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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Clément d'Alexandrie (150-215) Stromata Teppiche (BKV)
Siebtes Buch
XII. Kapitel

69.

1. So viel sei darüber gesagt. Da der Gnostiker dem Leib und der Seele nach so beschaffen ist, so wird er seinen Nächsten gegenüber als völlig gleich erfunden, mag er auch ein Sklave sein oder dem Gesetze nach sein Feind oder S. c73 was immer er auch sein mag.

2. Denn er verachtet den nicht, der nach dem göttlichen Gesetz sein Bruder von dem gleichen Vater und der gleichen Mutter ist; jedenfalls hilft er ihm, wenn er in Not ist, wieder auf, indem er ihn tröstet, ihn aufmuntert und ihm mit dem, was er zum Leben nötig hat, unterstützt; er gibt allen Bedürftigen, jedoch nicht allen in gleicher Weise, sondern gerecht und je nach Würdigkeit. Überdies gibt er auch dem, der ihn verfolgt und haßt, wenn dieser es nötig hat; dabei kümmert er sich wenig um die, die behaupten, er habe ihm aus Furcht gegeben, vorausgesetzt, daß er es wirklich nicht aus Furcht, sondern nur in der Absicht zu helfen tut.

3. Denn wer gegen Feinde freigebig und versöhnlich ist, wie viel mehr wird der gegen seine Freunde liebevoll sein? Von dieser Haltung aus wird ein solcher Mann dazu kommen, daß er genau weiß, wem in erster Linie und wie viel und wann und wie er geben soll.

4. Wer aber könnte vernünftigerweise Feind eines Mannes werden, der in keiner Weise irgendeinen Anlaß zur Feindschaft gibt?

5. Und wie wir von Gott sagen, daß Gott keines Menschen Gegner und keines Menschen Feind ist (denn er hat alle geschaffen, und von allem Vorhandenen gibt es nichts ohne seinen Willen),1 aber andererseits sagen, daß ihm diejenigen feind sind, die ihm nicht gehorchen und nicht nach seinen Geboten wandeln, wie z. B. diejenigen, die von Haß gegen seinen Bund erfüllt sind, so werden wir es wohl in der nämlichen Weise auch bei dem Gnostiker finden.

6. Denn er selbst wird wohl nie auf irgendeine Weise irgendeines Menschen Feind werden, dagegen müssen die als seine Feinde angesehen werden, die in der ihm entgegengesetzten Richtung ihren Weg nehmen.

7. Übrigens wenn auch das freigebige Verhalten bei uns Gerechtigkeit2 heißt, so ist doch in den Fällen, wo das Geben auf Grund wirklicher Einsicht geschehen muß, die Fähigkeit, je nach Würdigkeit zwischen mehr und weniger zu unterscheiden, eine Art der höchsten Gerechtigkeit.3

8. Es kommt also S. c74 auch vor, daß etwas Gutes wie die Enthaltung von Genüssen bei manchen aus niedrigen Beweggründen geschieht. Denn wie bei den Heiden manche, weil sie das nicht erlangen können, wonach sie begehren,4 oder aus Furcht vor Menschen, manche auch mit Rücksicht auf größere Genüsse auf die ihnen bequem zugänglichen Annehmlichkeiten verzichten,5 so sind auch von den Gläubigen manche entweder wegen der Verheißung oder wegen der Furcht vor Gott enthaltsam.


  1. Vgl. Weish 11,24; Paid. I 62,3. ↩

  2. Das Wort (xxx) hat schon im späten Judentum (vgl. z.B. Tob 12,9) auch die Bedeutung Almosen, Almosengeben, da dieses eine notwendige Äußerung des rechtschaffenen Verhaltens ist. ↩

  3. Vgl. die Definitionen des Begriffes Gerechtigkeit Chrysippos Fr. mor. 262 ff. ↩

  4. Die Worte stammen aus dem Schluß des Distichons Thognis 255 f., das Aristoteles, Eth. Nic. I 9 p. 1099 a 25 f. als (xxx) bezeichnet und auch Eth. Eud. I 1 p. 1214 a 6 angeführt hat. ↩

  5. Vgl. Platon, Pahidon p. 68 E; 69 A. ↩

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