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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundsechzigste Homilie. Kap. XIX, V.15-26.

4.

All das musst du nun allerdings auch beherzigen, um die böse Begierde nach Besitz auszutilgen. Du kannst auch nicht einwenden, dass sie doch wenigstens irdische Güter gewährt, wenn sie schon der ewigen beraubt. Denn wäre dem auch wirklich so, so käme selbst S. d916 das der größten Strafe und Marter gleich. Nun ist das aber gar nicht einmal der Fall; die Habsucht treibt einen nicht bloß in die Hölle, sondern, noch ehe man in die Hölle kommt, stürzt sie hienieden schon in entsetzliches Elend. Gerade diese Leidenschaft ist es ja, die schon viele Häuser zerstört, schreckliche Kriege entfacht und manche in einen gewaltsamen Tod getrieben hat. Und was noch mehr als all dieses Unheil ist, sie besudelt den Adel der Seele. Wie oft hat sie ihre Sklaven feige, unmännlich, oder frech, lügnerisch und ränkevoll, oder raubsüchtig, geizig und zu allen möglichen Schlechtigkeiten fähig gemacht! Aber vielleicht lässt du dich durch den Glanz des Goldes, die große Zahl der Dienerschaft, die Schönheit der Gebäude, die Huldigungen der Öffentlichkeit berücken? Was für eine Arznei mag es wohl für diese gefährliche Wunde geben? Man muss bedenken, in welchen Zustand die Seele durch alle diese Äußerlichkeiten gerät; wie düster, öde. hässlich und missgestaltet sie dadurch wird. Man muss ferner erwägen, wieviel Böses getan wird, um all das zu erwerben; wieviel Mühen und Gefahren die Erhaltung mit sich bringt; ja wie es nicht einmal bis zum Ende bewahrt werden kann. Mag man auch allen Angriffen darauf glücklich entronnen sein, zuletzt kommt doch der Tod und wirft alles deinen Feinden in den Schoß, indes er dich mit leeren Händen davonführt, ohne dass du etwas anderes mitnimmst als nur die Wunden und Eiterbeulen, welche die Seele durch all jene Dinge davongetragen hat. Wenn du daher jemanden bemerkst, der äußerlich mit Kleidern und zahlreicher Begleitung prunkt, so wirf nur einen Blick in sein Gewissen und du wirst darin viel Spinngewebe und Staub entdecken. Siehe dagegen auf einen Paulus, einen Petrus, schau hin auf Johannes, auf Elias, oder vielmehr auf ihn selbst, den Sohn Gottes, der nicht so viel besaß, wohin er sein Haupt legen konnte. Ihn ahme nach und seine Diener, ihren unbeschreiblichen Reichtum lasse auf deine Seele wirken. Und wenn du nach einem solchen Blicke wiederum von irdischen Schätzen geblendet wirst und es dir geht, wie wenn bei einem Schiffbruch eine Woge heranrollt, dann lasse in deinem S. d917 Ohr die Worte Christi wiederklingen: Es ist unmöglich, dass ein Reicher in das Himmelreich eingehe. Stelle diesem Ausspruch dann die Berge, die Erde, das Meer gegenüber und mache es meinetwegen zu lauter Gold, und du wirst einsehen, dass es nichts gibt, was mit der Strafe in Vergleich kommen kann, die dich im Jenseits erwartet.

Du magst dir immerhin so und soviel Joch Land, zehn, zwanzig oder noch mehr Häuser, und ebensoviele Bäder, tausend oder zweitausend Sklaven, silber und goldbeschlagene Wagen vorstellen, ich sage nur soviel: Wenn jeder von euch Reichen diesen Bettel fahren ließe1 und dafür die ganze Welt gewänne, wenn jeder soviel Untertanen hätte, als es jetzt zu Wasser und zu Lande Menschen gibt, wenn jeder die Erde, das Land und das Meer und überall Gebäude und Städte und Völker besäße, wenn ihm von allen Seiten aus den Brunnen Gold statt Wasser flöße, ich würde für diesen ganzen Reichtum nicht drei Heller geben, wenn sein Besitzer dafür das Himmelreich einbüßte. Schon hier auf Erden sind sie ganz unglücklich, wenn sie diesen vergänglichen Reichtum, nach dem sie haschen, nicht erlangen; wie groß würde erst die Verzweiflung sein, wenn sie eine Ahnung bekämen von den unbeschreiblichen Schätzen des Jenseits! Nichts wäre imstande, sie zu trösten.

Es komme mir also niemand mit dem Geschwätz vom Überfluss an Reichtum, vielmehr denke er an die große Strafe, welcher die Habsüchtigen verfallen, wenn sie seinetwegen den Himmel einbüßen. Es geht ihnen ebenso wie einem, der am königlichen Hofe die höchsten Ehrenstellen verliert, dafür einen Düngerhaufen besitzt und sich darauf noch viel einbildet. Ein Haufen Mist unterscheidet sich in nichts von einem Haufen Geld, ja ersterer ist eher noch besser als letzterer, denn er gewährt einen besonderen Nutzen in der Landwirtschaft, zum Heizen von Bädern und dergleichen; vergrabenes Geld kann man zu keinem solchen Zwecke gebrauchen. Und wäre es nur bloß unnütz! Nun aber zündet es dem Besitzer mächtige Brände an, wenn er es nicht in der S. d918 gehörigen Weise verwendet. Tausendfach ist das Unheil, das daraus erwächst. Darum nennen auch die weltlichen Schriftsteller die Habsucht eine Hochburg alles Bösen, der hl. Paulus aber noch viel besser und treffender: die „Wurzel aller Übel“2 . Alle diese Wahrheiten wollen wir beherzigen, damit wir nach dem zu streben lernen, was des Strebens wert ist; ich meine nicht prächtige Gebäude oder wertvolle Ländereien; ich meine vielmehr, wir müssen die Männer nachahmen, welche bei Gott in großem Ansehen stehen, welche für den Himmel Schätze sammeln, welche Besitzer der Reichtümer im Jenseits, welche in Wahrheit reich sind, weil sie um Christi willen arm geworden. Dann werden wir auch die ewigen Güter erlangen durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesu Christi, dem im Verein mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ruhm sei und Macht und Ehre jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit Amen!


  1. Bettel heiße ich es gegenüber dem, was ich jetzt aufzählen will ↩

  2. 1 Tim 6,10 ↩

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