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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Sechsundachtzigste Homilie. Kap.XXVII,V.11-26.

1.

V.11: „Jesus aber stand vor dem Landpfleger, und es befragte ihn der Landpfleger und sagt: Bist Du der König der Juden? Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst es.

V.12: Und während er angeklagt wurde von den Hohenpriestern und den Ältesten, antwortete er nichts.“

Siehst du, was Pilatus zuerst untersucht? Das, was die Juden in allen Tonarten und immer wieder vorbrachten. Sie sahen wohl, dass sich Pilatus nichts aus ihrem Gesetze machte, deshalb legen sie S. d1214 Christo Vergehen gegen die öffentliche Ordnung zur Last. So machten sie es später auch mit den Aposteln, immer warfen sie ihnen vor, dass sie im Lande predigten, ein gewisser Jesus sei König, wobei sie von ihm wie von einem bloßen Menschen redeten und die Apostel in den Verdacht des Hochverrates brachten. Hieraus geht auch hervor, dass das Zerreißen des Gewandes und das Entsetzen nur Verstellung war. Sie verdrehten und verkehrten aber alles so, nur um ihn dem Tode zu überliefern. Darüber nun leitete Pilatus mit Christus ein Verhör ein. Wie antwortet da Christus? Er erwidert: „Du hast es gesagt“. Er gesteht also zu, ein König zu sein, aber ein himmlischer König, was er nach einem anderen Evangelium noch klarer ausspricht, indem er Pilatus antwortete: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“1 , es sollten eben weder die Juden, noch der Landpfleger zu einer derartigen Beschuldigung einen Grund haben. Er fügt auch eine unwiderlegliche Erklärung bei: „Wenn ich von dieser Welt wäre, würden die Meinigen für mich kämpfen, damit ich nicht überliefert würde“2 . Um also diesen Verdacht von sich fernzuhalten, zahlte er Steuer, gebot, dass andere sie auch entrichten sollten, und zog sich zurück, als man ihn zum König machen wollte.

Warum aber, fragst du, berief er sich jetzt nicht auf diese Tatsachen, wo er doch des Hochverrates angeklagt wurde? Weil sie trotz zahlloser tatsächlicher Beweise seiner Macht, seiner Milde und Sanftmut absichtlich blind und böse waren, und weil das Gericht voreingenommen war. Daher gibt er auch keinerlei Bescheid, sondern schweigt, und wenn er auf die Beschwörung des Hohenpriesters und auf die Frage des Landpflegers kurz antwortet, so geschieht es nur, um nicht durch beharrliches Schweigen den Schein des Trotzes zu erwecken. Auf ihre ferneren Beschuldigungen entgegnet er dann nichts mehr, da er ja auch nicht erwarten konnte, sie zu überzeugen. So hatte es schon der Prophet zum voraus angedeutet: „In seiner Erniedrigung ward sein Gericht S. d1215 hinweggenommen“3 . Über ein solches Verhalten wunderte sich der Landpfleger. Und es war auch zum Staunen, wenn man sah, wie große Sanftmut der Herr bezeigte und dass er schwieg, obwohl er so viel hätte sagen können. Sie beschuldigten ihn ja nicht, weil sie etwas Schlechtes von ihm wussten, sondern bloß aus Neid und Hass. Denn als die falschen Zeugen, die sie vorgeladen hatten, nichts auszusagen wussten, weshalb machten sie da noch weiter, und weshalb ließen sie nicht ab, als sie sahen, dass Judas tot war und Pilatus seine Hände wusch? Außerdem hatte Christus während dieser Zeit noch vieles getan, was sie hätten ernüchtern sollen: aber nichts war imstande, sie zu bessern. Was sagte darauf Pilatus?

V.13: „Hörst Du nicht, welch schwere Dinge die wider Dich bezeugen?“

Er wollte, dass Jesus sich verteidige, um ihn dann freisprechen zu können. Deshalb richtete er diese Frage an ihn, und als Jesus keine Antwort gab, macht er einen anderen Versuch. Welchen denn? Es war Gepflogenheit der Juden, einen zum Tode Verurteilten freizulassen, und daraufhin versuchte es Pilatus, die Wahl auf ihn zu lenken. Er sagte gleichsam: Wenn ihr nicht wollet, dass er als unschuldig freigegeben wird, so nehmet ihn als begnadigten Missetäter zum Feste hin. Siehst du, wie die Ordnung auf den Kopf gestellt ist? Die Bitte um Freigabe eines Verurteilten war gewöhnlich Sache des Volkes, das Freilassen Sache des Statthalters; jetzt aber geschieht das Umgekehrte, der Landpfleger bittet das Volk. Indes, auch das stimmt sie nicht milder, sie werden nur noch grausamer und schreien wie rasend vor leidenschaftlichem Neide. Sie hatten trotz seines Schweigens keine Anschuldigung gegen ihn durchsetzen können, sondern wurden zuschanden wegen seiner übergroßen Gerechtigkeit, und er trug den Sieg davon durch sein Schweigen, obgleich sie alles mögliche aussagten und sich wie rasend gebärdeten.

V.19; „Während er aber auf dem Richterstuhle saß, schickte sein Weib zu ihn und ließ ihm sagen: Mache S. d1216 dir nichts zu tun mit diesem Gerechten! Denn viel habe ich heute im Traume gelitten seinetwegen.“

Siehe, wieder ein Ereignis, das sie alle hätten zurückhalten sollen! Nach dem, was bisher die Geschichte gezeigt hatte, war auch der Traum nicht ohne Bedeutung. Weshalb hat nicht Pilatus den Traum gehabt? Entweder war seine Frau es mehr wert, oder er hätte vielleicht im Gegensatz zu ihr nichts darauf gegeben oder hätte nichts davon gesagt. Darum fügt es Gott, dass sie den Traum hatte, damit er so zur allgemeinen Kenntnis komme. Sie hatte indessen nicht einen einfachen Traum, sondern musste auch viel leiden, damit der Mann aus Mitleid mit seinem Weibe nicht so rasch in den Tod Jesu willigte. Auch der Zeitpunkt war nicht ohne Bedeutung, da sie das Gesicht gerade in dieser Nacht gehabt hatte. Aber, sagt man, er fand es eben nicht für sicher, ihn freizulassen, da sie ihn beschuldigten, er habe sich zum König aufwerfen wollen. Er brauchte nur Beweise und Belege und sonstige Zeugnisse für den Hochverrat zu verlangen, z.B. ob Christus Heere sammle, Geld aufbringe, Waffen schmieden oder dergleichen in Angriff nehmen lasse. Weil er sich aber ohne weiteres mit fortreißen lässt, verschont ihn auch Christus nicht mit dem Vorwurfe, der in den Worten liegt: „Der, welcher mich dir überantwortet hat, hat eine größere Sünde“4 . Es war Feigheit, dass Pilatus nachgab, ihn geißeln ließ und auslieferte. Er war also kein Mann, sondern ein Feigling, während die Hohenpriester Bösewichter und Missetäter waren. Als er nun in der Sitte, einen Verurteilten zum Osterfeste freizugeben, einen Ausweg gefunden hatte, was ersinnen da die Hohenpriester dagegen?

V.20: „Sie überredeten die Scharen, dass sie Barbaras freibitten sollten.“


  1. Joh 18,36 ↩

  2. ebd ↩

  3. Jes 53,8 ↩

  4. Joh 19,11 ↩

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