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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunzehnte Homilie. Kap. VI, V.1-15.

9.

Machen wir also dieser Krankheit und dieser Tollwut ein Ende, und erweisen wir denen, die uns wehe getan, jenes freundliche Wohlwollen, das der Herr von uns haben will, auf dass wir unserem Vater ähnlich werden, der im Himmel ist. Das wird uns auch gelingen, S. 363 wenn wir an unsere eigenen Sünden denken, wenn wir all unsere Verfehlungen genau erforschen, die inneren und die äußeren, die wir auf offener Straße, und die wir in der Kirche begangen. Denn, wenn schon für nichts anderes, so haben wir doch für unsere Unachtsamkeit hier in der Kirche die schwerste Strafe verdient. Denn während die Propheten psallieren, die Apostel Hymnen singen und Gott mit uns redet, schweifen wir draußen herum und geben dem Wirrwarr weltlicher Geschäfte Zutritt. Ja die Ruhe und Stille, die wir beobachten, während die Gesetze Gottes verkündet werden; ist nicht so groß als das Schweigen der Zuschauer im Theater, wenn gerade ein kaiserliches Dekret verlesen wird. Solange da ein solches Schriftstück verlesen wird, hören alle, Konsuln und Präfekten, Senat und Volk, aufrechtstehend und ruhig der Lesung zu. Würde da mitten in diesem tiefsten Schweigen plötzlich jemand aufspringen und Lärm machen, so würde er als Majestätsbeleidiger aufs strengste bestraft werden. Dagegen hier, wo die Schriften, die aus dem Himmel stammen, vorgelesen werden, hier wird auf allen Seiten großer Lärm verursacht. Und doch ist derjenige, der uns diese Schriftstücke gesandt, weit größer als dieser1 Herrscher, und das Theater2 viel erhabener; denn in ihm sind nicht nur Menschen zugegen, sondern auch Engel; und die Siegespreise, die darin verheißen werden, sind viel großartiger, als jene, die man bei irdischen Kämpfen erringt. Darum sollen auch nicht bloß wir Menschen, nein auch die Engel und Erzengel, die Heerscharen des Himmels und alle Bewohner der Erde den Herrn lobpreisen. Denn es heißt, „lobet den Herrn,3 all seine Werke“4 . Wahrlich, seine Taten sind ja auch nicht klein, sie übersteigen jeden Begriff und allen menschlichen Verstand. Und das verkünden uns tagtäglich die Propheten, von denen ein jeder auf seine Art diese herrliche Siegestat feiert. Da sagt der eine: „Du bist emporgestiegen in die Höhe, hast die Gefangenschaft gefangen, hast Gaben empfangen unter den Menschen“5 , und: „Der Herr ist stark und mächtig im S. 364 Kampf“6 . Ein anderer ruft: „Der Starken Siegesbeute wird er teilen“7 . Denn deshalb ist er ja gekommen, um den Gefangenen ihre Befreiung und Blinden die Wiedererlangung des Augenlichtes anzukündigen. Und gegen den Tod erhob Paulus die siegreiche Stimme und sprach: „O Tod, wo ist dein Sieg? Hölle, wo ist dein Stachel?“8 .

Ein dritter hat den tiefen Frieden angekündigt und gesagt: „Sie werden ihre Schwerter in Pflugscharen verwandeln, und ihre Lanzen in Sicheln“9 . Wieder ein anderer besingt Jerusalem und sagt: „Freue dich sehr, Tochter Sions, denn siehe, dein König kommt voll Milde, sitzend auf einem Lasttier und einem jungen Füllen“10 . Der fünfte verkündet die zweite Ankunft des Herrn mit den Worten: „Es wird kommen der Herr, den ihr suchet, und wer wird erleben den Tag seines Einzugs? Hüpfet wie Kälber, die von den Fesseln befreit worden“11 . Der letzte endlich sagt voll Verwunderung über diese Dinge: „Das ist unser Gott; kein anderer wird ihm gleichgestellt werden“12 . Allein, während wir ob dieser und vieler anderer Prophetensprüche in Furcht und Zittern leben sollten und so, als wären wir gar nicht auf der Erde, machen wir dennoch einen Lärm, als wären wir auf offenem Markte, verursachen Störungen, reden über lauter Dinge, die uns nichts angehen, und vertreiben uns so die ganze Zeit während des Gottesdienstes. Wenn wir nun also in kleinen und großen Dingen, beim Hören und Handeln, außerhalb und innerhalb der Kirche uns in dieser Weise gehen lassen und zu all dem auch noch um Unheil für unsere Feinde beten, wie können wir da noch hoffen, gerettet zu werden, wir, die wir zu so zahlreichen und großen Sünden noch eine neue und schwere, die nicht geringer ist, als die anderen, hinzufügen, nämlich dieses unerlaubte Gebet? Dürfen wir uns da noch mit Recht S. 365 wundern, wenn uns ein unerwartetes Unheil widerfährt? Im Gegenteil, wir müssten uns wundern, wenn dies nicht geschähe! Das erste ist nur die natürliche Wirkung unserer Handlungen; das letztere übersteigt allen Begriff und jede Erwartung. Oder ist es nicht unbegreiflich, dass wir, die wir Feinde Gottes geworden und seinen Zorn herausgefordert haben, noch die Wohltaten der Sonne, des Regens und alles andere genießen, wir, die als Menschen die Wildheit der Tiere übertroffen, die einer gegen den anderen uns erhoben, deren Zähne sich an ihren Mitmenschen blutig gebissen! Und dies alles, nachdem wir am geistigen Tische teilgenommen, so viele Wohltaten genossen und ungezählte Mahnungen erhalten haben! Das wollen wir also bedenken, wollen das Gift ausspeien, den Feindschaften ein Ende machen, und unsere Gebete so verrichten, wie es sich geziemt! Anstatt der Wildheit von Teufeln, lasset uns die Milde von Engeln annehmen, und was immer wir Unrechtes erfahren, denken wir an uns selbst und an den Lohn, der uns für die Beobachtung dieses Gebotes zugesichert ist! Besänftigen wir den Zorn und glätten wir die Wogen, damit wir sowohl dieses Leben in Ruhe durchwandeln, als auch nach dem Tode in der anderen Welt einen Herrn finden, der so gegen uns ist, wie wir gegen unsere Mitmenschen waren. Wenn uns dies aber furchtbar und schwer vorkommt, wohlan, machen wir, dass es leicht und angenehm wird! Lassen wir dem Vertrauen auf Gott freien Weg, und was uns durch die Enthaltung von Sünden nicht gelingt, das wollen wir durch Milde gegen die zu erreichen suchen, die gegen uns sich verfehlen. Das ist ja nicht schwer und hat nichts Widerwärtiges an sich. Auch werden wir durch Wohltaten, die wir unseren Feinden erweisen, uns selbst reichliches Erbarmen sichern. Auf diese Weise werden wir schon in diesem Leben von allen geliebt werden, und vor allen anderen wird Gott uns lieben und uns krönen, und wird uns all der himmlischen Freuden würdigen, die wir alle erlangen mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht gebührt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. irdische ↩

  2. in dem sie verlesen werden ↩

  3. ihr ↩

  4. Ps 102,22 ↩

  5. ebd 67,19 ↩

  6. Ps 23,8 ↩

  7. Jes 53,12 ↩

  8. 1 Kor 15,55 ↩

  9. Jes 2,4; Joel 3,10 ↩

  10. Zach 9,9 ↩

  11. Mal 3,12 u.4,2 ↩

  12. Bar 6,36 ↩

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