• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistula ad Romanos commentarius Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
ELFTE HOMILIE: Kap. V, V. 12—21 und Kap. VI, V. 1—4.

2.

Damit hat der Apostel dargetan, daß es billig und vernunftgemäß sei; war einmal dies bewiesen, dann mußte die Sache selbst auch annehmbar sein. Daß sie aber auch notwendig sei, beweist er im folgenden. Wie führt er nun diesen Beweis:

V. 16: „Nicht wie mit der Sünde des einen verhält es sich mit dem Gnadengeschenk; denn dort lautet der Richterspruch wegen eines auf Verdammung, hier aber wird die Begnadigung für viele Sünden zur Rechtfertigung.“

— Was soll damit gesagt sein? Daß eine einzige Sünde imstande war, den Tod und die Verdammnis herbeizuführen; die Gnade aber hat nicht bloß jene einzige Sünde hinweggenommen, sondern auch die nachher dazu gekommenen. Damit nämlich das „Wie“ und das „So“, welches vom Apostel gebraucht wird, nicht zur Annahme verleite, als sei ein gleiches Maß des Guten und des Bösen gemeint, und damit man nicht, wenn man von Adam hört, der Meinung sei, nur jene Sünde sei hinweggenommen worden, welche jener in die Welt gebracht hat, darum sagt er, daß die Hinwegnahme vieler Sünden stattgefunden habe. Woraus geht dies klar hervor? Daraus, daß nach jenen unzähligen Sünden, die der im Paradiese begangenen gefolgt sind, die Sache doch noch in Rechtfertigung ausgeht. Wo aber Gerechtigkeit, da folgt notwendigerweise auch Leben und tausenderlei Gutes, wie andererseits, wo Sünde da Tod. Denn mehr als das Leben ist die Gerechtigkeit, da sie die Wurzel des Lebens ist. Daß mit ihr viel mehr Gutes in die Welt eingezogen ist und daß durch sie nicht allein jene erste Sünde, sondern auch alle übrigen hinweggenommen worden sind, das drückt der Apostel aus, S. b174 wenn er sagt: „Die Begnadigung für viele Sünden zur Rechtfertigung“. Damit ist notwendigerweise zugleich dargetan, daß der Tod mit der Wurzel ausgerottet sei. —Nun erübrigt noch der Beweis für das, was der Apostel früher gesagt hat, nämlich, daß das zweite (die Begnadigung durch Christus) etwas Größeres sei als das erste (die Verschuldung durch Adam). Zuerst nämlich hatte er gesagt, daß, wenn die Sünde des einen allen den Tod gebracht hat, so um so mehr die Gnade des einen imstande sein werde, sie zu retten. Nachher legte er dar, daß durch die Gnade nicht bloß jene eine Sünde hinweggenommen worden sei, sondern auch alle anderen, ja daß nicht nur die Sünde hinweggenommen, sondern auch Gerechtigkeit obendrein gegeben worden sei; daß also Christus nicht bloß soviel gut gemacht hat, als Adam geschadet hatte, sondern viel mehr und in viel größerem Maße. Eine so schwerwiegende Behauptung erfordert einen vollgiltigen Beweis; wie führt der Apostel nun diesen?

V. 17: „Denn wenn durch des einen Übertretung der Tod herrschte durch den einen, dann werden um so mehr die, welche die überschwengliche Fülle der Gnade und der geschenkten Gerechtigkeit empfangen haben, im Leben herrschen durch den einen Jesus Christus.“

