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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ad Galatas commentarius Kommentar zu den Briefen des hl. Paulus an die Galater (BKV)
IV. Kapitel

4.

S. 116 Daraus folgt mit Notwendigkeit, daß alle aus dem Alten Testamente Geborenen Knechte sind. Denn jener Berg, auf dem das Alte Testament geboren wurde, war gleichen Namens mit der Magd. Er begreift auch Jerusalem in sich; das liegt in den Worten:

„Er steht aber in einer Reihe mit dem jetzigen Jerusalem“,

d. h. er ist nahe, er stößt daran.1

„Das dienstbar ist mit seinen Kindern.“

Was folgt daraus? Daß nicht bloß jene2 Magd war und Knechte zur Welt brachte, sondern auch dieses, d. h. das Testament, welches von der Magd vorgebildet wurde. Denn auch Jerusalem liegt nahe dem Berge, der den gleichen Namen mit der Magd führt; auf diesem Berge aber wurde das Testament gegeben.3 — Wo bleibt nun das Vorbildliche der Sara?

V. 26: „Jenes obere Jerusalem aber ist frei.“

Deshalb sind auch die aus ihm Geborenen nicht Knechte. Das Vorbild des irdischen Jerusalem war Agar, wie aus dem gleichnamigen Berge zu ersehen ist; das des himmlischen aber die Kirche.4 — Er beschränkt sich indes nicht auf die Vorbilder, sondern führt auch den Isaias als Zeugen für seine Behauptung an. Er hatte nämlich gesagt: Das obere Jerusalem ist unsere Mutter und hatte die Kirche darunter verstanden. Nun beruft er sich auf den Propheten, der die gleiche Ansicht vertrete.

S. 117 V.27: „Denn“, so heißt es,5 „freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und juble, die du keine Wehen hast; denn zahlreicher sind die Kinder der Verlassenen, als jener, welche den Mann hat.“

Wer ist die Unfruchtbare und wer die vordem Verlassene? Nicht offenbar die Heidenkirche, die der Kenntnis Gottes beraubt war? Wer aber diejenige, welche den Mann hat? Nicht offenbar die Synagoge? Und trotzdem hat die Unfruchtbare sie an Kindersegen übertroffen. Denn (die Synagoge) umfaßt nur ein einziges Volk; aber die Kinder der Kirche erfüllen Hellas, das Land der Barbaren, die Erde, das Meer, die ganze Welt. Siehst du, wie Sara durch Tatsachen, der Prophet aber durch Worte die Zukunft vorgezeichnet hat? — Erwäge übrigens: Von einer Unfruchtbaren hat Isaias geredet und gezeigt, daß sie reich an Kindern werden solle. Das traf auch beim Vorbilde, bei Sara, zu; denn auch sie, obschon unfruchtbar, ward Mutter einer zahlreichen Nachkommenschaft. Aber selbst das genügte dem Paulus nicht, sondern er untersucht weiter, auf welche Weise die Unfruchtbare Mutter geworden, um auch von dieser Seite das Vorbild der Wirklichkeit anzupassen. Deshalb fährt er fort:

V. 28: „Wir aber, Brüder, sind wie Isaak Kinder der Verheißung.“

Denn die Kirche war nicht allein unfruchtbar wie Sara, und wurde nicht allein kinderreich wie jene, sondern sie gebar auch auf dieselbe Weise wie Sara. Sowie nämlich jene Mutter ward nicht durch natürliche Kraft, sondern durch Gottes Verheißung — denn derjenige, welcher gesagt hatte: „nach dieser Zeit werde ich kommen, und Sara wird einen Sohn haben“,6 dieser ging ein in den Mutterschoß und bildete das Kind —, ebenso hat auch bei unserer Wiedergeburt die Natur nichts zu schaf- S. 118 fen, sondern das Wort Gottes aus des Priesters Munde, wie die Gläubigen wissen. Dieses waltet im Wasserbade ähnlich wie in einem Mutterschoße und gestaltet und gebiert den Täufling zu einem neuen Leben. — Wenn also Kinder der Unfruchtbaren, sind wir auch Freigeborene. Welcher Art aber ist diese Freiheit, könnte einer fragen, wenn die Juden die Gläubigen bedrängen und peinigen, und die sich freidünken verfolgt werden? Solches nämlich geschah zur Zeit der Verfolgungen. Auch das, spricht der Apostel, soll euch nicht beunruhigen. Isaak, obwohl der Freie, wurde von Ismael, dem Knechte, verfolgt.7 Deswegen fährt er fort:

