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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierundsechzigste Homilie. Kap V. 27 Kap XX, V.1-6

5.

Wir dürfen darum die Sorge um ein tugendhaftes Leben nicht beiseite setzen. Wenn es schon so großen Schaden bringt, wenn man nur einen Teil der Tugendhaftigkeit außer acht lässt, wie soll man dann der Strafe entgehen, wenn man beim Gerichte nach allen Seiten hin verdammenswert erscheint? Welche Strafe wird uns das nicht zuziehen! Du wendest ein: Wie kann man aber da noch hoffen, gerettet zu werden, wenn jeder der angeführten Punkte uns die Hölle in Aussicht stellt? Ich erwidere: Wenn wir uns in acht nehmen, können S. d931 wir gerettet werden ; nur müssen wir aus Almosen eine Arznei bereiten, um unsere Wunden zu heilen. Kein Öl kräftigt den Leib in dem Maße, in dem die Nächstenliebe die Seele stärkt, so zwar, dass sie von niemanden überwunden und auch vom Teufel nicht bezwungen werden kann; denn wo er auch anfassen will, muss er abgleiten, weil dieses Öl uns glatt macht, so dass er auf unserem Rücken keinen Anhalt findet. Mit diesem Öle müssen wir uns demnach unablässig salben; es ist die Grundlage unserer Gesundheit, unserer Ausrüstung mit Licht, die Quelle unseres Glanzes. Aber, entgegnest du, der und jener hat so und soviel Talente Gold und gibt doch nichts. Ja, geht denn das dich etwas an? Du wirst nur um so mehr die Bewunderung auf dich ziehen, wenn du trotz deiner Armut freigebiger bist als er. So bewunderte Paulus die Mazedonier, nicht weil sie Almosen gegeben, sondern weil sie trotz ihrer eigenen Armut gegeben hatten. Sieh also nicht auf solche Leute, sondern auf den, der unser aller Lehrmeister ist, der nicht hatte, wohin er sein Haupt legen konnte. Aber warum tut es der oder jener nicht, fragst du? Wirf dich nicht zum Richter über andere auf; halte lieber dich selbst frei von Schuld. Deine Strafe würde ja nur um so größer ausfallen, wenn du selbst nicht tätest, wessen du andere beschuldigst, wenn du desselben Unrechtes schuldig wärest, wegen dessen du andere richtest. Nicht einmal ein Rechtschaffener darf über andere urteilen, wieviel weniger einer, der selbst fehlt. Darum wollen wir nicht über andere urteilen, nicht auf andere schauen, die leichtsinnig sind, sondern auf Jesum; ihn allein wollen wir uns zum Vorbild nehmen. Oder habe denn ich dir Wohltaten erzeigt? Habe ich dich erlöst, dass du auf mich siehst? Ein ganz anderer ist es, der dir das alles erwiesen hat. Wie kannst du den Herrn beiseite setzen, um auf deinen Mitknecht zu sehen? Hast du nicht gehört, wie er spricht: „Lernet von mir, weil ich sanft bin und demütig von Herzen“1 , und ein andermal: „Wer unter euch erster sein will, soll euer Diener sein, so wie der Sohn des Menschen nicht S. d932 gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen“2 . Dann wieder will er dich von dem Beispiele deiner trägen Mitknechte abziehen, damit du nicht an ihnen Anstoß nehmest und in deiner Launigkeit verharrest, und sagt: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr tut, wie ich getan habe“3 .

Soll es aber unter den Menschen, die mit dir leben, keinen geben, der dein Tugendlehrer sein kann, keinen, der dich anleiten könnte? Nun gut, dann ist das Lob um so größer, der Ruhm desto hervorragender, wenn du so Bewundernswertes leistest, ohne einen Lehrer gehabt zu haben. Und das ist wohl möglich, ja sogar ganz leicht, wenn wir nur guten Willen haben. Das finden wir bestätigt von jenen Männern, die in der Vorzeit die Vollkommenheit übten, an Noe, Abraham, Melchisedeck, Job und allen anderen, die ihnen glichen. Auf sie musst du deshalb Tag für Tag hinblicken, nicht auf diejenigen, die ihr in Wirklichkeit beständig nachahmt und in euren Reden im Munde führt. Überall höre ich nämlich nur Reden von euch wie: Der hat so und soviele Morgen Land gekauft; jener ist reich; der dort baut. Was richtest du dein Begehren nach auswärts, o Mensch, was schaust du auf andere? Willst du schon deinen Blick auf andere kehren, so sieh doch auf jene hin, die tugendhaft, die gottesfürchtig sind, die gewissenhaft die Gebote beobachten, nicht auf Leute, die sie übertreten und unwürdig leben. Wenn du auf diese blickst, wird es dir sehr schlimm ergehen, du wirst in Launigkeit und Hochmut verfallen und schließlich über andere richten. Nimmst du dir hingegen die Tugendhaften zum Vorbild, so wirst du infolgedessen zur Demut, zum Eifer und vielen anderen Tugenden dich angespornt fühlen. Höre, wie es dem Pharisäer erging, da er die Tugendhaften geringschätzte und auf die Sünder hinsah. Höre es mit Zittern. Siehe auch, wie bewunderungswürdig David war, weil er seine tugendhaften Ahnen vor Augen hatte: „Ein Pilger und Fremdling bin ich wie alle meine Väter“ sagt er4 . So wie er, halten es auch S. d933 alle, die derselben Gesinnung waren; nicht an die Sünder kehrten sie sich, sondern merkten nur auf die Rechtschaffenen. Mache es auch so! Wirf dich nicht zum Richter über die Fehler anderer auf, noch zum Späher nach den Sünden des Nebenmenschen. Über dich selbst sollst du zu Gericht sitzen, nicht über andere; so ist es befohlen, denn wir lesen: „Wenn wir uns selber richteten, würden wir nicht gerichtet werden. Wenn wir aber gerichtet werden von dem Herrn, werden wir gezüchtigt“5 . Du aber kehrst die Ordnung um; von dir selbst forderst du keine Rechenschaft, weder über große noch über kleine Vergehen; bei anderen kannst du es nicht genau genug nehmen.

Wohlan, wir wollen nicht mehr so handeln, wir wollen solcher Verkehrtheit ein Ende machen; über unsere eigenen Fehler wollen wir in uns einen Richterstuhl aufstellen und wollen unsere eigenen Vergehungen anklagen, richten und züchtigen. Und willst du dich schon mit anderen Leuten beschäftigen, so kümmere dich um ihre Tugenden, nicht um ihre Fehler. Dann werden wir durch die Erinnerung an unsere eigenen Sünden, durch den Eifer, den andere in guten Werken zeigen und durch die Vergegenwärtigung des unbestechlichen Gerichtes täglich wie mit einem Stachel von unserem Gewissen angetrieben, uns selbst zur Demut und immer größerem Eifer anspornen, und so die ewigen Güter erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem zugleich mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ruhm, Macht und Ehre sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Mt 11,29 ↩

  2. Mt 29,27-28 ↩

  3. Joh 13,15 ↩

  4. Ps 38,13 ↩

  5. 1 Kor 11,31-32 ↩

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