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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Siebenundzwanzigste Homilie. Kap VIII, V.14-22.

4.

Wenn es aber schon nicht recht ist, dass Angehörige sich betrüben und ihr Herz der Trauer hingeben, so trifft dies um so mehr zu, wenn man dadurch vom Worte Gottes abgehalten würde. Darum sagte der Herr auch an einer anderen Stelle: „Niemand, der seine Hände an den Pflug legt und zurückschaut, ist tauglich für das Himmelreich“1 . Es ist eben weit besser, das Himmelreich zu verkünden und andere vom Tode zu erretten, als einen Toten zu begraben, der niemand mehr nützt, zumal wenn andere da sind, die all das besorgen werden. Nichts anderes können wir also daraus lernen, als dass man auch nicht die geringste Zeit verlieren darf, und wenn uns tausend Dinge drängen; dass man vielmehr die geistigen Interessen allem anderen, auch dem Notwendigsten, vorziehen muss und wissen soll, was wirklich Leben ist, und was Tod. Auch von denen, die S. d392 scheinbar leben, unterscheiden sich ja viele in nichts von den Toten, solange sie in der Sünde leben; ja sie sind eigentlich noch schlimmer daran, als jene. „Denn der Tote“, sagt Paulus, „ist gerechtfertigt von der Sünde“2 ; ein solcher aber ist der Sklave der Sünde. Da wenden wir nicht ein, er werde wenigstens nicht von Würmern gefressen, liege nicht in einem Sarge, habe die Augen nicht geschlossen und sei nicht mit Leichentüchern umwickelt. Er ist im Gegenteil noch schlimmer daran, als ein Toter. Er wird allerdings nicht von Würmern verzehrt, dafür aber von den Leidenschaften der Seele zerrissen, die noch grausamer sind als wilde Tiere. Und wenn er die Augen geöffnet hat, so ist auch das noch weit schlimmer, als wenn sie geschlossen wären. Des Toten Augen sehen wenigstens nichts Schlechtes mehr; der aber zieht sich mit seinen offenen Augen tausendfaches Unheil zu. Der Tote liegt im Sarge und rührt kein Glied mehr; der andere liegt dafür in dem Grabe ungezählter Leidenschaften. Aber man sieht doch seinen Leib nicht verfaulen. Was macht aber das aus? Seine Seele ist noch vor dem Leibe dem Ruin und den Verderben überantwortet, und unterliegt noch größerer Fäulnis. Der eine riecht zehn Tage lang, der verbreitet sein Leben lang üblen Geruch und sein Mund ist unreiner als selbst die Kloaken. Der Unterschied zwischen beiden ist also kein geringerer als der, dass der eine der natürlichen Auflösung unterworfen ist, der andere außerdem auch noch die Fäulnis eines lasterhaften Lebens mit sich herumträgt, und jeden Tag tausend neue Ursachen seines Verderbens dazu ersinnt. Aber er reitet zu Pferde! Und was macht das? Jener liegt dafür auf seinem Bette; das Schlimme ist aber das, dass der eine, der in Auflösung und Fäulnis begriffen ist, von niemandem gesehen, sondern durch den Sarg dem Blick entzogen ist; der andere dagegen läuft trotz seines Gestankes umher und trägt seine verstorbene Seele mit seinem Leibe wie in einem Sarge mit sich.

