VII. Kapitel: Hinsichtlich dessen, was unfaßbar ist, müssen wir die Weisheit des Weltbildners preisen, nicht die Ursache etwas anderem (Vielleicht heißt es [nach einer allerdings schlechteren Handschrift]: nicht einem unvernünftigen und nicht einem zufälligen Triebe.), einem zufälligen Triebe zuschreiben.
S. 209Inhaltsangabe:
1. Vom Zufall redet nur, wer den Grund der Erscheinungen nicht zu erfassen vermag. 2. Bei manchem ist freilich der Grund schwer zu finden, wie bei den warmen Quellen; solche Wunder sollen dem Menschen die Macht der Vorsehung besonders deutlich zeigen. 3. In der Tat ist vieles den Menschen zur Belehrung und zum Genusse gegeben, besonders das Öl, das Sinnbild der Erquickung der Seele und der Freude, und der Wein; das unaufhörliche Strömen der Flüsse und die Folge der Nacht versinnbilden das ewige Leben.
Es ist ja in Wahrheit der Zufall ein Wort von Menschen, die wie es gerade kommt und unvernünftig denken, den vernünftigen Grund der Dinge nicht zu erfassen vermögen und darum in ihrer schwachen Auffassungskraft wähnen, es sei alles ohne vernünftige Ursache geordnet, wovon sie den vernünftigen Grund nicht angeben können. Es gibt aber doch manche Dinge, mit einer wunderbaren natürlichen Beschaffenheit, von deren eigentlichem Wesen nur durch gründliches Denken ein richtiges Verständnis gewonnen werden kann. Derart ist zum Beispiel auch die Natur der heißen Quellen; denn den Grund für ein so gewaltiges Feuer könnte wohl keiner leichthin angeben, da es ja wunderbar ist, daß dasselbe ringsum von kaltem Wasser umgeben ist und doch noch immer nicht seine ursprüngliche Wärme verliert. Dies dünkt mir in der Tat eine seltsame S. 210Erscheinung zu sein und nicht allzu oft vorzukommen auf der ganzen Erde, damit, wie ich glaube, die Macht der Vorsehung bei den Menschen leicht erkannt werden könne, da sie zwei ganz entgegengesetzte Eigenschaften, Wärme und Kälte, aus ein und derselben Wurzel hervorkommen läßt.
Vieles, ja unzähliges ist in der Tat den Menschen vom höchsten Wesen zur Mahnung und zum Genusse geschenkt worden, besonders die Frucht des Ölbaumes und des Weinstockes, von denen die eine die Erquickung der Seele und Freude bedeutet, die andere dem Genusse und der Pflege des Körpers dient. Ein erstaunliches Wunder ist auch der beständige und unaufhörliche Lauf der Flüsse bei Tag und Nacht, ein Sinnbild ewigen und unaufhörlichen Lebens. Gleiche Bedeutung hat aber auch die stete Folge der Natur1 .
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Es ist wohl daran gedacht, daß die Nacht wie Kap. 6 gesagt ist, ebenfalls erhellt ist, das Licht demnach nie sohwindet ↩