7.
S. 113Erbitte also nicht von Gott, was du nur vom Teufel haben kannst. Gottes Sache ist es, dir ein Herz zu geben, das zerknirscht und demütig ist, das nüchtern ist und besonnen, gelassen, reumütig und bußfertig; das sind seine Geschenke, und die haben wir auch am meisten nötig. Es steht uns ja auch ein schwerer Kampf bevor; "gegen unsichtbare Mächte haben wir zu streiten, haben gegen die Geister der Bosheit, gegen die Gewalten und Mächte1 Krieg zu führen. Da muß man freilich wünschen, dass wir voll Eifer, nüchtern und wachsam jenen furchtbaren Ansturm auszuhalten vermögen. Wenn wir dagegen lachen und scherzen und uns um gar nichts kümmern, dann werden wir noch vor dem Zusammenstoß ob unserer eigenen Sorglosigkeit geschlagen. Es steht uns also nicht zu, fortwährend zu lachen, uns zu freuen und in Vergnügungen zu schwelgen; das sollen die Schauspieler tun, die schlechten Dirnen und verkommenen Menschen, die Schmarotzer und Schmeichler, nicht aber die, die für den Himmel berufen sind, nicht die, welche in jener Gottesstadt das Bürgerrecht haben und die Waffen des Geistes tragen, sondern die, so dem Teufel verfallen sind. Ja der Teufel ist es, der Teufel, der eine wahre Kunst daraus gemacht hat, die Soldaten Christi zur Erschlaffung zu bringen und die Spannkraft ihrer Seele zu schwächen. Deshalb hat er in den Städten Theater gebaut, und jene Schauspieler heran geschult, die zum Lachen reizen, und hat durch deren schändliches Treiben die ganze Stadt mit dieser Pest angesteckt. Was uns der hl. Paulus zu meiden gebot, "törichtes und ausgelassenes Geschwätz"2 , gerade das treibt der Teufel uns an, zu suchen. Noch schlimmer aber als all dies ist die Sache, über die man lacht. Wenn die Schauspieler etwas Blasphemisches oder Unflätiges sagen, dann lachen viele solche Toren und freuen sich, und klatschen Beifall über Dinge, für die jene weit eher verdienten, S. 114gesteinigt zu werden3 und damit ziehen sie sich selbst das höllische Feuer zu. Denn diejenigen, die solche Reden loben, die sind es gerade, die am meisten dazu ermutigen. Deshalb verdienen sie die Strafe, die jene erwartet, wohl in viel höherem Maße. Wenn niemand sich fände, der solche Dinge sehen möchte, dann gäbe es auch keine solchen Schauspieler. Wenn diese dagegen sehen, dass ihr eure Werkstätten, eure Arbeit, euren Verdienst, mit einem Wort gar alles im Stiche laßt um jener Lust willen, dann werden sie immer kecker und treiben die Sache immer verwegener. Und das sage ich nicht, um sie von Schuld freizusprechen, sondern damit ihr wisset, dass hauptsächlich ihr selbst Anfang und Ursache solcher Ungehörigkeiten seid, indem ihr ganze Tage an derlei Belustigungen verschwendet, wo die ehrbare Ehe bloßgestellt und das große Mysterium4 nachgeäfft wird. Ja der Schauspieler, der solche Vorstellungen gibt, ist nicht einmal so schuldbar wie du, der du solche Dinge befiehlst, ja nicht bloß befiehlst, sondern auch noch dazu antreibst, lachst, die Darstellung lobst und auf jede Weise deinen Beifall kundgibst über diese Werkstätten der Hölle. Sag mir doch, mit welchen Augen wirst du hinfort zu Hause auf deine Frau blicken, nachdem du sie dort hast verhöhnen sehen? Und wie ist es möglich, dass du nicht errötest beim Gedanken an deine Lebensgefährtin, wenn du siehst, wie ihr Geschlecht daselbst dem Gespött preisgegeben wird!