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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.10-23.

2.

So redet der göttliche Heiland, um sie an sich zu ziehen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen und ihnen zu zeigen, dass er bereit sei, sie zu heilen, wenn sie sich ihm zuwenden wollten. Es war, wie wenn etwa jemand sagt: Er wollte mich nicht sehen, und ich bin froh darüber; denn wenn er gebeten hätte, so würde ich die Bitte alsbald gewährt haben; das sagt er aber nur, um zu zeigen, wie man ihn zum Nachgeben bringen könne. Im gleichen Sinne sagt auch hier der göttliche Heiland: „damit sie sich nicht etwa zu mir wenden, und ich sie heile“, bloß um darzutun, dass sie bekehrt und gerettet werden könnten, wenn sie Buße tun wollten, und dass er dies nicht zu seinem Ruhme, sondern zu ihrer Rettung tue. Wenn er sie nicht hören und retten wollte, so hätte er ja schweigen müssen und nicht in Gleichnissen zu ihnen reden; so aber bemüht er sich gerade dadurch, sie zu erschüttern, dass er in dunklen Gleichnissen redet. Denn „Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er sich bekehre und lebe“1 . Dass die Sünde nicht in der Natur begründet, nicht eine Folge von Zwang und S. d648 Gewalt ist, das vernimm aus den Worten, die der Herr zu den Aposteln sprach:

V.16: „Selig sind eure Augen, weil sie sehen. und eure Ohren, weil sie hören“;

er meint damit nicht die leiblichen, sondern die geistlichen Augen und Ohren. Auch die Apostel waren ja Juden und in denselben Lehren erzogen; gleichwohl ward ihnen die Prophetie nicht zum Schaden, weil eben die Wurzel des Guten in ihnen gesund war, ich meine der Wille und die Gesinnung. Siehst du also, dass das: „Euch ist es gegeben“ nicht etwa einer Notwendigkeit entsprang. Auch wären sie ja nicht selig gepriesen worden, wenn die Sache nicht ihr persönliches Verdienst gewesen wäre.

Da wende mir nicht ein, der Herr habe nicht klar und deutlich zu den Juden gesprochen; es wäre ja auch ihnen frei gestanden, zum Herrn hinzugehen und zu fragen, wie die Jünger getan. Aber sie wollten eben nicht, weil sie gleichgültig und lau waren. Und was sage ich nur: sie wollten nicht? Sie taten ja sogar das gerade Gegenteil. Sie blieben nicht allein ungläubig, und hörten nicht bloß nicht, sie bekämpften ihn sogar und setzten seinen Worten die größte Unverschämtheit entgegen. Darum heißt es, als der Herr das tadelnde Prophetenwort angeführt hatte: „Sie vernahmen es mit Ingrimm.“ Die Jünger dagegen machten es nicht so; darum pries auch der Herr sie selig.

Auch durch einen anderen Hinweis ermutigt er sie noch, indem er sagt:

V.17: „Denn wahrlich sage ich euch, viele Propheten und Gerechte trugen Verlangen darnach, zu sehen, was ihr sehet, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und haben es nicht gehört“,

nämlich meine Ankunft, meine Wunder, meine Stimme, meine Lehre. Hier stellt er die Apostel nicht mehr bloß über diese Verworfenen2 , sondern auch über die Gerechten; er nennt sie sogar noch seliger als diese. Und warum denn? Weil die Jünger das sehen, was jene Juden nicht einfach nicht sahen, sondern S. d649 sogar sehnsüchtig verlangten, sehen zu können. Jene schauten eben nur durch den Glauben; diese sehen ihn sogar von Angesicht und erkennen ihn viel deutlicher. Siehst du da, wie auch hier wieder der Herr das Alte Testament mit dem Neuen verknüpft, und zeigt, dass jene Propheten die Zukunft nicht bloß schauten, sondern auch sehnsüchtig nach ihr verlangten? Das hätten sie gewiss nicht getan, wenn sie von einem fremden, feindlich gesinnten Gott inspiriert gewesen wären.

