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Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) Dialogus de anima et resurrectione Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
§14. Die Ansicht von der Seelenwanderung.

3.

„Diejenigen, welche die Seele in verschiedene Naturen wandern lassen, scheinen mir die Eigentümlichkeit der Naturen zu verwischen und alle Dinge ganz und gar durcheinanderzubringen: das Vernünftige und Unvernünftige, das Empfindende und Empfindungslose, so daß sie ineinander übergehen und nicht mehr durch feste natürliche Grenzen voneinander geschieden werden. Denn sie behaupten, ein und dieselbe Seele wohne jetzt in unserer Körperhülle, mit Vernunft und Denkkraft ausgestattet, dann aber krieche sie mit den Schlangen oder schwärme mit den Vögeln oder trage Lasten oder fresse Fleisch oder lebe im Wasser oder sinke selbst in das Empfindungslose hinab, indem sie, ein Baum werdend, Wurzel schlage, Zweige treibe und an diesen entweder eine Blüte oder einen Dorn, eine nahrhafte oder giftige Frucht trage ― dies behaupten heißt nichts anderes als annehmen, alles sei ein und dasselbe, und es gäbe bloß eine Natur, die sich in unterschiedsloser und verworrener Gemeinschaft mit sich selbst vermengt, so daß keine Eigentümlichkeit mehr das eine vom anderen scheidet. Denn wer sagt: „Ein und dasselbe sei in jeglichem“, will damit nichts anderes erklären, als alles sei ein und dasselbe, so daß der an den Dingen offenbar hervortretende Unterschied kein Hindernis für die Vermischung selbst unvereinbarer Gegensätze bilden soll und daß, wer ein giftiges oder reißendes Tier sieht, sich zur Annahme entschließen muß, es sei mit ihm verwandt und gleichartig. Ein solcher muß selbst den Schierling als stammverwandt mit seiner eigenen Natur ansehen, da er mit der menschlichen Natur auch in einer Pflanze rechnen muß; ebenso darf der Mensch auch bezüglich der Rebe, die S. 304 wir bloß zum Lebensbedarf anbauen, keineswegs jedes Bedenken ablegen; denn sie gehört zu den Pflanzen; zu ihnen zählen wir auch die Ährenfrüchte, von denen wir uns ernähren. Wie wird er also die Sichel anlegen, um die Ähren zu schneiden? wie die Traube auspressen oder den Dorn aus der Erde graben oder die Blumen pflücken oder Jagd auf die Vögel machen oder mit Holz Feuer anzünden, da er nicht weiß, ob er die Hand nicht gegen Geschwister oder gegen Vorfahren oder überhaupt gegen seinesgleichen ausstreckt, mit ihren Körpern Feuer anmacht oder den Krug mischt oder die Nahrung bereitet. Indem er bei all diesen Gegenständen und Verrichtungen glaubt, die Seele werde ein Tier oder eine Pflanze, dabei aber an keinem etwa aufgeklebten Zeichen zu erkennen vermag, ob die Pflanze oder das Tier aus einem Menschen oder aber auf andere Weise entstanden sei, so wird der, welcher von jenem Wahne befangen ist, gegen alles das gleiche Verhalten an den Tag legen, so daß er notwendigerweise auch gegen die wirklichen Menschen sich hart zeigen wird oder, falls er gegen dieselben freundlich und gütig sich benimmt, ebenso gegen jedes lebende Wesen sich verhält, auch wenn er auf Schlangen oder wilde Tiere stößt; ja wenn einer, der dieser Lehre huldigt, in einen Wald kommt, so wird er selbst die Bäume für ein Volk von Menschen halten. Welches Leben führt nun einer, wenn er entweder, weil alles wesensverwandt ist, gegen alles von Vorsicht und Bedenken oder aber gegen die Menschen, weil sie sich von anderen Dingen nicht unterscheiden, von Rücksichtslosigkeit erfüllt ist?“

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Gespräch mit Makrina über Seele und Auferstehung (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung zum Gespräch mit Makrina „Über die Seele und die Auferstehung"

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