V. 29: „Aber wie damals der nach dem Fleische Geborene verfolgte den nach dem Geiste (Geborenen), so auch jetzt. V. 30: Aber was sagt die Schrift? Wirf hinaus den Sohn der Magd; denn der Sohn der Magd soll nicht Erbe sein mit dem Sohne der Freien.“ 8

Wie? Ist das der ganze Trost, gezeigt zu haben, daß die Freien von den Knechten verfolgt werden? Keineswegs, entgegnet er; denn dabei bleibe ich nicht stehen. Höre auf das Folgende, und du wirst Trost genug empfangen, wenn du in den Verfolgungen kleinmütig9 wirst. Wie lautet nun das Folgende? „Wirf hinaus den Sohn der Magd; denn er soll nicht Erbe sein mit dem Sohne der Freien.“ Siehst du die Strafe für die zeitweilige Tyrannei und die unzeitige Verblendung? Der Knabe wird aus dem Vaterhause vertrieben, wird unstät und flüchtig mit seiner Mutter.10 Beachte, wie klug er die S. 119 Ausdrücke wählt! Er sagte nicht: weil er verfolgte, wurde er hinausgeworfen, sondern: damit er nicht Erbe sei. Denn (Gott) forderte dies nicht von ihm als Strafe für die zeitweilige Verfolgung — diese war gering und stand in keinem Verhältnis zu jener —, sondern weil er ihn nicht teilhaben lassen wollte an dem Kindeserbe; ein Beweis, daß, auch abgesehen von der Verfolgung, dieser Gang der Dinge durch höhere Fügung zum Vorbilde bestimmt und nicht durch die Verfolgung, sondern den Ratschluß Gottes verursacht war. Auch sagte er nicht: Nicht soll Erbe sein der Sohn Abrahams, sondern „der Sohn der Magd“, indem er ihn nach dem geringeren Teil benennt. — „Sara aber war unfruchtbar.“11 Auch die Heidenkirche war solcher Art. Siehst du, wie das Vorbild in allen Stücken zutrifft? Jene gebar nicht alle die früheren Jahre und wurde erst gegen das höchste Alter zur Mutter; ebenso gebiert auch diese, als die Fülle der Zeit gekommen ist. Dies haben auch die Propheten verkündet mit den Worten: „Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst; frohlocke und juble, die du keine Wehen hast, denn zahlreicher sind die Kinder der Verlassenen, als jener, die den Mann hat.“ Sie meinen damit die Kirche. Obwohl der Erkenntnis Gottes entbehrend, gelangte sie doch dazu und übertraf die kinderreiche Synagoge.

V. 31: „Demnach, Brüder, sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien.“

Alle diese Aufführungen dienen ihm dazu, nachzuweisen, daß das, was geschah, nicht neu war, sondern von obenher und vor langer Zeit vorgebildet wurde. Wie töricht also, wenn man, auserwählt vor so langer Zeit und im Genusse der Freiheit, freiwillig wieder unter das Sklavenjoch zurückkehrt!

Im folgenden gibt er noch einen Beweggrund an, der Glaubenslehre treu zu bleiben.


  1. Die Auffassung des hl. Chrysostomus ist irrig, συστοιχέω heißt: „in einer Reihe stehen“, „entsprechen“. Die Worte Pauli besagen, daß Agar (= Berg Sinai) das jetzige (irdische) Jerusalem vorbildete. ↩

  2. Agar. ↩

  3. Vgl. das unter Anm. 1 Gesagte. ↩

  4. Soll heißen: Sara. Es scheint ein Versehen des hl. Chrysostomus vorzuliegen. Das himmlische Jerusalem ist ihm, wie aus dem folgenden erhellt, gleichbedeutend mit Kirche. Also kann der Typus dieses oberen Jerusalem nicht wieder die Kirche sein. Nur Sara ist dieser Typus. ↩

  5. Is. 54, 1. ↩

  6. Gen. 18, 10. ↩

  7. Gen. 21, 9. Chrysostomus folgt hier in Anlehnung an Paulus (s. V. 29) einer rabbin. Auslegung unserer Stelle; vgl. Bereschit r. 53, 15. ↩

  8. Ebd. 21, 10. ↩

  9. Die Negation οὐ stört in empfindlicher Weise den Sinn. ↩

  10. Anspielung auf die Juden, die ja als Kinder des Alten Testamentes die Agar zur Mutter haben. ↩

  11. Gen. 11, 30. ↩

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