Ja, wäre es nur möglich, die Seele eines Menschen zu sehen, der in Schwelgerei und Sünde lebt! Da würdest S. d393 du sehen, dass es weit besser ist, eingehüllt in einem Grabe zu liegen, als mit den Ketten der Sünde gefesselt zu sein; besser einen Grabstein auf sich liegen haben, als die schwere Last eines abgestumpften Gewissens. Gerade deshalb müssen auch die Angehörigen solcher Toten, die ja kein Gefühl mehr haben, ihretwegen zu Jesus kommen, wie es damals Maria für Lazarus tat. Wenn er auch in Fäulnis begriffen wäre, wenn er auch schon vier Tage lang im Grabe läge, verzweifle nicht! Gehe hin und nimm zuerst den Stein weg! Dann wirst du sehen, wie er daliegt, als wäre er in einem Grabe, in Linnen eingebunden. Ja, wenn es euch gefällt, wollen wir das Beispiel einer hohen und angesehenen Persönlichkeit vorbringen. Seid indes ohne Furcht; ich werde das Beispiel vorbringen, ohne den Namen zu nennen. Aber selbst wenn ich den Namen nennte, brauchtet ihr euch dann nichts zu fürchten. Denn wer hat je vor einem Toten Angst gehabt? Denn was immer er tun mag, er bleibt immer tot. Ein Toter kann aber einem Lebenden keinen Schaden mehr zufügen, weder wenig noch viel. Sehen wir also, wie solche Menschen das Haupt eingebunden haben; Wer immer im Rausche lebt, dessen Sinne sind ebenso verschlossen und in Fesseln gehalten, wie die Toten in ihren vielen Hüllen und Linnen. Willst du dann auch die Hände betrachten, so wirst du bemerken, dass auch sie an den Leib geschnürt sind, wie bei den Toten, und zusammengebunden, nicht mit Linnen, sondern mit den weit schlimmeren Banden der Habsucht. Diese erlaubt ihnen nicht, die Hände zu einem Almosen auszustrecken, noch zu sonst einem derartigen guten Werke, sondern macht, dass sie unnützer sind, als diejenigen von Toten. Und willst du auch die Fesseln an seinen Füßen sehen? Sieh nur, wie auch sie mit den Banden der Sorgen gebunden und deshalb nicht einmal imstande sind, in das Haus Gottes zu eilen. Siehst du also, dass ein solcher Mensch tot ist? Schau dich aber nur auch nach dem Totengräber um! Wer ist also der Totengräber dieser Leute? Das ist der Teufel, der sie gar sorgsam fesselt, und der macht, dass ein solcher Mensch fortan nicht mehr wie ein Mensch aussieht, sondern wie dürres Holz. Denn wo keine Augen mehr sind, keine Hände, keine S. d394 Füße und keine anderen menschlichen Glieder, wie sollte einer da noch einem Menschen gleich sehen? Ebenso kann man auch ihre Seele in Linnen eingebunden sehen, mehr einem Götzenbilde, als einer Seele ähnlich.

Da also diese Menschen alles Gefühl verloren haben, als wären sie Tote, so wollen wir ihretwegen zu Jesus gehen! Bitten wir ihn, er möge sie auferwecken; nehmen wir den Stein hinweg und lösen wir ihre Fesseln! Denn wenn du den Stein wegnimmst, das heißt die Gefühllosigkeit für das Böse, so wirst du sie schnell auch aus dem Grabe herausbringen können. Sind sie aber heraus, so kannst du bequem auch ihre Fesseln lösen. Dann wird Christus dich3 anerkennen, wenn du auferstanden und von den Banden befreit bist. Dann wird er dich auch zu seinem Mahle rufen. Wer immer also Christus liebt, wer immer sein Jünger ist, wer immer einem4 Toten in Liebe zugetan ist, der gehe hin zu Jesus und bitte ihn. Wenn der Tote auch noch so sehr von Fäulnis riecht, seine Angehörigen dürfen ihn trotzdem nicht verlassen, sondern müssen nur um so eher hinzutreten. So machten es damals auch die Schwestern des Lazarus. Und nicht eher sollen wir aufhören zu beten, zu bitten, ihn anzuflehen, bis er uns den Toten lebendig zurückgibt. Wenn wir so für uns selbst und für unseren Nächsten sorgen, dann werden wir ohne Zögern auch das zukünftige Leben erlangen, dessen wir alle teilhaftig werden mögen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Ruhm gebührt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Lk 9,62 ↩

  2. Röm 6,7 ↩

  3. als den Seinigen ↩

  4. geistig ↩

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