—Der Sinn dieser Worte ist folgender: Was hat dem Tod Wehr und Waffen gereicht gegen die ganze Menschheit? Bloß daß ein Mensch von dem (verbotenen) Baume gegessen hatte. Wenn nun der Tod eine solche Gewalt erlangte wegen der Gesetzesübertretung des einen, und wenn es Menschen gibt, die Gnade und Gerechtigkeit empfangen haben, und zwar in einem die Sünden weit übersteigenden Maße, wie werden diese noch weiter dem Tode unterworfen sein? Darum sagt der Apostel hier nicht einfach „Gnade“, sondern „überschwengliche Fülle der Gnade“; denn nicht bloß soviel Gnade haben wir empfangen, als wir zur Tilgung der Sünde gerade brauchten, sondern viel mehr. Frei geworden sind wir von der Strafe, die Bosheit haben wir abgetan, wiedergeboren, auferstanden sind wir, nachdem wir den alten Menschen begraben haben, los- S. b175 gekauft, gerechtfertigt, an Kindesstatt angenommen, geheiligt, Brüder des eingeborenen Sohnes und dessen Miterben, Glieder seines Leibes sind wir geworden; wir sind Teile seines Fleisches und vereint mit ihm wie der Körper mit dem Haupte. Alles das zusammen nennt Paulus eine „überschwengliche Fülle von Gnade“; er drückt damit aus, daß wir nicht bloß ein wirksames Heilmittel für die Wunde empfangen haben, sondern volle Gesundheit, Schönheit, Ehre, Ruhm, lauter Gaben, die unsere Natur weit übersteigen. Jede von diesen für sich allein war imstande, den Tod zu bannen; wenn sie nun alle zusammenkommen, da kann keine Spur, kein Schatten vom Tode mehr übrig bleiben; er ist ganz und gar verschwunden. Ein Gleichnis: Jemand läßt einen der ihm zehn Obolos schuldet, ins Gefängnis werfen, ja nicht allein ihn, sondern auch sein Weib, seine Kinder und seine Sklaven für ihn. Da kommt ein anderer und zählt nicht bloß die zehn Obolos her, sondern beschenkt den Gefangenen noch dazu mit tausend Talenten von Gold, führt ihn in den Königspalast, setzt ihn auf den Herrscherthron und teilt mit ihm die höchste Ehre und allen anderen Glanz. Da wird wohl der Schuldner nicht mehr an seine zehn Obolos denken. So ist es mit uns geschehen. Viel mehr, als wir schuldig waren, hat Christus für uns bezahlt, um so viel mehr als der unermeßliche Ozean ist im Vergleich zu einem Wassertropfen. Zweifle also nicht mehr, o Mensch, beim Anblick solchen Reichtums an Gutem! Grüble nicht mehr nach darüber, wie jener Funke — der Tod und die Sünde — durch ein solches Meer von Gnaden, das darüber ausgegossen worden ist, erloschen sei. Dasselbe will Paulus ausdrücken, wenn er sagt, daß „die, welche die überschwengliche Fülle der Gnade und der Gerechtigkeit empfangen haben, im Leben herrschen werden“.

Nachdem der Apostel dieses klar dargetan hat, nimmt er wieder den früheren Schluß auf und verstärkt ihn durch die Wiederholung. Er sagt: Wenn alle wegen der Übertretung jenes einen gestraft worden sind, können sie ebenso auch gerechtfertigt werden. Darum, spricht er:

S. b176 V. 18: „Gleichwie es also durch des einen Übertretung für alle Menschen zur Verdammnis kam, so auch durch des einen Gerechtigkeit für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.“

Denselben Gedanken führt er im folgenden noch einmal aus:

V. 19: „Denn gleichwie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht.“

Die Stelle scheint keine geringe Schwierigkeit zu enthalten. Bei näherer Betrachtung löst sich diese jedoch auch leicht. Worin liegt die Schwierigkeit? In den Worten, daß „durch den Ungehorsam des einen die vielen zu Sündern geworden sind“. Daß jener selbst durch seine Sünde sterblich geworden ist, auch daß es seine Nachkommen sind, das ist nichts Unwahrscheinliches. Daß aber durch seinen Ungehorsam ein anderer zum Sünder werden soll, welche Folgerichtigkeit liegt darin? Straffällig wird doch nur ein solcher, der aus eigenem Sünder geworden ist.

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (477.49 kB)
  • epubEPUB (446.80 kB)
  • pdfPDF (1.69 MB)
  • rtfRTF (1.43 MB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur l'épître aux Romains Comparer
Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Römer (BKV)
Commentaires sur cette œuvre
Einleitung

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité