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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreißigste Homilie. Kap. IX, V.9-17.

2.

S. d422 Nachdem also der Herr den Matthäus berufen, erwies er ihm auch eine sehr hohe Ehre, indem er alsbald mit ihm an seinem Tische teilnahm. Dadurch erfüllte er ihn auch mit größter Hoffnung in Betreff seines zukünftigen Heiles und machte ihm überhaupt mehr Mut. Er hatte ja zur Heilung seines Sündenzustandes nicht viel Zeit gebraucht, sondern sie in einem Augenblick bewerkstelligt. Und nicht bloß mit ihm allein nimmt er am Tische teil, sondern noch mit vielen anderen, obgleich man ihm auch das übelnahm, dass er die Sünder nicht von sich fernhielt. Auch das verheimlicht der Evangelist nicht, wie die Juden in seinen Handlungen etwas zu entdecken suchten, um ihn anzuklagen. Indes kamen die anderen Zöllner zusammen, weil ja Matthäus ihr Kollege war. Da er sich nämlich durch den Besucht Christi sehr geehrt fühlte, rief er sie alle zusammen. Christus hat eben jedes Mittel benützt, das geeignet schien, andere zu bessern. Er beschränkte sich nicht auf bloß mündliches Zureden, auf Heilungen von Krankheiten und Tadel gegen seine Widersacher; nein, viele Sünder hat er durch seine Teilnahme am Mahle auf den rechten Weg gebracht. Damit gibt er uns die Lehre, dass jeder Augenblick und jede Handlung für unsere Absichten von Nutzen sein kann. Obgleich aber das, was damals1 aufgetragen wurde, die Frucht des Unrechtes und der Habgier war, so weigerte sich Christus doch nicht, daran teilzunehmen, da er eben wusste, dass er damit viel Gutes stiften könnte. Deshalb wird er sogar Haus- und Tischgenosse derer, die so große Sünder waren. So geht es ja auch beim Arzt; wenn er den Geruch der Fäulnis bei den Kranken nicht ertragen kann, so kann er sie auch von ihrer Krankheit nicht heilen.

Indes kam der Herr dadurch in üblen Ruf, nicht bloß, weil er mit Matthäus aß, sondern auch, weil er es in dessen Haus tat und dazu noch in Gesellschaft vieler anderer Zöllner. Höre also, wie ihm die Juden das vorwerfen: "Da seht diesen Menschen an, er ist ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder"2 . S. d423 Das sollen diejenigen sich merken, die durch Fasten sich großen Ruhm erwerben wollen; die sollen daran denken, dass unser Herr ein Fresser und Weintrinker genannt wurde und sich dessen nicht schämte, sondern sich über all dies hinwegsetzte, um seinen Zweck zu erreichen. Den hat er aber auch erreicht. Denn der Zöllner ward bekehrt und so gebessert. Damit du aber sehest, dass er diesen großen Erfolg wirklich dadurch erreichte, dass er mit ihm am Tische teilnahm, so höre, was Zachäus sagt, der ebenfalls ein Zöllner war. Da er Christus sagen hörte: "Heute muss ich in deinem Hause bleiben"3 , geriet er vor Freude fast außer sich und sprach: "Die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich jemandem in etwas betrogen habe, so will ich es ihm vielfach zurückerstatten"4 . Und Jesus antwortete ihm: "Heute ist diesem Hause Heil widerfahren"5 . So kann man jedes Mittel zur Besserung anderer gebrauchen. Wie kommt es aber denn, fragst du, dass Paulus befiehlt: "Wenn einer, der sich Bruder nennt, unzüchtig ist oder habsüchtig, so soll man mit einem solchen nicht einmal zusammen essen"6 . Allein es ist gar nicht sicher, ob er das auch den Lehrern vorschreibt und nicht bloß den übrigen Brüdern. Außerdem waren diese7 noch nicht gefestigt und vollkommen und noch nicht einmal wirkliche Brüder geworden. Sodann befiehlt Paulus, auch diejenigen, die schon Brüder geworden, zu meiden, für den Fall, dass sie in der Sünde verharren. Diese Zöllner waren aber bereits daran, die Sünde aufzugeben und sich zu bekehren. Doch machte nichts von all dem auf die Pharisäer Eindruck. Sie beschweren sich vielmehr bei den Jüngern und sagen:

V.11: "Warum ißt euer Meister mit Zöllnern und Sündern?"

