110.
1. Die einfache Sprache1 unserer Philosophie nennt alle Leidenschaften Eindrücke der weichen und nachgiebigen Seele und gleichsam Siegelabdrücke der „geistlichen“ Mächte, mit denen wir zu ringen haben.2
2. Denn die unheilstiftenden Mächte haben es sich, meine ich, zur Aufgabe gesetzt, jedesmal zu versuchen, ein Stück ihres eigenen Wesens aufzuprägen, um so diejenigen, die nichts von ihnen wissen wollen, niederzukämpfen und in ihre Gewalt zu bringen.
3. Die Folge ist dann natürlich, daß die einen niedergerungen werden, alle aber, die mit größerer Gewandtheit und Kraft den Kampf beginnen, ihn bis zum Ende durchkämpfen und bis zum Siegeskranz gelangen;3 die zuvor genannten Kräfte aber lassen dann endlich in dem langen und blutigen Kämpfe nach und bewundern die Siegesträger.
4. Denn von allem, was sich bewegt S. a230 oder bewegt wird, bewegt sich das eine aus eigenem Anrieb und nach eigener Vorstellung, wie die Lebewesen, das andere durch Versetzung (dadurch, daß es von einem Ort zum anderen gebracht wird) wie die leblosen Dinge. Manche sagen aber, daß sich auch von den leblosen Dingen die Pflanzen beim Wachsen in einer einem Ortswechsel ähnlichen Weise bewegen, wenn man ihnen nämlich zugibt, daß die Pflanzen etwas Lebloses sind.