14. Kap. Berichte über den Apostelschüler Polykarp.
Unter der erwähnten Regierung1 und unter dem römischen Bischöfe Anicet lebte, wie Irenäus berichtet, noch Polykarp, der damals in Rom weilte, wo er sich S. 173 mit Anicet wegen des Ostertermins besprach.2 Irenäus überliefert über Polykarp noch eine andere Erzählung, welche dem über ihn gegebenen Bericht3 noch beigefügt werden muß. Dieselbe ist dem dritten Buche des Irenäus „Gegen die Häresien“ entnommen und lautet:4 „Polykarp wurde nicht nur von den Aposteln unterrichtet und verkehrte nicht nur mit vielen, die noch den Herrn gesehen hatten, sondern wurde sogar von den Aposteln in Asien als Bischof der Kirche in Smyrna aufgestellt. Wir selbst haben ihn in unserer ersten Jugend gesehen. Er hatte nämlich ein sehr langes Leben und schied erst in hohem Alter nach einem ruhmvollen, sehr glänzenden Martyrium aus dem Leben. Er lehrte stets die Lehre der Apostel und die Überlieferung der Kirche, die allein wahr sind, wofür auch alle Kirchen Asiens Zeugen geben sowie die Nachfolger Polykarps bis auf den heutigen Tag; denn er war ein viel glaubwürdigerer und verlässigerer Zeuge der Wahrheit als Valentin, Marcion und die übrigen Irrlehrer. Unter Anicet weilte er in Rom, wo er viele von den erwähnten Häretikern für die Kirche Gottes durch die Erklärung gewann, daß es einzig und allein die von der Kirche überlieferte Wahrheit sei, welche er von den Aposteln empfangen habe. Es gibt Leute, die ihn erzählen hörten, Johannes, der Jünger des Herrn, habe, als er in Ephesus ein Bad nehmen wollte, aber sah, daß Cerinth in demselben war, die Badeanstalt, ohne sich gebadet zu haben, verlassen und ausgerufen: ‚Lasset uns fliehen! Denn es ist zu fürchten, daß die Badeanstalt einstürze, da Cerinth, der Feind der Wahrheit, darin ist.’5 Als Marcion einmal dem Polykarp begegnete und ihm sagte: ‚Nimm von uns Kenntnis!’ antwortete dieser: ‚Ich kenne gar wohl den Erstgeborenen des Satans.’ Die Apostel und ihre Schüler hielten sich gegenüber denen, welche die Wahrheit fälschten, so sehr zurück, daß sie sich nicht einmal S. 174 in ein Gespräch mit ihnen einließen. Es hat ja auch Paulus erklärt:6 ‚Hast du einen Häretiker ein- oder zweimal zurechtgewiesen, dann halte dich von ihm ferne in dem Bewußtsein, daß ein solcher verkehrt ist und sündigt und über sich selbst das Urteil fällt!’ Es existiert auch ein sehr lehrreicher Brief Polykarps. Er hat ihn an die Philipper geschrieben. Wer Lust dazu hat und für sein Seelenheil besorgt ist, kann aus demselben die Art seines Glaubens und die Predigt der Wahrheit lernen.“ Soweit Irenäus. In seinem erwähnten, noch erhaltenen Briefe an die Philipper beruft sich Polykarp einigemale7 auf den ersten Brief Petri. Nachdem Antoninus Pius volle 22 Jahre regiert hatte, folgte ihm Markus Aurelius Verus Antoninus, sein Sohn, mit seinem Bruder Lucius.
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ἐπὶ τῶν δηλουμένων (scil. χρόνων) d. i. zu den Zeiten des Kaisers Antoninus. Während Irenäus, wie das folgende Zitat zeigt, sich damit begnügte, die Zeit Polykarps durch Angabe des damals regierenden römischen Bischofs zu bestimmen, rechnet Eusebius vor allem nach Kaiserregierungen. ↩
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Vgl. unten V 24. ↩
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oben III 36 (S. 145—148). ↩
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III 3, 4. ↩
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Vgl. oben III 28 (S. 137—138). ↩
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Tit. 3, 10 f. ↩
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1, 3; 2, L 2; 5, 3; 7, 2; 8, 1; 10, 2. Vgl. oben III 36 (S. 147—148). ↩