• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) Homilien über den ersten Brief an die Korinther (BKV)
Siebenundzwanzigste Homilie.

V.

Was ist denn da Unanständiges? heißt es. Was sagst du? Was da Unanständiges vorgehe? Du bist eines so heiligen Mahles gewürdiget worden, und anstatt daß du der Mildeste aller Menschen, daß du den Engeln gleich werden solltest, bist du grausamer als Alle. Du hast das Blut des Herrn getrunken und erkennst deinen Bruder dennoch nicht an. Welche Verzeihung verdienest du wohl? Und wenn du ihn auch früher nicht kanntest, so mußte er doch beim Mahle bekannt werden; nun aber entehrest du selbst diesen Tisch, indem du Denjenigen, der desselben gewürdiget worden, nicht einmal deiner Speise würdig erachtest. Hast du nicht gehört, wie hart der Knecht gezüchtiget wurde, der die hundert Denare einforderte? wie er die ihm angebotene Gnade verscherzte? Bedenkest du nicht, was du gewesen und was du geworden? Erinnerst du dich nicht, daß du, mit zahllosen Sünden bedeckt, weit dürftiger warst an guten Werken als jener Arme an Geld? Dennoch hat dich Gott von allen diesen befreit und dich eines solchen Mahles gewürdigt; aber auch dadurch bist du nicht barmherziger geworden.

