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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Neunundfünfzigste Homilie. Kap. XVIII, V.7-14.

7.

Darum bitte ich auch inständig, bringen wir diese Schlange um, sperren wir die Bestie ein, erwürgen, vertilgen wir sie, liefern wir die bösen Gedanken dem Schwerte des Geistes aus, damit nicht auch uns die Drohung gelte, die der Prophet an die Juden richtete: „Waldteufel tanzen dort und Igel und Drachen“1 . O, es gibt Menschen, die tatsächlich schlimmer sind als Waldteufel, weil sie wie diese gleichsam in der Wüste hausen und ausschlagen. Ist nicht eigentlich ein Großteil unserer Jugend so? Voll wilder Begierden, springen sie, schlagen aus, laufen zügellos umher und haben für ihre Pflichten nicht den nötigen Ernst. Die Schuld an diesen Unordnungen trifft die Väter. Ihre Rosse lassen sie von den Knechten mit großer Sorgfalt dressieren, lassen die Füllen in ihrer Jugend gewöhnlich nicht ohne Zucht, sondern legen ihnen beizeiten einen Zaum an und tun, was sonst notwendig erscheint. Ihre Söhne dagegen, vernachlässigen sie in der Regel, und kümmern sich nicht darum, wenn sie zügel- und sittenlos sich herumtreiben, und durch Unzucht, Würfelspiel und gottlose Theaterstücke sich selbst entwürdigen. Man sollte sie, ehe sie der Unzucht verfallen, verheiraten mit einem klugen und verständigen Weibe: ein solches versteht es, den Mann von einem so unwürdigen Zeitvertreibe abzulenken, wie man ein Füllen durch den Zaum lenkt. Denn aus keiner anderen Ursache rühren die Sünden der Unzucht und die Ehebrüche her, als weil die jungen Leute so zügellos sind. Sobald einer ein braves Weib hat, wird ihm auch an dem Hause, an seinem Ruf und guten Namen gelegen sein.

S. d867 Aber er ist ja noch jung, redet man sich aus. Das weiß auch ich ganz wohl. Wenn aber Isaak, der erst im Alter von vierzig Jahren eine Braut heimführte, sein Leben bis zu dieser Zeit in Keuschheit verbrachte, dann sollten noch viel eher unsere jungen Leute mit Hilfe der Gnade imstande sein, dieselbe Tugend zu üben. Aber was soll ich eigentlich tun? Es ist euch gleichgültig, ob sie enthaltsam sind oder nicht, es liegt euch nichts daran, wenn sie sich entehren, beflecken, mit Fluch beladen. Warum? Weil ihr keine Ahnung davon habt, wie hochbedeutsam es für den Ehestand ist, dass man seinen Leib rein bewahrt. Hat man ihn befleckt, so kann dann die Ehe keinen Nutzen mehr bringen. Ihr handelt ganz verkehrt; erst wenn sie sich mit tausend Schändlichkeiten entehrt haben, führt ihr sie dem Ehestande zu; dann ist es aber bereits zu spät. Eine andere Entschuldigung lautet: Er muss doch warten, bis er sich einen Namen gemacht, bis er in der Öffentlichkeit etwas geleistet hat. An der Seele liegt euch also nichts, ihr lasset es ruhig zu, dass sie weggeworfen wird. Daher kommt es eben, dass alles voll Wirrwarr, Unordnung und Unruhe ist, weil die Seele als Nebensache gilt, weil das Notwendige vernachlässigt und dem Wertlosen soviel Sorgfalt gewidmet wird. Weißt du nicht, dass du deinem Kinde keine größere Wohltat erweisen kannst, als wenn du es unbefleckt erhältst vor der Verunreinigung mit der Unzucht? Es gibt nichts, das solchen Wert hätte wie die Seele. Denn: „Was nützt es dem Menschen“,spricht der Herr, „wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet?“2 . Leider hat aber die Habsucht alles umgekehrt und auf den Kopf gestellt und die wahre Gottesfurcht vertrieben; wie ein Tyrann eine Burg, so hat sie die Herzen der Menschen eingenommen. So achtet man denn auch nicht auf die Kinder und das eigene Heil, man hat nur das eine Ziel im Auge, wie man reicher werden könne, um das Vermögen anderen zu hinterlassen, diese wieder anderen, und die Nachfolgenden wieder den S. d868 Nachfolgenden; so sind wir nicht Eigentümer, sondern gewissermaßen nur Vermittler von Geld und Gut.

Aus diesen Verhältnissen entsteht soviel Torheit. Daher kommt es, dass man sich um die Freien weniger kümmert, als um die Sklaven. Diese werden zurechtgewiesen, wenn auch nicht ihretwegen, so doch um unseretwillen; den Freien erweist man diese Wohltat nicht, sie gelten uns eben weniger als jene. Ja nicht bloß weniger als Sklaven, sogar weniger als die Tiere. Denn auf die eigenen Kinder achtet man nicht soviel, als auf Esel und Maultiere, man sorgt mehr für diese. Hat z.B. jemand auch nur einen Maulesel, so ist er sorgsam bemüht, einen tüchtigen Treiber dazu zu finden, der nicht nachlässig, nicht diebisch, nicht trunksüchtig ist, sondern sein Geschäft gut versteht. Handelt es sich aber darum, für die Seele des Kindes einen Erzieher zu suchen, so nimmt man den ersten besten. Und doch gibt es keine größere Kunst, als gerade die Erziehung. Was könnte man auch wohl mit der harmonischen Entwicklung der Seele und der Bildung des Herzens eines jungen Menschen vergleichen? Wem diese Kunst eigen ist, der muss ein weit vollkommenerer Künstler sein, als alle Maler und Bildhauer. Gewöhnlich werden aber diese Gesichtspunkte gar nicht in Rechnung gezogen, man legt nur darauf Gewicht, dass das Kind in der Sprache ordentlich ausgebildet werde, und selbst das nur um des Erwerbes willen. Denn nicht um ein Redner, sondern um ein Geschäftsmann zu werden, wird das Kind in der Sprache unterrichtet. Könnte man reich werden, auch ohne reden zu können, so läge uns selbst daran nichts. Siehst du also, welche Tyrannei das Geld ausübt? Aller Verhältnisse hat es sich bemächtigt und hält die Menschen wie Sklaven oder Tiere gefesselt und schleppt sie, wohin es will. Aber welchen Nutzen haben wir von all diesen Vorwürfen? Wir wenden uns gegen diese Herrschaft nur mit Worten, sie hält uns dagegen durch die Tat in ihrer Gewalt. Trotzdem wollen wir doch nicht aufhören, die Waffen des Wortes gegen sie zu kehren. Erreichen wir etwas, so kommt der Nutzen uns und euch zustatten; S. d869 bleibt ihr so wie vorher, so haben wir wenigstens unsere Pflicht getan, Gott möge aber auch euch von dieser Krankheit heilen und uns verleihen, dass wir uns in euch rühmen können: denn ihm gebührt der Ruhm und die Macht in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Jes 13,22 ↩

  2. Mt 16,26 ↩

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