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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 22

Erster Artikel. Christo kommt es zu, Priester zu sein.

a) Dem widerspricht Folgendes: I. Der Priester ist geringer wie der Engel, nach Zach. 3.: „Es zeigte mir Gott den Hohenpriester, der da stand vor dem Engel.“ Christus aber „ist um so höher als die Engel, als Er einen höheren Namen geerbt hat“ (Hebr. 1.). II. Was im Alten Testamente sich fand, war die Figur Christi: „ein
Schatten des Zukünftigen, der Körper aber war Christi.“ Christus jedoch
stammte dem Fleische nach nicht von den Priestern des Alten Bundes ab,
nach Hebr. 7.: „Offenbar stammt unser Herr vom Stamme Juda, in welchem
nicht bei Moses von Priestern die Rede ist.“ III. Im Alten Testamente, der Figur Christi, war nicht dasselbe:
Gefetzgeber und Priester; so daß der Herr (Exod. 28.) zu Moses sagt:
„Weihe Aaron, Deinen Bruder …, daß er mein Priestertum verwalte.“
Christus aber ist Gesetzgeber des Neuen Bundes, nach Jerem. 31.: „Mein
Gesetz werde ich ihren Herzen einprägen.“ Also ist Christus nicht Priester. Auf der anderen Seite heißt es Hebr. 4.: „Wir haben einen Hohenpriester, der den Himmel durchdrungen hat, Jesum, den Sohn Gottes.“

b) Ich antworte; das Priesteramt bestehe so recht eigentlich darin, Mittler zu sein zwischen Gott und dem Volke, insofern der Priester einerseits das Volk belehrt über Göttliches, nach Malach. 2.: „Das Gesetz werden sie hören wollen aus seinem Munde;“ und andererseits die Gebete des Volkes Gott darbringt und, wie auch immer, für die Sünden des Volkes genugthut; was der Apostel so ausdrückt (Hebr. 7.): „Jeder Hohepriester, der aus den Menschen entnommen ist, wird für die Menschen aufgestellt in dem, was sich auf Gott bezieht, daß er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden.“ Dies nun kommt im höchsten Grade Christo zu. Denn durch seine Vermittlung wurden die Wohlthaten von seiten Gottes den Menschen mitgeteilt, nach 2. Petr. 1.: „Durch Ihn (Christum) hat uns Gott über Alles große und kostbare Verheißungen gemacht, daß ihr dadurch teilhabet an der göttlichen Natur.“ Er, Christus, hat auch das Menschengeschlecht mit Gott versöhnt, nach Kol. 1.: „In Ihm wollte alle Fülle innewohnen, um durch Ihn Alles wieder zu versöhnen.“

c) I. Die priesterliche Vollmacht kommt zwar den Engeln zu, insoweit auch sie vermitteln zwischen Gott und den Menschen (Dionys. de cotl. hier. 9.); und danach wird der Priester selber auch Engel genannt; „er ist der Engel des Herrn der Heerscharen“, heißt es Malach. 2. Christus aber war als Gott und als Mensch größer als die Engel, insoweit Er die Fülle der Gnade und Herrlichkeit hatte. Und deshalb ist seine priesterliche Macht eine höhere wie die der Engel, so zwar, daß „Engel Ihm“ in seinem Priestertum „dienten“ (Matth. 4.). Nur nach der Leidensfähigkeit des Fleisches „ward Er in etwa minder wie die Engel“ (Hebr. 2.); und danach war er gleichförmig den pilgernden Erdenkindern, die mit dem Priestertume bekleidet sind. II. „Was in Allem und Jedem ähnlich ist; das ist nicht mehr Beispiel, sondern Ein und dasselbe,“ sagt Hilarius (3. de orth. fide 26.).
Weil also eben das Priestertum des Alten Bundes nur Figur war des
Priestertums im Neuen Bunde, wollte Christus nicht geboren werden vom
Stamme der Priester, die Figur waren für Christum; damit gezeigt werde,
es bestehe hier nicht ein und dasselbe Priestertum. III. Bloße Menschen haben einige besondere Gnaden; Christus aber
besitzt die Fülle aller Gnaden. Bei bloßen Menschen also ist Priester der
eine, der andere Gesetzgeber, der dritte ist König etc. Christus aber ist
dies Alles, wie Quell aller Würden, nach Isai.: „Der Herr ist unser
Richter, der Herr unser Gesetzgeber, der Herr unser König, Er wird kommen
und uns retten.“

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