Diese Worte wollen auch wir uns zu Herzen nehmen, wir alle, die wir in Gesellschaft der Armen zu jenem Tische hintreten. Aber kaum haben wir denselben verlassen, so scheinen wir dieselben nicht einmal zu sehen, sind berauscht und laufen an ihnen vorbei. Dieser Vorwurf wurde auch damals den Korinthern gemacht. Du fragst, wann denn so Etwas hier geschehe. Immer geschieht es, besonders aber an Festtagen, an denen es am wenigsten stattfinden sollte. Denn alsdann folgt auf die Kommunion sogleich Berauschung und Verachtung der Armen; und da du das heilige Blut getrunken, da du nüchtern sein solltest, schwel- S. 474 gest und prassest du. Hast du irgend eine köstliche Speise genossen, so hütest du dich, durch eine schlechtere den Geschmack der ersteren zu verderben; aber nach diesem geistigen Mahle belustigest du dich mit satanischen Ergötzungen. Bedenke, was die Apostel thaten, als sie zu jenem heiligen Mahle zugelassen worden! Sie beteten, sangen Hymnen, hielten Heilige Nachtwachen und beschäftigten sich anhaltend mit jener heiligen und weisheitsvollen Lehre. Denn nachdem Judas weggegangen war, um Diejenigen, die Jesum kreuzigen sollten, herbeizuführen, — gab ihnen dieser große und wunderbare Vorschriften. Hast du nicht gehört, wie auch jene drei Tausende, welche die Kommunion empfangen hatten, beständig in der Lehre der Apostel und im Gebete verharrten, nicht aber in Schwelgerei und Trinkgelagen? Vor der Kommunion fastest du, um doch einiger Maßen würdig zu erscheinen; nach derselben aber, da du doch größere Mäßigkeit beobachten solltest, verdirbst du Alles. Es ist übrigens nicht einerlei, mäßig sein vor oder nach der Kommunion; in jedem Falle sollst du nüchtern sein, besonders aber, nachdem du den Bräutigam empfangen: vorher sollst du es sein, um ihn würdig empfangen zu können; nachher aber, um Dessen, was du empfangen, nicht unwürdig zu erscheinen. Wie? Soll man also fasten, nachdem man kommunizirt hat? Das sage ich nicht und zwinge dich dazu nicht. Zwar ist auch Das etwas Gutes, aber ich nöthige dich nicht, sondern ermahne dich nur, nicht zu schwelgen. Wenn man sich nie der Üppigkeit hingeben darf, was Paulus mit den Worten anzeigt: „Eine Wittwe, die ein üppiges Leben führt, ist lebendig todt,“1 so wird man um so mehr dann dem Tode verfallen. Wenn die Üppigkeit dem Weibe den Tod bringt, so bringt sie ihn noch eher dem Manne; und wenn ein solches Leben zu jeder andern Zeit verderblich ist; so gilt Das in S. 475 noch höherem Grade von der Zeit nach dem Empfange der heiligen Geheimnisse. Du aber begehst, nachdem du das Brod des Lebens empfangen, eine Handlung des Todes und erschauderst nicht? Weißt du nicht, wie viele Übel aus einem üppigen Leben entstehen? Unzeitiges Gelächter, ungeziemende Reden, verderbliche Sckerze, närrische Possen und andere Dinge, die der Anstand zu nennen verbietet. Und Das thust du, nachdem du das Mahl Christi genossen, an dem Tage, an welchem du gewürdiget wurdest, sein Fleisch mit deiner Zunge zu berühren! Reinige also, damit du keinen solchen Frevel begehest, mit aller Sorgsalt deine Hand, die Zunge, die Lippen, durch welche Christus seinen Eingang genommen; und wenn du körperliche Nahrung genießest, so denke an jenen andern Tisch, an jenes Abendmahl des Herrn, und daran, wie die Jünger jene heilige Nacht durchwachten; ja noch mehr: wenn man die Sache genau untersucht, so erscheint auch die Gegenwart als eine Nacht. Lasset uns also wachen mit dem Herrn und gerührt sein mit den Jüngern; jeder Tag, besonders aber der Festtag, ist ein Tag des Gebetes, nicht der Trunkenheit: denn der Festtag ist eingesetzt, nicht daß wir Unanständiges thun, nicht daß wir Sünden anhäufen, sondern daß wir die begangenen abthun. Ich weiß wohl, daß ich Dieses vergeblich sage; dennoch will ich nicht aufhören, es wieder zu sagen. Wenn ihr auch nicht alle gehorchet, so werdet ihr doch nicht alle Widerstand leisten; ja, wenn ihr auch alle widerspenstig sein würdet, so würde mein Lohn nur um so größer, euer Gericht aber desto strenger sein. Damit also dieses nicht allzu streng werde, will ich nicht aufhören, Dieses zu predigen; denn vielleicht, ja vielleicht gelingt es mir doch, durch unablässiges Ermahnen mein Ziel zu erreichen. Daher ermahne ich euch, lasset uns, um uns nicht das Gericht zuzuziehen, Christum speisen, tränken, bekleiden; dadurch werden wir jenes Tisches würdig. Siehe, du hast die heiligen Hymnen gehört, hast die geistige Hochzeit gesehen, bist zur königlichen Tafel gezogen worden, hast die Fülle S. 476 des heiligen Geistes empfangen, hast dich unter die Chöre der Seraphim gemischt und warst ein Mitgenosse der seligen Geister! Laß diese Wonne nicht fahren; wirf diesen Schatz nicht von dir; überlaß dich nicht der Berauschung, dieser Mutter der Trauer, dieser Teufelsfreude, die zahllose Übel erzeugt! Denn daher kommt jener dem Tode ähnliche Schlaf, jene Betäubung, jene Krankheiten, jene Gedächtnißschwächen, jene Todesblässe. Du möchtest im Zustande der Trunkenheit nicht einmal mit einem Freunde zusammentreffen, und du wagst es, während du Christum im Herzen trägst, dich so zu berauschen! Aber du liebst ein wonnevolles Leben? So höre denn auf, dich zu betrinken! Ich will dir eine Wollust verschaffen, die wirklich wonnevoll ist und nimmer vergeht. Welches ist denn diese wahre, immer blühende Wonne? Lade Christum zu Gast, laß ihn Theil nehmen an dem Deinigen, oder besser gesagt, an dem Seinigen! Das bringt dir eine unendliche, unvergängliche Wonne. Das Sinnliche ist nicht also beschaffen; es verschwindet schnell, wie es kommt, und wer in sinnlichen Genüssen schwelgt, ist nicht besser, ja er ist schlechter daran, als wer sich derselben enthält; denn Dieser ist wie in einem Hafen, Jener aber wird wie von einem Wildbach, und von Krankheiten umlagert und hält diesen Sturm nicht aus. Damit uns also Das nicht begegne, befleissen wir uns der Mäßigkeit! So werden wir gesund bleiben an Leib und Seele; wir werden unsere Seele bewahren und von den gegenwärtigen und zukünftigen Übeln befreit sein. Mögen wir alle ihnen entrinnen und das Himmelreich erlangen durch die Gnade und Menschenfreundlichkeit unseres Herrn Jesus Christus, dem sammt dem Vater, und heiligen Geiste sei Ruhm, Herrschaft und Ehre jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. S. 477


  1. I. Tim. 5, 6. ↩

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (559.57 kB)
  • epubEPUB (517.26 kB)
  • pdfPDF (1.97 MB)
  • rtfRTF (1.63 MB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur la première épitre aux Corinthiens Comparer
Homilien über den ersten Brief an die Korinther (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité