• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zweiunddreißigste Homilie. Kap IX, V.27 - Kap. X, V.15.

7.

In jenen1 Zeiten, da waren auch die Häuser Kirchen; heutzutage ist die Kirche zu einem gewöhnlichen Hause geworden. Damals konnte man in den Häusern keine weltlichen Reden hören und heutzutage in der Kirche keine geistlichen; vielmehr bringt ihr eure weltlichen Sorgen auch mit in die Kirche. Während Gott mit euch redet, bemüht ihr euch nicht nur nicht, das Gesagte schweigend anzuhören, ihr bringt im Gegenteil ganz andere Dinge vor. Und wenn es wenigstens noch eure Angelegenheiten wären! In der Tat redet ihr aber auch von Dingen und hört solche an, die euch gar nichts angehen. Deshalb bin ich betrübt und werde nicht aufhören, darüber zu trauern. Ich bin ja nicht der Herr dieses Hauses, so dass ich es auch verlassen könnte; vielmehr muss ich hier bleiben, bis ich aus diesem Leben scheide. Nehmt uns darum so auf wie der hl. Paulus2 es euch befohlen. Er sprach ja auch an jener Stelle nicht von einem Tisch, sondern von der geistigen Gesinnung des Herzens. Dasselbe erwarten auch wir von euch, nämlich die Liebe, das warme, aufrichtige Wohlwollen. Wenn ihr euch aber nicht einmal dazu verstehen könnt, so liebet wenigstens euch selbst und leget die Gleichgültigkeit ab, die euch jetzt erfüllt. Das ist für uns schon genug des Trostes, wenn wir sehen, dass ihr rechtschaffen seid und besser werdet. So werde auch ich noch größere Liebe zu euch bekunden, wenn ich zwar über alles Maß liebe, aber weniger Gegenliebe finde. Es gibt ja gar viel, das uns vereint: Ein und derselbe Tisch ist für alle bereitet; ein und derselbe Vater hat uns erzeugt; wir alle haben dieselbe3 Geburt erfahren; derselbe Trunk wird allen gereicht; ja nicht bloß derselbe Trunk ist es, sondern sogar aus demselben Kelche empfangen wir ihn. Da eben der Vater uns zur Liebe bringen wollte, so hat er auch das so eingerichtet, dass wir aus demselben Kelche trinken; denn so etwas tut nur die allervertrauteste Liebe.

S. d469 Indes sagst du, wir sind nicht so heilig wie die Apostel. Das gebe auch ich zu und werde mich sehr hüten, dem zu widersprechen. Wir reichen nicht bloß nicht an sie selbst, sondern nicht einmal an ihren Schatten heran. Aber gleichwohl müsst ihr tun, was in eurer Macht steht. Das kann euch keinerlei Schande verursachen, sondern nur noch größeren Nutzen bringen. Denn wenn ihr solche Liebe und solches Entgegenkommen selbst Unwürdigen zeigt, so werdet ihr nur um so größeren Lohn dafür empfangen. Wir reden ja nicht aus uns selbst, und ihr habt ja auch keinen bloß weltlichen Lehrmeister, vielmehr bieten wir nur, was wir empfangen. Und wir geben es, ohne etwas anderes dafür von euch zu erwarten, als dass ihr uns liebet. Wenn wir aber auch dessen unwürdig sind, so verdienen wir eure Liebe vielleicht wenigstens deshalb, weil wir euch lieben. Freilich wurde uns befohlen, nicht nur diejenigen, die uns lieben, sondern auch unsere Feinde zu lieben. Wer möchte daher so unmenschlich und roh sein, dass er trotz eines solchen Gebotes selbst diejenigen von sich stieße und hassen wollte, die ihn selber lieben und wäre es auch der schlechteste Mensch von der Welt? Wir haben gemeinsam an dem geistigen Tische teilgenommen; nehmen wir auch gemeinsam Teil an der geistigen Liebe. Wenn selbst Diebe und Räuber beim Gastmahle ihre Wildheit vergessen, womit werden wir da uns rechtfertigen können, wenn wir fortwährend am Leibe des Herrn teilnehmen, aber nicht einmal die Verträglichkeit jener Menschen nachahmen? Ja, für manche war es schon Grund genug zur Freundschaft, nicht etwa, dass sie am gemeinsamen Tische saßen, sondern dass sie aus der gleichen Stadt stammten. Dagegen wir, die wir die gleiche Stadt bewohnen und dasselbe Haus, die wir Tisch, Weg, Türe, Abstammung, Leben und Oberhaupt gemeinsam haben, denselben König, Lehrmeister, Richter, Schöpfer, Vater, überhaupt gar alles gemeinsam besitzen, welche Nachsicht verdienen wir, wenn wir untereinander uneinig sind?

Allein ihr verlangt, dass wir die Wunder wirken, die jene beim Eintritt4 gewirkt, dass wir Aussätzige heilen, Teufel austreiben, Tote auferwecken. S. d470 Aber gerade das ist der beste Beweis eurer vornehmen Gesinnung und eurer Liebe, dass ihr Gott auch ohne derlei Garantien glaubt. Denn gerade deshalb und auch aus anderer Ursache hat Gott die Wunder aufhören lassen. Denn wenn jetzt, da keine Wunder geschehen, diejenigen sich brüsten, sich selbst überheben und sich entzweien, die durch sonstige Gaben ausgezeichnet sind, z.B. durch die Gabe weiser Rede, durch Betätigung der Frömmigkeit, welche Zwistigkeiten würden nicht erst dann entstehen, wenn sie auch noch Wunder wirken könnten? Und dass es keine bloße Vermutung ist, was ich sage, beweisen uns die Korinther, die gerade deshalb in viele Parteien gespalten wurden. Verlange also nicht nach Wunderzeichen, sondern nach Gesundheit der Seele. Verlange nicht darnach auch nur einen Toten auferweckt zu sehen; du weißt ja, dass die ganze Welt auferstehen wird. Suche nicht der Heilung eines Blinden beizuwohnen, sondern siehe, wie jetzt alle zu etwas Besserem und Nützlicherem ausblicken, und lerne auch du den Blick und die Augen züchtig zu beherrschen. Wenn wir alle so lebten wie wir sollten, so würden die Kinder der Heiden uns mehr anstaunen, als jene, die Wunder wirken. Die Wunder sind ja oft nur Täuschung der Phantasie oder sonst sehr verdächtig, obwohl dies bei den vorliegenden nicht der Fall ist. Auf ein tadelloses Leben dagegen kann kein solcher Argwohn fallen. Vielmehr bringt die Tugend, die sich einer erworben, alle bösen Zungen zum Schweigen.


  1. ersten ↩

  2. Phil 2,29; Kol 4,10 ↩

  3. Wieder ↩

  4. in die Welt ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (1.04 MB)
  • epubEPUB (1.01 MB)
  • pdfPDF (3.23 MB)
  • rtfRTF (3.18 MB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur l'Evangile selon Saint Matthieu Comparer
Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité