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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.53 - Kap. XIV,V.12.

4.

Beachte aber auch, wie die Bitte selber lautet: „Gib mir hier auf einer Schüssel das Haupt des S. d685 Johannes des Täufers.“ Siehst du, wie ausgeschämt das Mädchen ist, wie sie so ganz eine Beute des Teufels ist? Sie erwähnt sogar noch die Würde1 ; aber auch so empfindet sie keine Scham. Wie mit einer Fessel gebunden, so verlangt sie, dass jenes heilige und selige Haupt auf einer Schüssel hereingetragen werde. Nicht einmal einen Grund gibt sie an; sie hätte ja keinen zu nennen gewusst; sie verlangte einfach, durch fremdes Unglück geehrt zu werden. Sie sagte auch nicht: Führe ihn da herein und töte ihn; sie hätte eben den Freimut des dem Tode Geweihten nicht zu ertragen vermocht. Sie fürchtete auch, die furchtbare Stimme des Gemordeten hören zu müssen. Denn im Angesichte des Todes hätte er wohl kaum geschwiegen. Darum sagte sie: „Gib mir hier auf einer Schüssel“; es verlangt mich, jene Zunge verstummt zu sehen. Sie wollte eben nicht bloß mit Vorwürfen verschont bleiben, sondern auch hingehen und den Gefallenen verhöhnen. Gott aber ließ es so zu. Er schleuderte keinen Blitzstrahl vom Himmel, um das schamlose Schauspiel im Feuer zu vertilgen, noch befahl er der Erde, sich zu öffnen und diese ganze elende Tischgesellschaft zu verschlingen. Er wollte eben zu gleicher Zeit dem Gerechten eine schöne Krone verschaffen, und denen einen großen Trost hinterlassen, die nach ihm irgendein Unrecht zu leiden hätten.

Nehmen wir uns also daraus eine Lehre, wer immer aus uns tugendhaft lebt und von bösen Menschen Böses zu ertragen hat. Auch damals erlaubte ja Gott, dass derjenige, der in der Wüste lebte, der einen Ledergürtel trug und ein haarenes Gewand, er der Prophet, der alle Popheten übertraf, der keinen Größeren kannte unter den vom Weibe Geborenen, dass er getötet wurde, und und zwar durch ein schamloses Mädchen und eine verdorbene Hure, und das alles, weil er für das göttliche Gesetz eintrat. Das wollen wir also beherzigen und all unsere Leiden standhaft ertragen. Auch damals hat ja dieses blutbefleckte, sündhafte Weib ihr ganzes Verlangen nach Rache an dem, der sie beleidigt hatte, stillen dürfen; sie durfte ihren ganzen Hass befriedigen und Gott hat es so zugelassen. Und doch hatte Johannes nie S. d686 etwas zu ihr gesagt, und hatte ihr keinen Vorwurf gemacht, sondern nur den Mann allein getadelt. Allein ihr schlechtes Gewissen klagte sie an. Darum ließ sie sich in ihrem Zorn und Groll zu noch größeren Vergehen hinreißen und belud alle zugleich mit Schande, sich selbst, ihre Tochter, ihren verstorbenen Mann, den lebenden Ehebrecher, und fügte zu den früheren Verbrechen noch neue hinzu. Wenn es dich schmerzt, so sprach sie, dass er im Ehebruch lebt, so will ich auch noch einen Mörder aus ihm machen, den Henker seines Tadlers.

Höret es, die ihr über das rechte Maß hinaus für eure Frauen eingenommen seid. Höret es, die ihr auf unbekannte Dinge hin Eide schwöret, die ihr andere zu Herren eures Verderbens macht und euch selbst den Abgrund bereitet. Auch Herodes ging ja auf diese Weise zugrunde. Er hatte erwartet, das Mädchen werde eine Bitte stellen, die für ein Gastmahl passte; sie war ja noch ein Kind und durfte sich eine glänzende und willkommene Gunst erbitten mitten in einem Fest, bei einem Gastmahl, unter Lobeserhebungen. So erwartete er nicht, sie werde den Kopf2 verlangen; doch er täuschte sich. Allein nichts von all dem wird ihn entschuldigen. Wenn auch das Mädchen eine Gemütsverfassung gehabt hätte wie Tierkämpfer, so durfte doch wenigstens er sich nicht missbrauchen lassen und nicht in dieser Weise tyrannischem Befehle gehorchen. Denn wen hätte nicht Schauder ergriffen, wenn er jenes heilige Haupt bei einem Gastmahle aufgetragen und bluten sah? Aber nicht so der frevelhafte Herodes und sein noch ruchloseres Weib. So sind eben ehebrecherische Weiber, sie übertreffen alle an Frechheit und Rohheit. Wenn wir schon beim Anhören dieser Dinge erschaudern, welchen Eindruck hätte dann nicht erst der wirkliche Anblick selber machen müssen? Was mussten die Tischgenossen empfinden, wenn sie mitten im Mahle das träufelnde Blut eines frisch abgeschlagenen Hauptes sahen? Allein jenes blutdürstige Weib, das noch wilder war als Erinnyen3 , empfand kein Grauen S. d687 bei diesem Schauspiel; im Gegenteil, sie frohlockte darüber. Und doch hätte der bloße Anblick allein schon genügt, um einen erstarren zu machen. Doch dieses mordbefleckte, nach Prophetenblut dürstende Weib fühlte nichts dergleichen. So ist eben die Unzucht, sie führt nicht bloß zur Wollust, sondern auch zum Morde. Die Frauen, die ihre Ehe brechen wollen, sind auch bereit, ihre betrogenen Männer zu morden. Und nicht bloß zu einem oder zu zwei Morden sind sie bereit, sondern zu unzähligen. Für solch tragische Vorkommnisse gibt es viele Beispiele. So machte es also damals auch dieses Weib, in der Hoffnung, ihre Missetat werde verborgen und geheim bleiben. Aber das gerade Gegenteil davon geschah. Nach diesem Ereignis ertönte die Stimme des Johannes nur noch lauter.


  1. des Johannes ↩

  2. eines anderen ↩

  3. Rachegöttinnen ↩

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