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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierte Homilie. Kap.1, V.17-22.

9.

S. 76 Welche Entschuldigung hast du also, welch' annehmbare Ausrede kannst du vorbringen, wenn du einen Löwen zum Menschen machst, und es für nichts achtest, dass du selbst aus einem Menschen ein Löwe geworden bist? Jenem hast du gegeben, was über seine Natur hinausging, für dich selbst hast du nicht einmal das behalten, was deiner Natur entsprach. Wilden Tieren hast du mit Mühe die Zahmheit des Menschen beizubringen gesucht; dich selber stürzest du vom königlichen Thron herab und überlässt dich der Wildheit jener Tiere. Ja, denke doch nur daran, dass auch der Zorn ein wildes Tier ist. Die Mühe, die andere auf Löwen verwenden, die gib dir doch auch um deinetwillen, und mache, dass deine Seele sanft und milde wird. Auch dieser Löwe1 hat furchtbare Zähne und Krallen, und richtet alles zugrunde, wenn du ihn nicht zähmst. Ja, kein2 Löwe, keine Schlange kann so die Eingeweide zerfleischen wie der Zorn. der dies fortgesetzt mit eisernen Krallen tut. Denn der Zorn schadet nicht nur dem Leibe, auch die Gesundheit der Seele richtet er zugrunde, verzehrt, zerreißt, vernichtet ihre ganze Kraft, macht sie zu allem unbrauchbar. Wenn jemand Würmer in seinen Eingeweiden hat, so kann er kaum mehr atmen, da alles sich in seinem Innern verzehrt; wie werden dann wir, denen eine solche Schlange3 das ganze Innere zernagt, etwas Ordentliches leisten können? Wie können wir also diese Seuche los werden? Wenn wir einen gewissen Trank nehmen, dann können wir die Würmer und Schlangen in unserem Innern vertilgen. Doch welcher Trank, fragst du, hätte wohl so große Kraft? Das ehrwürdige Blut Christi, wenn mit reinem Gewissen genommen. Dies kann jede Krankheit heilen, und mit ihm kann es das eifrige Anhören der Hl. Schrift, das von Almosen begleitet wird; durch all dies können wir die Leidenschaften tilgen, die unsere Seele entstellen. Erst dann werden wir wirklich sein wie Lebende, während wir jetzt um nichts besser daran sind als Tote; denn es ist nicht möglich, dass, während jene4 leben, auch wir leben; sie müssen uns S. 77zugrunde richten. Wenn wir sie nicht in dieser Welt zuerst abtöten, so werden sie uns in der anderen vollständig verderben; ja selbst vor jenem ewigen Tod legen sie uns schon hienieden die schrecklichsten Strafen auf. Denn von all diesen Leidenschaften, roh, gewalttätig, unersättlich, wie sie sind, hört keine einzige jemals auf, uns täglich zu verzehren. Ihre Zähne sind wie die des Löwen, ja weit furchtbarer noch. Sobald nämlich der Löwe gesättigt ist, lässt er auch alsbald von dem Opfer, das ihm in die Klauen fiel; diese Leidenschaften hingegen werden niemals satt, lassen niemals5 ab, bis der Mensch, den sie ergriffen, dem Teufel nahe ist. So groß ist ihre Macht, dass sie dieselbe Knechtschaft, zu der Paulus sich gegenüber Christus bekannte, um dessentwillen er Hölle und Himmel gering achtete, auch von ihren Opfern verlangen. Denn wenn einer der Fleischeslust, der Habsucht, dem Ehrgeiz verfallen ist, so spottet auch er der Hölle und des Himmels.

Seien wir also nicht ungläubig, wenn Paulus sagt, er habe Christus so sehr geliebt. Denn wenn man Menschen findet, die ihren Leidenschaften so ergeben sind, wie wird man jenes unglaublich finden können? Darum ist ja unsere Liebe zu Christus oft so schwach, weil die Liebe zu diesen Leidenschaften unsere ganze Kraft verzehrt. Wir rauben, übervorteilen, jagen eitlem Ruhme nach; und was gäbe es Nichtigeres als ihn? Denn wenn du auch tausendmal angesehen wirst, du bist darum nicht besser als jene, die niemand ehrt, ja gerade darum noch verächtlicher. Denn wenn diejenigen, die bereit sind, dich zu loben und bei anderen als ausgezeichneten Menschen hinzustellen, sich eben deshalb über dich lustig machen, weil du nach ihren Lobhudeleien Verlangen trägst, wie wird dir da das Begehren nach solchen6 Dingen nicht weit eher das Gegenteil eintragen? Sie werden nur zu deinen Anklägern werden.


  1. die Seele ↩

  2. wirklicher ↩

  3. der Zorn ↩

  4. Leidenschaften ↩

  5. von ihrem Opfer ↩

  6. unerlaubten ↩

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