86.
1. Nunmehr ist der Glaube, wenn er auch eine freiwillige Zustimmung der Seele ist,1 doch auch ein Täter guter Werke und die Grundlage gerechten Handelns.
2. Und wenn Aristoteles künstlich unterscheidet und lehrt, daß das Tun ((xxx))von den unvernünftigen Tieren und den leblosen Dingen ausgesagt werden, das Handeln ((xxx))dagegen nur Sache von Menschen sei,2 dann muß er diejenigen zurechtweisen, die Gott den Schöpfer ((xxx)eigentlich Täter) aller Dinge3 nennen. Vom Handeln aber sagt er, daß es entweder als etwas Gutes oder als etwas Notwendiges geschehe.4 Das Unrechttun ist jedoch nichts Gutes (denn niemand tut Unrecht außer wegen irgendeines anderen Zweckes) von dem Notwendigen aber geschieht nichts freiwillig; nun ist aber das Unrechttun etwas Freiwilliges, daher ist es auch nicht notwendig.
3. Von den Schlechten unterscheiden sich die Tugendhaften vor allem durch ihre Grundsätze und durch ihre edlen Bestrebungen.5 Denn jede Schlechtigkeit einer Seele ist mit Mangel an Selbstbeherrschung verbunden; und wenn einer etwas aus Leidenschaft tut, so tut er es, weil er sich nicht beherrschen kann und weil er schlecht ist.
4. Ich muß daher immer wieder jenen göttlichen Ausspruch bewundern: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht durch die Türe in den Hof, wo die Schafe sind, hineingeht, sondern sonstwie übersteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber; wer aber durch die Türe hineingeht, der ist der Hirte der Schafe; ihm öffnet der Türhüter.“6 Dann fügt er zur Erklärung noch hinzu: „Ich bin die Türe zu den Schafen.“7