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Œuvres Poètes syriens Ausgewählte Schriften des Isaak v. Antiochien (BKV)
8. Gedicht über die Nachtwachen zu Antiochien.

1.

Die Woge des Nachsinnens schlug an mich und trieb mich von dem Orte, wo ich mich befand, zu einem anderen, nämlich zu einer öden Insel im Sandmeere1. Zu jener herrlichen Griechenstadt2 im Osten des Meeres war ich gegangen. Im Dezember, dem Monat, der den Bewohnern durch Musik den Schlaf zu rauben pflegt, hörte ich in jeder Nacht den Ton der Zithern, Orgeln3 [10] und Sackpfeifen vor den Palästen der Vornehmen erklingen. So süß auch der Schlaf zur Nachtzeit ist, horchte man doch gern auf die Musik. Der jubelnde Klang der Hörner triumphierte über den Schlaf. Während die Vorübergehenden ihre Füße möglichst still und geräuschlos fortbewegten und den Schall ihrer Schritte dämpften, während überall der Lärm vom Schweigen verscheucht war, erfreute man sich am Klange der Zither. [20] Die ganze Stadt glich einer Festhalle; durch den Gesang und das Spiel, welches in ihr erscholl, war die Nacht wie in Tag verwandelt. Alle erdachten und erlernten Melodien von allerlei Art, damit sich ein jeder durch seine Stimme erfreuen und durch seinen Gesang ergötzen könnte. Der Mund der bukolischen Sänger wetteiferte mit den Zithern, [30] und die Stimmen der Tragöden suchten die Harfen zu überbieten. Dieser S. 212 Monat, der Dezember, frischte die Erinnerung an den Rangunterschied in der Stadt wieder auf; denn in keiner seiner Nächte hörte die Musik auf unter den Fenstern der Richter und an den Türen der Vornehmen. In jeder Nacht wurden die Instrumente gleich Musikkörpern aufgestellt. [40] Nur wenig fehlt der Orgel daran, daß sie ein Mensch sei. Nur durch die Fähigkeit vernunftbegabter Rede übertrifft der Mensch die Zither. Die musikalischen Instrumente gleichen Menschen, welchen Vernunft und Sprache fehlt; und doch lassen sie ihre Saiten zusammentreffen, als ob sie zu sprechen verlangten. Wenn sie von Vernunftwesen gespielt werden, so geht ein Schein von Vernunft und Rede auf sie selbst über. [50] Sie möchten gerne eine fließende Rede hersagen, aber es fehlt die Zunge zum deutlichen Aussprechen. Ihre Stimmen gleichen einem Menschen, der etwas, das er auf dem Herzen hat, zu erzählen wünscht, dem aber dabei Lippen und Zunge den Dienst versagen.

So beeifern sich jene Armen, vor den Palästen der Reichen zu musizieren, und halten eine anstrengende Nachtwache ab, um die Übermütigen zu verherrlichen. [60] Die Zunge verbindet sich mit der Flöte und die Lippen mit der Orgel, damit der aus dem Munde vieler kommende Gesang harmonisch geeint wie der eines einzigen Menschen emporsteige. Die Orgel hebt durch ihre gewaltigen Töne die schwächeren Stimmen der Sänger und verbindet sich mit ihnen, um ihre Melodien bis zur Höhe der Türme hinaufschallen zu lassen. Das von Natur stumme Instrument wirkt zusammen mit den vernünftigen Wesen, um deren Stimme in weite Ferne hinaus hörbar zu machen. [70] Wunderbar war die süße Harmonie, welche ich dort hörte.


  1. Das in der Wüste gelegene Kloster, dessen Archimandrit unser Dichter eben war. ↩

  2. Nämlich Antiochien. ↩

  3. Das mit „Orgeln“ übersetzte Wort lautet im Original Hydraula, also eigentlich „Wasserorgel“. Daß aber der Dichter darunter eine Windorgel versteht, ergibt sich deutlich aus zwei anderen Stellen in seinen Gedichten, wo er die Hydraula eingehend beschreibt. ↩

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Ausgewählte Schriften des Isaak v. Antiochien (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung über die unter dem Namen Isaaks von Antiochien überlieferten Schriften.

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