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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Fünfte Homilie. Kap. I, V.22-25.

4.

Das sagen wir aber nicht, damit ihr es bloß hört, sondern damit ihr diese Mannhaftigkeit, diesen Freimut und diese allseitige Rechtschaffenheit nachahmet; damit keiner an sich selbst verzweifle, wenn er auch bisher in Gleichgültigkeit dahingelebt hätte; damit er nach dem Erbarmen Gottes auf nichts anderes mehr vertraue, als auf seine persönliche Tugend. Wenn diesen1 eine außerordentliche Verwandtschaft, aus der gleichen Familie und der gleichen Heimat wie Christus, nichts genützt hat, bevor sie nicht persönliche Tugendhaftigkeit aufweisen konnten, wie können dann wir auf Nachsicht rechnen, wenn wir nur die Heiligkeit unserer Brüder aufweisen können, ohne aber selbst zu sein, wie sich's gehört, ohne selbst tugendhaft zu leben? Gerade darauf hat der Prophet hingewiesen, wenn er sagte: „Nicht der Bruder wird loskaufen, sondern der Mensch“2 , und wäre dein Bruder auch Moses, Daniel oder Jeremias. Höre nur, was Gott zu diesem letzteren spricht: „Bitte nicht für dieses Volk, denn ich werde dich nicht erhören“3 . Was wunderst du dich also, so sagt der Herr, wenn ich dich nicht erhöre? Ja wäre Moses selbst zugegen mit Samuel, ich würde ihre Fürbitte für dieses Volk nicht annehmen. Und stünde selbst ein Ezechiel für sie ein, er müsste4 hören: „Wenn auch Noe, Job und Daniel vor mich träten, ihre Söhne und Töchter werden sie nicht retten“5 . Ja, käme selbst der Patriarch Abraham und bäte für diese Unheilbaren und Unbußfertigen, Gott ließe ihn stehen und entfernte sich, um seine Bitte für sie nicht zu hören. Und nochmals, wenn S. 93Samuel dies täte, er würde ihm sagen: „Hab kein Erbarmen mit Saul“6 . Ja selbst wer für seine Schwester bäte, ohne dass es Gott gefällt, bekäme zu hören, was Moses hörte: „Wenn ihr eigener Vater ihr ins Angesicht gespieen hätte“7 .

Schauen wir also nicht hilfelechzend auf andere. Die Gebete der Heiligen haben gewaltige Macht, aber auch nur, wenn wir Reue besitzen und uns bessern. Selbst Moses konnte zwar seinen eigenen Bruder und sechhunderttausend Menschen vor dem Zorne Gottes retten, seiner eigenen Schwester vermochte er nicht zu helfen; und doch war ihre Sünde nicht die gleiche; sie hatte gegen Moses gefehlt, jene hatten es gewagt, gegen Gott zu freveln. Die Erklärung dafür überlasse ich euch. Dafür will ich eine noch viel schwerere Frage zu lösen versuchen. Was brauchen wir von Moses Schwester zu reden? Hat ja doch der Führer dieses so zahlreichen Volkes nicht einmal sich selbst zu helfen vermocht. Nach tausenderlei Anstrengungen und Mühseligkeiten, nach vierzigjähriger Führerschaft ward es ihm verwehrt, das Land zu betreten, das der Gegenstand so vieler froher Verheißungen gewesen. Warum dies? Diese Gunst hätte keine guten, sondern ganz schlimme Folgen gehabt; sie hätte manchen Juden zum Falle gedient. Wenn sie nämlich schon ob ihrer bloßen Befreiung aus Ägypten Gott vergaßen und dem Moses anhängen wollten und ihm das ganze Verdienst zuschrieben, was für Abgötterei hätten sie nicht erst mit ihm getrieben, wenn er sie auch noch ins Land der Verheißung geführt hätte? Deshalb ist nicht einmal sein Grab bekannt geworden.

Auch Samuel hat den Saul nicht vor dem himmlischen Zorn zu schützen vermocht; die Israeliten dagegen hat er oftmals davor gerettet. Jeremias im Gegenteil konnte den Juden nicht helfen, einen anderen aber schützte er, wie wir aus seiner Prophetie erkennen. Daniel befreite die Barbaren aus Todesgefahr, die Juden konnte er nicht vor Gefangenschaft bewahren. Auch im Evangelium sehen wir, wie manche nicht S. 94an anderen, sondern an sich selbst beides erfahren mussten; wie ein und dieselbe Person das eine Mal sich aus der Gefahr befreien konnte, das andere Mal in ihr unterging: So konnte der Knecht, der zehntausend Talente schuldig war, sich das erste Mal durch Bitten aus seiner Not befreien; ein zweites Mal aber nicht. Umgekehrt konnte ein anderer, der sich zuerst ganz zugrunde gerichtet hatte, nachher ganz bedeutende Hilfe erlangen. Wer war dies? Der, welcher das väterliche Vermögen verschwendet hatte. Wenn wir also leichtfertig leben, so können wir auch durch fremde Hilfe keine Rettung mehr finden; sind wir aber besonnen, so können wir uns selber helfen, und zwar noch besser als durch fremde Hilfe. Auch Gott will ja seine Gnade lieber gleich uns selber geben, als anderen für uns. Denn dadurch sollen wir auch an Zutrauen gewinnen und besser werden, dass wir uns bemühen, einen Zorn zu besänftigen. So hat sich der Herr des chananäischen Weibes erbarmt, so hat er der Ehebrecherin geholfen und dem Räuber, ohne dass jemand den Mittler und Fürsprecher machte.


  1. „Brüdern“ ↩

  2. Ps 48,7 ↩

  3. Jer 11,14 ↩

  4. die Worte der Schrift ↩

  5. Ez 14,14.16 ↩

  6. 1 Kön 16,1 ↩

  7. Num 12,14 ↩

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