164.
S. b352 1. Aber auch die Bilder der Organe kann man nicht völlig naturgetreu herstellen; denn dann sollte jemand auch die Sonne so, wie man sie sieht, abbilden oder den Regenbogen mit seinen Farben malen.
2. Wenn sie aber von den Götterbildern abgelassen haben, dann werden sie das Schriftwort hören: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer“1 (deren Gerechtigkeit im Unterlassen von Übeltaten besteht2), nämlich dadurch besser, daß ihr nicht nur darin zur Vollkommenheit gelangt, sondern auch den Nächsten lieben3 und ihm Wohltaten erweisen könnt, so werdet ihr nicht Anteil an der Königsherrschaft haben.4 Denn erst die Steigerung der dem Gesetze entsprechenden Gerechtigkeit zeigt den Gnostiker an.
3. Wenn jemand so an die Stelle gesetzt ist, die der beherrschenden Stelle des eigenen Körpers, dem Haupte, entspricht, und bis zu der höchsten Stufe des Glaubens, der Erkenntnis selbst, gelangt ist, der auch alle Organe der sinnlichen Wahrnehmung dienen, dann wird er in gleicher Weise auch die höchste Stufe der Erbschaft erlangen.
4. Die beherrschende Stellung der Erkenntnis zeigt der Apostel deutlich denen, die zu schauen vermögen, indem er jenen Angehörigen des griechischen Volkes, den Korinthern, ungefähr so schreibt: „Wir haben aber die Hoffnung, daß wir, wenn euer Glaube wächst, unter euch im Einklang mit unserer Glaubensregel bis zu einer außerordentlichen Höhe erhoben werden, so daß wir noch über euch hinaus das Evangelium verkündigen können.“5 Damit meint er nicht die weitere räumliche Ausbreitung der Verkündigung;6 denn er sagt selbst, daß sich auch in Achaia der Glaube weit ausgebreitet habe.7
-
Mt 5,20. ↩
-
Vgl. die etymologische Erklärung des Namens Pharisäer bei E. Schürer, Gesch. des jüd. Volkes, 4. Aufl. II S. 467 Anm.52: „Parusch ist einer, des sich absondert von der Unreinheit.“ ↩
-
Vgl. Mt 19,19. ↩
-
Vgl. Vielleicht Jak 2,8. ↩
-
2Kor 10,15 f. ↩
-
Tatsächlich meint dies der Apostel. ↩
-
Vgl. 2Kor 9,2. ↩