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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einundsiebzigste Homilie. Kap. XXII, V.34-46.

3.

Gegen wen sollen wir nun zuerst Stellung S. d1027 nehmen und vorgehen? Eine einzige Predigt reicht ja gar nicht hin, um alle zu berühren. Soll ich diejenigen herausgreifen, welche ihrer Eitelkeit durch Wohltätigkeit dienen? Meines Erachtens ja, denn ich schätze die Wohltätigkeit überaus und sehe mit Bedauern, wie man diese Tugend missbraucht, wie ihr die Eitelkeit nachstellt, um sie zu verderben, und dass diese es macht wie eine kupplerische Amme, die eine Königstochter zu verführen sucht. Sie nährt zwar das Kind, verleitet es aber dabei zu Schändlichkeiten und schädlichen Dingen, flößt ihm Verachtung gegen den Vater ein, fordert es auf, sich zu schmücken, um schlechten und nichtswürdigen Männern zu gefallen, kleidet es nicht wie der Vater es will, sondern schandmäßig und unehrbar, wie Fremde es wünschen. Wohlan, wenden wir uns also gegen eine Wohltätigkeit dieser Art. Da gibt jemand ein äußerst reichliches Almosen, um bei den Leuten Aufsehen zu machen. In erster Linie führt er also die Wohltätigkeit aus dem Brautgemache des Vaters. Der Vater hatte befohlen, sie nicht einmal der Linken zu zeigen, und die Eitelkeit zeigt sie den Knechten und jedem beliebigen, auch solchen, die sie nicht einmal kennen. Siehst du, wie die Buhlerin und Kupplerin die Tugend zur Liebelei mit unwürdigen Menschen reizt, dass sie sich aufputzt, wie jene es haben wollen?

Willst du auch sehen, wie die Eitelkeit eine solche Seele nicht allein zur Buhlerin macht, sondern sogar in Wahnsinn stürzt? Wirf nur einen Blick auf ihre Gesinnung. Kann es einen größeren Wahnsinn geben, als den Himmel aufzugeben, um Tagedieben und Knechten nachzulaufen, durch Gassen und Gässchen solchen schimpflichen und abscheulichen Leuten nachzujagen, welche sie nicht einmal sehen wollen, die sie verachten, weil sie sehen, dass sie in Liebe zu ihnen glüht? Denn niemand wird von der großen Menge so sehr geschätzt als ein Mensch, der sie um Ehre anbettelt. Tausenderlei Schimpf wird ihm angetan, ja es tritt ein ähnlicher Fall ein, wie wenn man die jungfräuliche Tochter eines Königs vom königlichen Throne entführte und ihr zumutete, sich den Gladiatoren, die sie anspeien, preiszugeben. Je mehr man die Menge sucht, desto mehr S. d1028 wendet sie sich ab. Suchst du hingegen deine Ehre bei Gott, desto mehr zieht er dich an sich, lobt dich und vergilt es dir reichlich. Auch von einer anderen Seite kannst du den Schaden erkennen, den du dir zuziehst, wenn du nur aus Prahlerei und Ehrsucht Almosen gibst. Bedenke nur wie groß dein Schmerz und wie gewaltig dein Leid sein wird, wenn der Herr dir einst zuruft, dass du deinen ganzen Lohn eingebüßt hast. Ist die Ehrsucht in jedem Falle schon ein Laster, so ist sie es namentlich, wenn sie sich durch die Nächstenliebe zu befriedigen sucht; denn es zeugt von der äußersten Rohheit, das Unglück des Mitmenschen an den Pranger zu stellen und ihm die Armut gleichsam vorzuwerfen. Wenn man es schon für eine Beschämung hält, dass man seine Wohltaten herrechnet, wie soll man es bezeichnen, wenn man sie auch noch vor vielen anderen zur Schau stellt? Wie werden wir uns nun gegen dieses Laster schützen? Wir müssen barmherzig sein lernen; wir müssen uns klar werden, was für Leute es sind, bei denen wir unsere Ehre suchen.

Sage mir also zunächst, wer ist der große Meister in der Kunst des Wohltuns? Offenbar Gott, der uns diese Tugend gelehrt hat. Er ist darin am meisten erfahren, er übt sie in unendlichem Maße. Wenn du nun das Ringen lernst, auf wen richtest du da dein Augenmerk? Vor wem lässest du dich in der Ringbahn sehen? Vor dem Gemüse- und Fischhändler oder vor dem Ringmeister? Er ist zwar nur eine einzelne Person, während jene zahlreich sind. Wie nun, wenn andere dich auslachen, während er dir Lob zollte; würdest du nicht mit ihm die anderen auslachen? Oder wenn du den Faustkampf lerntest, würdest du nicht darauf achten, was dein Lehrer zu dir sagt: Und wenn du die Beredsamkeit betriebest, würdest du dich nicht um das Lob des Meisters in dieser Kunst bemühen und dich um andere nicht kümmern? Ist es somit nicht eine Torheit, in allen übrigen Künsten nur auf den Meister zu achten und in der Kunst des Wohltuns das gerade Gegenteil zu tun? Dazu kommt noch, dass der Schaden dort nicht so groß ist wie hier. Dort beschränkt sich der Nachteil auf die geringere Fähigkeit im Ringen, wenn man sich dabei nach dem S. d1029 Gutachten der Menge und nicht des Meisters richtet; hier greift der Schaden ins ewige Leben über. Ahmst du Gott im Erbarmen nach, dann werde ihm auch darin ähnlich, dass du das Aufsehen meidest. So oft er jemanden heilte, sagte er, man solle es niemandem mitteilen. Du aber willst unter den Leuten den Ruf der Mildtätigkeit genießen. Was schaut denn dabei für ein Gewinn heraus? Gar keiner, wohl aber ein unberechenbarer Verlust. Diejenigen, die du als Zeugen zuziehest, werden zu Räubern an deinen Schätzen im Himmel, oder eigentlich nicht diese, sondern wir selbst stehlen uns unser Eigentum und verschleudern die Schätze, die uns dort oben hinterlegt sind. Eine ganz neue Art von Unglück, eine ganz unerhörte Krankheit! Was die Motten nicht zerstören, was die Diebe nicht ausgraben, das vergeudet die Ehrsucht! Sie ist die Motte für die Schätze im Jenseits, sie ist der Dieb für das Vermögen im Himmel, sie schleppt unseren bereits gesicherten Reichtum davon, alles verdirbt und vernichtet sie. Nachdem der Teufel einmal eingesehen hat, dass jenem Land mit Räubern, Würmern und anderen Schlichen nicht beizukommen ist, entführt er unseren Reichtum durch die Eitelkeit.

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