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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierunddreißigste Homilie. Kap. X, V.23-33.

2.

So hat denn der Herr seine Jünger von aller Angst, von Furcht und Sorge befreit, und sie über alle Leiden erhaben gemacht. Jetzt war auch der rechte Augenblick gekommen, von der Freimütigkeit in der Verkündigung des Evangeliums zu reden.

V.27: „Denn“, heißt es weiter, „was ich euch in der Finsternis sage, das sollt ihr am hellen Tage wiederholen; und was euch nur ins Ohr gesagt wurde, das sollt ihr auf den Dächern verkünden.“

Indes, es war ja nicht finster, als der Herr dies sprach; auch flüstert er den Aposteln seine Reden nicht bloß ins Ohr! Nun, der Herr sprach eben hier vergleichungsweise. Weil er nämlich nur zu den Jüngern redete und dies in einem kleinen Winkel Palästinas, deshalb sagt er: „In der Finsternis“ und „ins Ohr“; er will diese Art der Unterredung dem Freimut gegenüberstellen, den sie nachher besitzen sollten und den er ihnen geben wollte. Denn, meint er, ihr werdet nicht bloß einer S. d496 oder zwei oder drei Städten predigen, sondern dem ganzen Erdkreis; werdet Land und Meer durchwandern, bewohnte und unbewohnte Gegenden; ihr werdet Fürsten und Völkern, Philosophen und Rhetoren ganz offen und freimütig alles sagen. Deshalb gebraucht der Herr den Ausdruck: „Auf den Dächern“ und „saget es am hellen Tage“, d.h. ohne irgendwelche Zurückhaltung und mit allem Freimut. Weshalb hat er aber nicht bloß gesagt: „prediget auf den Dächern“ und „redet am hellen Tage“; weshalb fügt er auch noch hinzu: „Was ich euch im verborgenen sage“ und „was euch nur ins Ohr geflüstert wird“? Er wollte damit ihre Zuversicht heben. So hat er ja auch ein andermal gesagt: „Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, ja noch größere als diese“1 . Ebenso hat er auch hier diese Wendung gebraucht, um zu zeigen, dass er alles durch sie wirken wolle und selbst noch mehr, als er ohne sie gewirkt hatte. Den Anfang, will er sagen, und den Beginn mache ich; die Hauptsache dagegen will ich durch euch vollenden. Das vermag aber nur der, der nicht bloß befiehlt, sondern auch imstande ist, die Zukunft vorher zu verkünden, Vertrauen zu seinen Worten einzuflößen und zu beweisen, dass er über alles Macht besitzen wird, und der ganz unmerklich auch ihren Ängsten und Befürchtungen ob der bösen Reden ein Ende machen konnte. Denn wie diese Botschaft, die jetzt noch verborgen war, alle Grenzen überschreiten wird, so wird auch das verleumderische Gerede der Juden gar schnell ein Ende nehmen. Nachdem er sie dann auf diese Weise aufgerichtet und emporgehoben hat, verkündet er ihnen von neuem auch die Gefahren, die ihrer harren, beflügelt gleichsam ihre Seele und gibt ihnen die Kraft, sich über alles emporzuheben. Denn, fährt er weiter:

