
„Sohn Gottes“. Diefer Satz aber ist falsch: Gott ist die Person des
Sohnes Gottes geworden. Also ist es falfch zu sagen: Gott ist Mensch
geworden. Auf der anderen Seite heißt es 1. Joh. 13.: „Und das Wort ist Fleisch geworden;“ und Athanasius schreibt an Epiktetus: „Das Wort ist Fleisch geworden; das ist ebenso wie wenn man sagte: Gott ist Mensch geworden.“

b) Ich antworte; Jegliches ist dies geworden, was von ihm neu ausgesagt zu werden beginnt. Mensch zu sein aber wird wahrhaft von Gott ausgesagt, insoweit Er die menschliche Natur in der Zeit neu angenommen hat. Und sonach ist der Satz wahr: Gott ist Mensch geworden; ebenso wie jener: Gott ist Mensch. Ähnlich wie dieser aber (Art. 1.) wird auch der erste Satz verschieden aufgefaßt.

c) I. „Menschwerden“ ist ein Werden schlechthin in allen jenen, wo die menschliche Natur neu anfängt zu sein in einem geschaffenen einzelnen Fürsichbestehen. Die ewige Person des Wortes aber bestand bereits; und in ihr fing die menschliche Natur an, neu zu sein, so daß da von einem Werden schlechthin, was sich ja immer auf das Fürsichbestehen bezieht, mit Bezug auf Gott nicht die Rede sein kann. II. Wann etwas neu anfängt ausgesagt zu werden von etwas Anderem, so daß dieses Andere anders wird; dann ist dieses Werden ein
Anderswerden. So kann die weiße oder schwarze Farbe nicht neu zu etwas
hinzutreten, ohne daß dieses Letztere verändert wird zum Weißen oder zum
Schwarzen hin. Was aber in der Weise einer Beziehung oder relativ neu
ausgesagt wird von etwas Anderem, das bedingt es nicht, daß dieses Andere
anders wird. So steht der Mensch zur rechten Seite eines anderen, nachdem er eben zur linken Seite gestanden hatte; nicht weil er selber anders geworden wäre, sondern weil der andere seinen Platz gewechselt hat. Da ist
also nicht immer ein Neuwerden zugleich ein Anderswerden. So sagen wir
(Ps. 89.): „Herr! eine Zuflucht bist Du uns geworden.“ Nicht aber der Herr
ist da anders geworden, sondern wir, die wir nun neu unsere Zuflucht zu
Ihm nehmen. Mensch zu sein nun kommt Gott zu auf Grund der Einigung, welche eine Beziehung, eine relatio, ist. Also wird ausgesagt, Gott
sei Mensch geworden, ohne daß damit ein Anderswerden von seiten Gottes
verbunden ist; vielmehr ist das Anderswerden ganz auf seiten der menschlichen Natur, welche angenommen wird zur Persönlichkeit des „Wortes“.
Also ist im Satze, „Gott ist Mensch geworden“, bedingt eine Änderung der
menschlichen Natur; nicht eine solche in Gott. III. „Mensch“ in diesem Satze steht da nicht rein für die Person
des Wortes Gottes; sondern insoweit dieselbe fürsichbesteht in der menschlichen Natur. Falsch ist also: Gott ist geworden die Person des Sohnes
Gottes; richtig aber ist der Satz: Gott ist Mensch geworden.

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Editions of this Work
Summa theologiae Compare
Translations of this Work
Summe der Theologie

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy