• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ii ad Corinthios argumentum et homiliae 1-30 Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)
Fünfundzwanzigste Homilie.

II.

Mehr ist noch übergangen, als was aufgezählt worden; ja vom Angeführten selbst kann man Zahl und Maß nicht bestimmen; denn Paulus geht nicht in’s Einzelne ein; S. 401 er gedenkt der Zahl nur da, wo sie sich kurz und faßlich geben läßt, bei den dreimaligen Ruthenstreichen und Schiffbrüchen, bei der einmaligen Steinigung. Beim Übrigen gibt er keine Zahl mehr an, weil er Alles oftmals ausgestanden. Auch erwähnt er nicht der Erfolge seiner Mühen, wie daß er diese und jene Menschenzahl bekehrt habe, sondern nur seiner Leiden im Dienste des Evangeliums, und er thut Das theils aus Bescheidenheit, theils um uns zu lehren, daß der Mühe ihr Lohn wird, auch wenn sie ohne Erfolg bleibt; so überreich ist das Maß des Lohnes.

28. Die Zusammenrottung gegen mich Tag für Tag.

Der Lärm und Aufruhr, die Belagerungen der Völker, die Angriffe der Städte. Gegen ihn kämpften mit seltener Erbitterung die Juden, weil er sie von Allen am meisten beschämte, und weil er, was ihre Wuth am stärksten reizte, so plötzlich sich bekehrt hatte. So tobte denn gegen ihn der grimmige Kampf von Angehörigen, von Fremden, von falschen Brüdern; und überall Wogen und Abgründe, in bewohntem und unbewohntem Land, zu Erde und Meer, von aussen und von innen. Und dazu hatte er kaum die nothwendige Nahrung und die dürftige Hülle; der Kämpfer des Erdkreises mußte nackt kämpfen und hungernd ringen; so fern lag ihm Erwerb und Gewinn. Und statt sich darüber zu grämen, wußte er vielmehr dem Veranstalter des Kampfes noch Dank dafür. — „Die Sorge um alle Kirchen.“ Das ist noch das Schlimmste von Allem, daß auch die Seele zerrissen, daß auch das Innere zertheilt war. Denn gab es auch von aussen keinen Anstoß, so war es genug am inneren Kriege, an den sich auf einander folgenden Wogen, an den Wolken von Sorgen, am Widerstreit der Gedanken. Wenn schon ein Mann, dem die Sorge für ein einziges Haus obliegt, trotzdem daß er Diener und Aufseher und Verwalter hat, oftmals vor Sorgen kaum aufathmen S. 402 kann, obschon Niemand ihm beschwerlich fällt, was muß erst Paulus, der nicht für ein Haus, sondern für Städte und Völker und Nationen, ja für die ganze Welt zu sorgen hatte, und in so wichtigen Angelegenheiten, so viel bitteren Feinden gegenüber, er allein, inmitten so vieler Leiden, bei einer Sorgfalt, wie sie kein Vater für seine Kinder hat, was muß er, sage ich, Alles gelitten haben? Denn damit du nicht etwa sagest: Nun ja, er mag wohl besorgt gewesen sein, aber es war doch keine tiefgehende Sorge, so redet er im Weiteren auch von der Schwere der Sorge, wenn er sagt:

29. Wer ist schwach, und ich bin nicht schwach?

Er sagt nicht: Und ich theile nicht seine Betrübniß, sondern wie wenn ich dasselbe Leiden, wie wenn ich die gleiche Krankheit hätte, so fühle ich mich beunruhigt und verwirrt. — „Wer wird geärgert, und ich brenne nicht?“ Siehe wiederum das Übermaß des Schmerzes, das im Worte „brennen“ sich ausdrückt. Feuer faßt mich, spricht er, und ich brenne; ein Grad des Schmerzes, über den sich kein höherer mehr nennen läßt. Denn jene äusseren Leiden mochten noch so heftig sein, sie gehen doch rasch vorüber und hatten für den Apostel unverwelkliche Freude im Gefolge; was ihn aber eigentlich quälte und ängstigte, was ihm das Herz verwundete, war Dieses, daß er mit jedem einzelnen Schwachen, er mochte sein, wer er wollte, dessen Schwachheit fühlte. Denn bei ihm war es nicht so, daß er unbekümmert um die Geringen sich nur um die Großen betrübte; ihm waren auch die Verachteten die Seinen. Darum sagt er: „Wer ist schwach?“ um damit auszudrücken: wer es auch immer sei; und als wäre er allein die Kirche der ganzen Welt, so fühlte er den Schmerz in jedem einzelnen ihrer Glieder.