V.28: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen.“

Siehst du, wie der Herr seine Jünger über alles erhaben macht, nicht bloß über Sorgen und Verleumdungen, S. d497 über Gefahren und Nachstellungen, sondern sie auch den Tod selbst verachten lehrt, den man doch für das Schrecklichste von allem hält, und zwar nicht bloß den einfachen Tod, sondern sogar den gewaltsamen. Er sagt da nicht: Ihr werdet befreit werden, nein, er hat ihnen mit der ihm eigenen Erhabenheit auch das geoffenbart und gesagt: „Fürchtet nicht diejenigen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können; fürchtet vielmehr den, der den Leib und die Seele in das höllische Feuer zu stürzen vermag.“ So macht es der Herr immer; er geht stets von einem Gegensatz zum anderen über. Wie, sagt er, ihr fürchtet den Tod und seid lässig im Predigen? Gerade deshalb predigt, weil ihr den Tod fürchtet. Denn gerade das wird euch vom wirklichen Tod befreien. Wenn sie euch auch das irdische Leben nehmen, über das höhere werden sie keine Macht haben und wenn sie sich auch tausendfach darum abmühen. Deshalb sagte Jesus nicht; diejenigen, die die Seele nicht töten, sondern:„die sie nicht töten können“. Denn wenn sie auch wollten, sie werden es nicht zustande bringen. Wenn du also den Tod fürchtest, so fürchte den Tod, der bei weitem der schlimmste ist.

Siehst du also, wie er auch hier wieder den Aposteln nicht in erster Linie die Befreiung vom Tode vorher verkündet, sondern sagt, wie er gestatten werde, dass man ihnen das Leben nehme, und dass er ihnen dadurch eine größere Gnade erweise, als wenn er kein solches Leiden über sie kommen ließe. Es ist eben etwas viel Größeres, zur Todesverachtung anzuleiten, als vom Tode zu befreien. Er treibt sie also nicht in die Gefahr hinein, sondern hebt sie über die Gefahr empor und überzeugt sie mit wenigen Worten von der Wahrheit der Unsterblichkeit der Seele. In zwei oder drei Sätzen pflanzt er in ihre Seele die heilwirkende Lehre und dann tröstet er sie auch noch mit anderen Gründen, die der Vernunft entnommen sind. Wenn sie nämlich getötet und hingemordet würden, so sollten sie nicht glauben, es widerfahre ihnen dies, weil sie verlassen worden wären. Deshalb kommt er von neuem auf die Vorsehung Gottes zu sprechen und sagt:

S. d498

V.29: „Werden nicht zwei Sperlinge um eine Aß verkauft, und doch fällt nicht ein einziger von ihnen in die Schlinge ohne euren Vater, der im Himmel ist?

V.30: Bei euch dagegen sind alle Haare des Hauptes gezählt.“

Was gäbe es denn Wertloseres als das Haar? Und doch werdet ihr auch dieses nicht verlieren, ohne dass Gott es weiß. Er wollte ja damit nicht sagen, dass er bewirke, dass die Haare ausfallen; das wäre doch Gottes unwürdig; sondern, dass nichts von dem, was geschieht, ihm verborgen sei. Wenn er aber alles weiß, was vor sich geht und er euch noch aufrichtiger liebt als ein Vater, und euch so liebt, dass er selbst eure Haare gezählt hat, so habt ihr keinen Grund, euch zu fürchten. Das sagt aber der Herr nicht etwa, weil Gott die Haare wirklich gezählt hat, sondern weil er damit seine genaue Kenntnis und seine allumfassende Fürsorge für seine Jünger dartun wollte. Wenn er also alles weiß, was vor sich geht und er euch retten kann und will, so mag euch widerfahren was immer, ihr dürft nicht glauben, dass ihr deshalb zu leiden habt, weil ihr verlassen worden seid. Er will euch eben vor den Leiden nicht befreien, sondern euch lehren, die Leiden zu verachten. Darin besteht ja in erster Linie die Befreiung von Leiden.

V.31: „Fürchtet euch also nicht; ihr seid mehr wert als viele Sperlinge.“

Siehst du also da, wie schon die Furcht die Apostel beherrscht? Der Herr kannte eben ihre verborgenen Gefühle. Deshalb fügt er hinzu: „Fürchtet sie also nicht.“ Denn wenn sie euch auch Gewalt antun, sie bezwingen nur den wertlosen Teil, den Leib, und wenn diese ihn nicht töten, so führt ihn die Natur seiner Auflösung entgegen.


  1. Joh 14,12 ↩

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