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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.53 - Kap. XIV,V.12.

3.

Indes glaube ich, dass viele nicht wissen, weshalb1 die Anklage erhob, die zu seinem Morde führte. Es ist daher notwendig, auch hiervon zu sprechen, S. d682 damit ihr die Weisheit des Gesetzgebers versteht. Wie lautet also das alte Gesetz, das Herodes mit Füßen trat, und Johannes verteidigte? Die Frau eines Mannes, der ohne Kinder starb, sollte dessen Bruder gegeben werden2 . Da nämlich der Tod als ein trostloses Übel galt, und alles nur darauf abzielte, das Leben zu erhalten, so schrieb das Gesetz vor, der überlebende Bruder müsse3 heiraten, und dem Kinde, das geboren würde, den Namen des Verstorbenen geben,damit dessen Familie nicht aussterbe. Denn würde der Verstorbene nicht einmal Kinder hinterlassen, was ja der größte Trost im Sterben ist, so wäre die Trauer vollends unerträglich. Deshalb hat der Gesetzgeber diesen Trost erdacht für diejenigen, denen die Natur Kinder versagt hat, und hat befohlen, dem Nachgeborenen den Namen des Verstorbenen zu geben. War aber bereits ein Kind vorhanden, so durfte eine solche Ehe nicht mehr stattfinden. Und warum nicht, fragst du? Wenn es schon einem anderen erlaubt war, dann noch viel eher dem Bruder. Durchaus nicht! Gott will eben, dass die gegenseitigen Verwandtschaften sich vermehren. Warum hat aber dann nicht auch im Falle der Kinderlosigkeit ein anderer4 geheiratet? Weil dann das nachgeborene Kind nicht mehr als dem Verstorbenen gehörig angesehen worden wäre. So aber hatte diese5 Annahme einen glaubhafteren Grund, wenn der eigene Bruder der natürliche Vater war. Ohne das läge ja auch für einen Fremden keine Notwendidgkeit vor, die Familie des Verstorbenen fortzupflanzen. Der Bruder hingegen erwarb das Recht hierzu durch seine Verwandtschaft.

Weil also Herodes die Frau seines Bruders heiratete, die schon ein Kind hatte, deshalb tadelte ihn Johannes. Doch tadelte er ihn mit Maß, und zeigte dabei nicht bloß Freimut, sondern auch Sanftmut. Du aber beachte, wie satanisch das ganze Schauspiel war. Vor allem bestand es nur aus Trunkenheit und Schwelgerei, aus denen ja kaum je etwas Gutes entstehen kann. Ferner waren die Zuschauer verdorbene Menschen, und S. d683 der Gastgeber der schlechteste von allen. Drittens handelte es sich um eine unvernünftige Belustigung. Viertens hätte man das Mädchen, um dessentwillen die Ehe ungesetzlich war, lieber verbergen sollen, weil es ja für die Mutter eigentlich ein Anlass zur Beschämung war; statt dessen kommt sie herein, um sich zu zeigen und trotz ihrer Jungfrauschaft sämtliche Huren in Schatten zu stellen. Auch der Umstand der Zeit trägt nicht wenig dazu bei, die Strafbarkeit dieses sündhaften Benehmens zu erhöhen. Während Herodes Gott hätte danken sollen dafür, dass er ihn an jenem Tage zur Erkenntnis führte, wagt er gerade da jenes Verbrechen; während er den Gefangenen von seinen Fesseln hätte befreien sollen, hat er gerade da zu den Fesseln noch den Mord gefügt.

Höret es, ihr Jungfrauen, oder vielmehr auch ihr Verheirateten, die ihr bei fremden Hochzeiten euch solche Schamlosigkeiten erlaubt, die ihr Sprünge macht und tanzet und euer gemeinsames Geschlecht entehrt! Höret es auch, ihr Männer, die ihr so gerne kostspielige Gastmähler voll Trunkenheit aufsucht, und fürchtet den Abgrund, in den euch der Teufel hinabziehen will. Der hat ja damals den unseligen Herodes mit solcher Gewalt erfasst, dass er schwur, er wolle sogar die Hälfte seines Reiches hergeben. Das bezeugt uns Markus, der da schreibt: "Er schwur ihr: Wenn du es willst, so werde ich dir bis zur Hälfte meines Reiches geben"6 . So hoch schätzte er seine Herrschaft ein, und so sehr war er zu gleicher Zeit von seiner Leidenschaft gefangen, dass er wegen ihres Tanzes darauf verzichten wollte.

Und was wunderst du dich, dass damals so etwas vorkam, nachdem ja auch jetzt, trotz der erhabenen Lebensweisheit, die uns vermittelt ward, viele wegen des Tanzes von solch verweichlichten jungen Leuten sogar ihre Seelen preisgeben, und dabei nicht einmal einen Eid nötig haben? Sie sind eben Gefangene der bösen Lust, und werden gleich Schafen umhergeschleppt, wohin immer es dem Wolfe gefällt. So ging es also damals auch dem tollen Herodes, der zwei unendliche Torheiten beging, erstens dass er dieses rasende und von Leidenschaft S. d684 trunkene Mädchen, das vor nichts zurückschreckte, zur Herrin7 machte; zweitens dass er sich durch einen Eid zu der Sache verpflichtete. Obwohl aber er so schlecht war, das Weib8 war noch schlechter als alle anderen, schlechter als das Mädchen und als der Tyrann. Sie war es ja, die das ganze Unheil geschmiedet, das ganze Drama ersonnen hatte, sie, die am meisten von allen dem Propheten zum Dank verpflichtet gewesen wäre. Ihre Tochter hatte ja nur im Gehorsam gegen sie die Scham abgelegt, den Tanz aufgeführt und den Mord verlangt, und Herodes ward von ihr im Netze gefangen.

Siehst du da, wie recht Christus hatte, wenn er sagte: "Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert"?9 Hätte das Mädchen dieses Gebot beobachtet, so hätte es keine so großen Sünden begangen, so hätte es nicht diese Blutschuld auf sich geladen. Oder was gäbe es Schlimmeres als sich eine Grausamkeit, einen Mord als Gnade sich zu erbitten, einen ungesetzlichen Mord, einen Mord während des Mahles, einen Mord, begangen vor der Öffentlichkeit und ohne Scham! Sie kam nicht insgeheim, um darüber zu verhandeln, sondern öffentlich, ohne Maske, enthüllten Hauptes; sie nimmt den Teufel zu ihrem Gehilfen und bringt so ihre Bitte vor. Auch der Teufel half ihr ja mit dazu, durch ihren Tanz das Wohlgefallen zu erregen und so den Herodes zu fangen. Wo eben ein Tanz ist, da ist auch der Teufel dabei. Nicht zum Tanze hat uns ja Gott die Füße gegeben, sondern damit wir auf dem rechten Wege wandeln; nicht damit wir ausgelassen seien, nicht damit wir Sprünge machen wie Kamele10 , sondern damit wir mit den Engeln den Chorreigen bilden. Wenn schon der Leib bei solcher Ausschweifung besudelt wird, um wieviel mehr noch die Seele? Solche Tänze führen eben nur die Teufel auf; solchen Hohn treiben nur des Teufels Gehilfen.


  1. Johannes ↩

  2. Dt 25,5 ↩

  3. die Witwe ↩

  4. die Witwe ↩

  5. juridische ↩

  6. Mk 6,23 ↩

  7. seines Willens ↩

  8. die Herodias ↩

  9. Mt 10,37 ↩

  10. denn auch diese führen widerliche Tänze auf, nicht bloß die Weiber ↩

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