S. 403 30. Wenn man sich rühmen soll, so will ich mit den Zeichen meiner Schwachheit mich rühmen.

Siehst du, wie Paulus sich niemals der Wunderthaten, sondern überall nur der Verfolgungen und Drangsale rühmt? Denn darin offenbart sich, wie er sagt, die Schwachheit. Und wie vielgestaltig ist sein Kampf! Gegen ihn streiten die Juden, gegen ihn erheben sich die Völker, mit ihm ringen die falschen Apostel, ihn betrüben die Brüder, welche schwach werden und Ärgerniß nehmen; von allen Seiten Lärmen und Toben, von Angehörigen, von Fremden. Das ist unzertrennlich vom ächten Apostel; daraus webt sich das Gewand des Evangeliums.

31. 32. Der Gott und Vater des Herrn Jesus weiß, daß ich nicht lüge. Der Statthalter des Königs Aretas bewachte die Stadt der Damascener, um meiner habhaft zu werden.

Warum gebraucht wohl hier Paulus eine so feierliche Versicherung, was er doch im Vorausgehenden nirgends thut? Vermuthlich, weil dieses Ereigniß zu den älteren und weniger bekannten gehörte; denn das Vorhergehende, wie seine Sorge um die Kirchen und alles Übrige war ja auch den Korinthern bekannt. Wie erbittert muß demnach der Krieg gewesen sein, wenn man um seinetwillen die Stadt bewachte! Wenn ich aber Krieg sage, so denke ich dabei an den Eifer des Paulus; denn wäre dieser nicht glühend gewesen, so hätte er den Statthalter nicht zu solcher Wuth entflammt. Das ist der apostolische Geist, der Alles erträgt, der niemals wankt, der allen Gefahren heldenmüthig die Stirne bietet, doch sie auch niemals aussucht, sich niemals unbedacht in sie stürzt.

S. 404 33. Durch ein Fenster in einem Korbe hinabgelassen.

Wohl sehnte sich Paulus nach dem Hingange von hier, aber ihn beseelte zugleich die Liebe für das Heil der Menschen. Darum griff er mehrmals zu solchen Hilfsmitteln, um sich dem Evangelium zu erhalten; und er verschmäht es nicht, menschliche Auskunftsmittel zu gebrauchen, wenn Zeit und Umstände es erforderten; so gebot es ihm seine Besonnenheit und Umsicht. Nur wo es für die Übel keinen Ausweg mehr gab, da verließ er sich auf Gottes Gnade allein; wo aber die Drangsal nicht über seine Kräfte geht, da ersinnt er auch selbst viele Auswege, jedoch um auch hier wieder Alles Gott zuzuschreiben. Und gleichwie ein Funke unverlöschlichen Feuers, in’s Meer geworfen, vom Andränge mächtiger Wogen einen Augenblick überfluthet wird, um bald wieder leuchtend emporzutauchen, so war es auch mit dem seligen Paulus; jetzt wird er von der Fluth der Drangsale überschüttet, jetzt ringt er sich wieder durch und steigt glänzender empor; das Leiden selbst bahnt ihm den Weg zum Siege.

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Download
  • docxDOCX (357.48 kB)
  • epubEPUB (306.33 kB)
  • pdfPDF (1.21 MB)
  • rtfRTF (0.97 MB)
Traductions de cette œuvre
Commentaire sur la deuxième épitre aux Corinthiens Comparer
Homilien über den zweiten Brief an die Korinther (BKV)

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité