4.
„Doch auch in allen anderen Stücken scheint das Wort des Apostels für unsere Auffassung von der Auferstehung zu sprechen, insbesondere für die Definition, die wir von ihr gegeben, nämlich daß die Auferstehung nichts anderes sei, als die Wiederherstellung unserer Natur in den ursprünglichen Zustand. Wie wir nämlich aus der Geschichte der Welterschaffung durch die Heilige Schrift wissen, daß, wie es dort in der Erzählung heißt, die Erde zuerst das Gras hervorbrachte, und daß dasselbe Samen trug, der, über die Erde gestreut, die nämliche Art wie die Anfangspflanze erzeugte, so wird es nach den Worten des Apostels bei der Auferstehung sein. Von ihm hören wir aber nicht nur, daß die menschliche S. 332 Natur eine größere Herrlichkeit empfangen werde, sondern auch, daß diese Herrlichkeit, die wir hoffen dürfen, jener gleiche, welche wir im Anfange der Schöpfung hatten. Denn da im Anfang nicht die Ähre vom Samen, sondern der Same von der Ähre kam, nachher aber umgekehrt die Ähre aus dem Samen hervorwächst, so gibt uns dies Vorbild, falls wir es folgerichtig auslegen, einen deutlichen Fingerzeig dafür, daß alle Glückseligkeit, die uns aus der Auferstehung erblüht, zur ursprünglichen Ausstattungsgnade zurückführt. Denn auch wir waren zuerst reine Ähren, die jedoch durch den Brand der Sünde dahin welkten; nun soll uns, wenn der Tod uns auflöst, die Erde in ihren Schoß aufnehmen; dann aber wird dieses armselige Samenkorn des Leibes im Frühling der Auferstehung wieder zur vollkommenen Ähre werden, schlank, voll, aufrecht, zum Himmel emporstrebend, und statt mit Halm oder Stengel ist sie mit Unverweslichkeit und den übrigen göttlichen Eigenschaften geschmückt. Denn, sagt der Apostel, das Vergängliche muß anziehen die Unvergänglichkeit; die Unvergänglichkeit aber und die Herrlichkeit, die Ehre und Macht, sind nach allgemeiner Anschauung Eigenschaften Gottes. Anfänglich waren sie an seinem Ebenbild, das er schuf; wir dürfen hoffen, daß sie sich einstens wieder an ihm finden werden. Der erste Mensch, Adam, war die erste Ähre; aber seit die Sünde eintrat und die Menschennatur sich in eine Vielheit zerteilt, verlieren wir alle, wie es bei der Frucht der Ähre der Fall ist, das Aussehen der Ähre und werden selbst in die Erde versenkt; aber bei der Auferstehung sollen wir wieder emporsteigen, geschmückt mit der Schönheit des Urbildes, und statt der einen ersten Ähre zu unzähligen Myriaden von Saaten vermehrt.“