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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierundachzigste Homilie. Kap.XXVI,V.51-66.

3.

Indessen, worin soll da eine Gotteslästerung liegen? Auch früher hatte der Herr, als sie einmal versammelt waren, zu ihnen gesagt: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn, setze dich zu meiner Rechten", und hatte diese Stelle ausgelegt, ohne dass sie etwas einzuwenden gewagt hätten; sie hatten vielmehr geschwiegen und seitdem nie mehr widersprochen. Wie kam es also, dass sie seine Worte jetzt als Gotteslästerung bezeichnen? Warum hatte Christus diese Antwort gegeben? Um ihnen jede Entschuldigung zu benehmen, lehrte er bis zum letzten Tage, dass er Christus ist, dass er zur Rechten des Vaters sitzt, dass er kommen wird, die Welt zu richten. Damit beweist er zugleich, dass er mit dem Vater völlig im Einklang steht. Als Kaiphas sein Gewand zerrissen hatte, fragte er:

V.66: „Was dünkt euch?" .

Er spricht das Urteil nicht aus eigener Macht, sondern fragt die anderen um ihre Ansicht, da ja die Schuld zugestanden und die Lästerung offenkundig sei. Sie wussten ja, wenn die Sache untersucht und genau geprüft würde, so würde er von jeder Schuld freigesprochen. Deshalb sprechen sie die Verurteilung aus und nehmen die Zuhörer zum voraus ein durch die Worte: „Ihr habt die Lästerung gehört", nur dass sie keinen Zwang und S. d1198 keine Gewalt ausüben, um die Stimmen abzufordern. Was antworten also diese? „Er ist des Todes schuldig"; ihre Absicht war, ihn als einen bereits Verurteilten vor Pilatus führen zu können. Wenn sie da mit vollem Bewusstsein aussprechen: „Er ist des Todes schuldig", so beschuldigen, verurteilen, verdammen sie damit sich selbst, weil sie in dieser Stunde selbst schuldig werden.

Warum legen sie ihm denn nicht die Sabbatentheiligung zur Last? Weil er sie deswegen schon oft mundtot gemacht; zudem wollen sie ihn auch mit dem fangen, was er jetzt sagen würde, und ihn daraufhin verurteilen. Darum ließ sie Kaiphas schon zuvor ihr Urteil abgeben, und zog durch das Zerreißen der Kleider alle auf seine Seite, um ihn dann als bereits Verurteilten zu Pilatus zu führen. Auf dieses Ziel war alles hingerichtet. Bei Pilatus brachten sie aber keine solche Anklage vor; da sagten sie: „Wenn er nicht ein Übeltäter wäre, würden wir ihn dir nicht überantwortet haben"1 , und machen den Versuch, ihn als öffentlichen Verbrecher hinrichten zu lassen. Warum brachten sie ihn denn nicht im geheimen um? Weil sie auch seinen Ruf untergraben wollten. Da sich schon viele ihm angeschlossen hatten, ihn bewunderten und anstaunten, so trachteten sie, ihn öffentlich und vor aller Welt hinzurichten. Christus wehrte ihnen nicht, er bediente sich vielmehr ihrer Bosheit zur Bekräftigung der Wahrheit, damit sein Tod offenkundig würde. Es kam nämlich ganz anders, als sie beabsichtigten. Sie wollten die Sache öffentlich machen, um ihm Schande zu bereiten; aber gerade infolge der Öffentlichkeit wuchs sein Ansehen nur noch mehr. Sie hatten gesagt: „Lasset uns ihn töten, damit nicht etwa die Römer kommen und unsere Stadt wegnehmen und unser Volk"2 , und als sie ihn getötet hatten, geschah es dennoch. So kam es auch hier; sie wollten ihn öffentlich kreuzigen, um sein Ansehen zu schmälern und gerade das Gegenteil trat ein. Da sie indessen auch selbst Gewalt über Leben und Tod hatten, sagte Pilatus: „Nehmet ihr ihn hin und urteilet über ihn nach S. d1199 eurem Gesetze"3 . Das wollten sie aber nicht; es sollte scheinen, er sei als Verbrecher, als Aufwiegler, als Hochverräter hingerichtet worden. Deshalb wurden auch Räuber mit ihm gekreuzigt, deshalb baten sie: „Schreibe nicht: Der König der Juden, sondern, dass er selbst so gesagt hat"4 . Das alles geschah um der Wahrheit willen, damit sie auch nicht einen Schatten mehr zu einer unverschämten Entschuldigung hätten. Auch die Siegel und Wachen beim Grabe ließen die Wahrheit nur in um so helleres Licht treten, desgleichen auch die Verspottungen und Schmähungen. Das ist das Schicksal des Betruges, dass er durch seine eigene Heimtücke zerfällt; und so geschah es auch jetzt. Die vermeintlichen Sieger wurden überaus beschämt, geschlagen und vernichtet; der scheinbar Unterlegene gelangte zu großem Ruhm und trug den schönsten Sieg davon.

Wir sollten daher nicht immer nach dem Siege trachten, und nicht jeder Niederlage ausweichen. Es gibt Fälle, wo der Sieg Schaden, die Niederlage Nutzen bringt. So mag es scheinen, dass bei Zornesausbrüchen der die Oberhand behält, der am meisten schimpft, da doch gerade er die schlimmste Niederlage und den größten Schaden durch die hässlichste Leidenschaft erleidet, während der andere, der es hochherzig erträgt, gewonnen und gesiegt hat. Der eine konnte nicht einmal seine eigene Wut dämpfen, der andere hat auch die fremde erstickt; jener ist dem Feinde im eigenen Innern erlegen, dieser hat auch einen Fremden überwältigt, hat persönlich nicht nur keinen Schaden von dem Brande erlitten, sondern auch noch die Glut, die beim Nächsten hoch auflodert, gelöscht. Hätte auch er den scheinbaren Sieg erfechten wollen, wäre er selbst unterlegen und hätte zugleich den anderen von dieser abscheulichen Leidenschaft verzehren lassen, und beide wären dann wie Weiber vom Zorne schmählich und kläglich zu Boden geworfen worden. Nun aber ist der Tugendhafte vor dieser Schwachheit bewahrt geblieben und hat durch S. d1200 seine ruhmreiche Niederlage in sich und im Nächsten einen glänzenden Sieg über den Zorn errungen.


  1. Joh 8,30 ↩

  2. Joh 11,48 ↩

  3. Joh 18,31 ↩

  4. ebd 19,21 ↩

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