Und wenn sie glauben, dass die Jünger selbst das S. d424 Gesetz übertreten, so kommen die Pharisäer zum Herrn und sagen: "Siehe, Deine Jünger tun etwas, was man am Sabbat nicht tun darf!"8 . In diesem Falle aber verklagen sie Christus bei seinen Jüngern. Das alles taten sie aber nur aus böser Absicht und zu dem Zweck, die Schar seiner Jünger dem Herrn abtrünnig zu machen. Was erinnert nun aber die9 Weisheit?

V.12: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken."

Siehe, wie er sie mit ihrer eigenen Rede schlug! Sie hatten es ihm zum Vorwurf gemacht, dass er mit solchen Menschen umgehe; er aber sagt im Gegenteil, nicht mit ihnen zu verkehren, wäre seiner und seiner Liebe zu den Menschen nicht würdig, und solche Menschen zu bessern, verdiene nicht nur keinen Tadel, sondern sei ein hervorragendes Werk, eine notwendige und unendlich lobenswerte Sache. Um sich aber dann nicht den Anschein zu geben, als wolle er diejenigen beschämen, die er als "Kranke" bezeichnet hatte, so beachte, wie er dies wieder ausgleicht, indem er die Juden tadelt mit den Worten:

V.13: "Gehet und lernet, was es heißt: Erbarmen will ich und nicht Opfer"10 .

Das sagt er, um ihnen ihre Unkenntnis der Schriften vorzuwerfen. Deshalb sprach er auch in etwas schärferem Tone; er war aber deswegen noch nicht zornig, durchaus nicht; er will nur jene Zöllner nicht in Verlegenheit lassen. Er hätte ja auch sagen können: Habt ihr nicht bemerkt, wie ich dem Gichtbrüchigen seine Sünden nachgelassen habe? Wie ich seinem Leibe die Kraft zurückgab? Doch von all dem sagt er nichts. Vielmehr bringt er zuerst einen bloßen Vernunftgrund vor, dann erst die Hl. Schrift. Zuerst sagt er: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken" und deutet damit in verborgener Weise an, dass er selbst der Arzt sei. Dann fügt S. d425 er hinzu: "Gehet hin und lernet, was es heißt: Erbarmen will ich und nicht Opfer." Gerade so macht es auch Paulus. Er beginnt zunächst mit den Beispielen aus dem gewöhnlichen Leben und sagt: "Wer hütet eine Herde und nährt sich nicht von ihrer Milch?"11 . Dann erst zitiert er die Hl. Schrift und sagt: "Im Gesetze des Moses steht geschrieben: "Du sollst dem Ochsen, der das Getreide tritt, das Maul nicht zubinden"12 . Und an einer anderen Stelle sagt er: "Also hat der Herr denen befohlen, die das Evangelium verkünden, dass sie vom Evangelium leben"13 . Bei seinen Jüngern dagegen macht es der Herr nicht so14 , sondern erinnert sie an seine Wunder und spricht: "Denkt ihr nicht mehr an die fünf Brote und die fünftausend Menschen, und wieviel Körbe voll ihr noch gesammelt habt?"15 .


  1. beim Mahle ↩

  2. Mt 11,19 ↩

  3. Lk 19,5 ↩

  4. ebd 19,8 ↩

  5. ebd 19,9 ↩

  6. 1 Kor 5,11 ↩

  7. zur Zeit des hl. Paulus ↩

  8. Mt 12,2 ↩

  9. göttliche ↩

  10. Hos 6,6 ↩

  11. 1 Kor 9,7 ↩

  12. ebd 9,9: Dtn 25,4 ↩

  13. 1 Kor 9,14 ↩

  14. wie hier bei den Juden ↩

  15. Mt 16,9 ↩

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