V.18: „Ihr also“, fährt der Herr weiter, „höret das Gleichnis vom Sämann“,

und kommt dann auf das zu sprechen, was ich schon früher erwähnte, nämlich auf die Lauheit und den Eifer, die Furchtsamkeit und Mannhaftigkeit, Reichtum und Armut; dabei weist er auf den Nutzen hin, den das eine,und auf den Schaden, den das andere bringt3 . Daraufhin stellt er ihnen auch verschiedene Arten vor, die Tugend zu üben. In seiner Menschenliebe eröffnete er eben nicht bloß einen Weg und sagte nicht: Wenn einer nicht hundertfältige Frucht bringt, ist er verloren, sondern: Auch der wird gerettet werden, der nur sechzigfache Frucht bringt, und nicht bloß er, sondern sogar, wer nur dreißigfache bringt. So tat er, um die Erlangung des Seelenheiles zu erleichtern. Also du kannst die Jungfräulichkeit nicht beobachten? So gehe eine ehrbare Ehe ein. Du vermagst nicht arm zu leben? Gib Almosen von dem, was du hast. Du bist nicht imstande, jene Last zu tragen? Teile dein Vermögen mit Christus. Du willst ihm nicht alles schenken? Gib ihm wenigstens die Hälfte, wenigstens ein Drittel. Er ist ja dein Bruder und Miterbe; mach ihn schon hienieden zu deinem Miterben. Alles, was du ihm gibst, wirst du dir selbst geben. Oder hörst du nicht, was der Prophet spricht: „Die Verwandten deines Blutes sollst du nicht verachten“4 . Wenn man aber die Verwandten nicht verachten darf, dann noch viel weniger den Herrn, der ja außer der Herrschaft auch noch das Recht der Verwandtschaft S. d650 auf dich hat, und noch vieles andere mehr. Er hat dich ja zum Teilhaber seines Eigentums gemacht, hat nichts von dir genommen und hat sogar mit dieser unaussprechlichen Wohltat selbst den Anfang gemacht.

Wäre es also da nicht äußerst unverständlich, nicht einmal auf ein solches Geschenk hin die Liebe zum Nächsten zu üben, keinen Dank zu wissen für diese Gnade, und nicht wenigstens eine geringe Gabe zu spenden für eine große? Er ist es ja, der dich zum Miterben des Himmels gemacht hat, und du willst nicht einmal etwas von deinen irdischen Gütern mit ihm teilen? Er hat dich erlöst ohne irgendein Verdienst von deiner Seite, ja obgleich du sogar sein Feind warst, und du willst nicht einmal deinem Freunde und Wohltäter Dank wissen? Und doch solltest du,ganz abgesehen vom Himmelreich und von allem anderen, schon allein dafür dankbar sein, dass du überhaupt etwas geben kannst. Auch die Diener, die ihre Herren zum Mahle rufen, glauben damit nicht eine Gnade zu erweisen, sondern zu empfangen. Hier ist es gerade umgekehrt. Hier hat nicht der Diener den Herrn, sondern der Herr den Diener zuerst zu seinem Mahle gerufen; du ladest ihn aber nicht einmal jetzt ein. Er hat dich zuerst in sein Haus eingeführt; du tust es nicht einmal nach ihm. Er hat dich in deiner Nacktheit bekleidet; du aber willst ihn dafür nicht einmal als Gast beherbergen. Er hat dir zuerst seinen eigenen Kelch zum Trinken gereicht; du willst ihm nicht einmal einen Trunk kalten Wassers dafür bieten. Er gab dir den Heiligen Geist zur Labung; du linderst nicht einmal seinen leiblichen Durst. Er stillte dich mit dem5 .Geiste, während du Strafe verdient hättest; du kümmerst dich nicht um den Dürstenden, obgleich du all dies Gute nur mit seinem Eigentum vollbringen solltest.


  1. Ez 18,23 ↩

  2. unter den Juden ↩

  3. die Verse 19-23 sind hier nicht eigens erklärt, weil schon in Hom.44 erwähnt ↩

  4. Is 58,7 ↩

  5. Heiligem ↩

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