53.
1. Da es zweierlei Arten von Glauben ebenso wie zweierlei Zeiten gibt, so werden wir auch zwei verschiedne Eigenschaften finden, die mit beiden verbunden sind. Bei der Zeit ist es so, daß zur Vergangenheit die Erinnerung, zu der Zukunft die Hoffnung gehört; beim Glauben ist es so, daß wir von Vergangenem glauben, daß es geschehen ist, und von Zukünftigem, daß es eintreten wird. Andererseits beruht unsere Liebe teils darauf, daß wir im Glauben davon überzeugt sind, daß sich das Vergangene in einer bestimmten Weise verhalte, teils darauf, daß wir das Zukünftige auf Grund unserer Hoffnung erwarten.
2. Denn für den Gnostiker hat die Liebe alles durchdrungen, da er weiß, daß es nur einen einzigen Gott gibt. „Und siehe, alles, was er sehr schön geschaffen hatte“,1 das kennt und bewundert er. Frömmigkeit aber gewährt „Lebenslänge“2 und „die Furcht des Herrn fügt Lebenstage hinzu.“3
3. Wie nun die Tage ein Teil des Lebens sind, das sich aus ihnen aufsteigend zusammensetzt, so ist auch die Furcht ein Anfang der Liebe, wenn sie sich weiterentwickelt und zum Glauben und dann zur Liebe wird.
4. Dabei handelt es sich aber nicht um die Art S. a191 von Furcht, wie ich ein wildes Tier fürchte und hasse (es gibt ja zwei Arten von Furcht) sondern so, wie ich mich vor dem Vater scheue, den ich zugleich fürchte und liebe.4 Wenn ich mich ferner vor einer Strafe fürchte, so liebe ich damit mich selbst, indem ich die Furcht wähle. Wer sich fürchtet, bei seinem Vater Anstoß zu erregen, liebt ihn.
5. Glücklich ist also, wer gläubig wird, indem er Liebe und Furcht in sich vereinigt. Der Glaube ist aber eine Stärke zum Heile und eine Kraft zum ewigen Leben.