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Œuvres Poètes syriens Ausgewählte Schriften des Isaak v. Antiochien (BKV)
7. Gedicht über die monastische Vollkommenheit.

4.

S. 194 Noch eine andere Türe will ich vor dir auftun, hell und voll von Weisheit; daß es nämlich gut sei, in der Wüste zu wohnen und nicht unter friedlichen Leuten. Höre die Belehrung darüber und laß dich durch die Erklärung überzeugen! Denn du wirst keinen Nachteil aus der Erzählung haben, dagegen wird dir der Vergleich großen Nutzen bringen! [300] Die Kriege der Völker spielen sich nicht im Schatten ab, noch stürmen die Pferde inmitten der Häuser einher, wenn sie Jagd halten. Die Wüste erprobt die Geschickten und die Einöde prüft die Lässigen. Auf dem Boden der ebenen Erde, da kämpfen die Helden. Nicht in den Städten errichtet man Zielstationen und schießt dann mit Pfeilen und Geschossen, [310] sondern die Kunst des Bogenschießens wird in der Wüste erlernt und auf ebener Erde rennen die Pferde. Aus dem gleichen Grunde ziehen auch die Gerechten die Wüste vor und lieben die Berge, welche geräumig sind und günstig für den geistigen Kampf. Sie ziehen aus und locken den Satan nach sich, um ihn in den Tälern zu überwältigen. Und sie ziehen weiter und nehmen die Sünde mit, um zwischen den Bergen ihre Kraft zu erproben. [320] Die Gebete sind ihre Geschosse, mit welchen sie auf das Ziel der Barmherzigkeit zielen; die Lippen sind ihr Bogen, womit sie in staunenswerte Höhe schießen. Die Worte des Hl. Geistes sind ihre Rüstung, denn gegen eine geistige Festung richtet sich der Kampf. Der Glaube ist ihr Schild, unter dessen Schutz sie die Festung bestürmen. Die kluge Unterscheidung ist ihre Kampfesart, wodurch sie gleichsam Götter im Fleische werden. [330] Ihre Rüstung hat das Herz gemacht und der verständig geleitete Wille hergestellt. Ihre Arbeit ist das Gebet; während das eine hinaufsteigt, suchen sie schon wieder neue Arbeit. Gegen die spitzigen Lanzen stürmen sie an mit feuriger Liebe. Siehe, von allen Seiten rücken sie gegen das Paradies an, treten ein und wohnen dort; sie unterwerfen sich das Land der Verheißung, von welchem sich der Wache haltende Cherub1 bereits entfernt hat. [340] Selig seid ihr, Bewohner der Wüste, die ihr S. 195 zwischen den Felsen und in Höhlen wohnet, denn ihr seid ferne von den Verbrechen, die in den Städten begangen werden, und niemand begeht Ungerechtigkeit und Unterdrückung an den Orten, an welchen ihr wohnt! Niemand stiftet Unruhe und begeht Ehebruch an dem friedlichen Aufenthaltsort, den ihr liebgewonnen habt! Tagtäglich werdet ihr erfüllt mit Segnungen wie die Engel im Himmel! [350] Unkeuschheit gibt es bei euch nicht noch Ehebruch in euerem Gebiete, so daß ihr schon hienieden einen Vorgeschmack bekommt von der Versammlung der Heiligen. Euch kommt es zu, zu beten für die verstockten Sünder, auf daß sie gerettet werden, und eure Sache ist es, zu flehen für die Fehlenden, damit sie Gnade erlangen! Ihr müht euch nicht ab wie die Menschen, kümmert euch nicht um irdische Dinge [360] und braucht euch nicht mit Sorgen zu quälen wie wir Tag für Tag, Monat für Monat und Jahr für Jahr. Euer Tagwerk ist Liebe und Hoffnung, und euere Arbeit besteht in Fasten und Wachen. An der Stelle von Aussaat und Ernte habt ihr Psalmen, die niemals abgeschnitten werden; ihr murret nie wegen Hunger und werdet nie durch Trübsal in Angst versetzt. Die Gewalt des Todes, die viele zu Tode erschreckt, ist für euch eine Erfrischung. [370] Denn euch verursacht der Tod keinen Schrecken, da ihr schon vor seinem Eintreffen gestorben seid; im Gegenteil, es ist vielmehr der Tod, der in Schrecken gerät, wenn er euch abführen muß, weil dies für euch die Auferstehung aus dem toten Zustande bedeutet. Von eueren Mahlzeiten ist eine etwa mögliche Teuerung jederzeit verbannt. Bei Erdbeben, Hungersnot, Trockenheit blickt ihr zum Himmel empor und erhebt euer Haupt. Weil ihr nicht auf eine befestigte Mauer euer Vertrauen setzt, ist euch Gott an Stelle eines hohen Walles. [380] Weil ihr keine Bewachung verlangt, bewacht er selbst euer Leben. Siehe, Furcht herrscht im Gebiete der Zivilisation und Verwirrung in den Städten, in eueren Höhlen dagegen herrscht Ruhe und in der Wüste blüht der Friede2 S. 196 Siehe, gleich Helden steht ihr über der zerrissenen Welt und bewacht eueren Posten, damit der Böse euch nicht besiege und sich der Welt bemächtige! [390] Ihr seid durch euer Gebet die Beschützer des ganzen Menschengeschlechtes; sorget darum dafür, daß ihr nicht unterlieget und so den Erdkreis der Plünderung des Bösen und seiner Heerschar preisgebet! Denn so lange ihr nicht überwunden werdet, ruht der Erdkreis in Frieden, wenn aber ihr die Welt preisgebet, dann wird Gefangenschaft unser Land zur Wüste machen. Helfet darum fest zusammen und verbindet euch, damit dem Satan kein Zugang gestattet werde, [400] wo er eindringen und die Befestigung zerstören und unseren Schmuck vernichten könnte.


  1. Gen. 3, 24. ↩

  2. Im Syrischen lauten die Worte für „Zivilisation, Kultur“ und „Frieden“ gleich; in der Uebersetzung ist es nicht möglich, dieses Wortspiel wiederzugeben. ↩

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Ausgewählte Schriften des Isaak v. Antiochien (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung über die unter dem Namen Isaaks von Antiochien überlieferten Schriften.

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