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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ad Philippenses Kommentar zum Briefe des hl. Paulus an die Philipper (BKV)
Fünfzehnte (Vierzehnte) Homilie. *Phil. IV, 4—9.*

2.

Denn Aufgabe des Lehrers ist es, seine Schüler nicht bloß zu ermahnen, sondern auch für sie zu beten und durch Fürbitte sie zu unterstützen, auf daß sie weder in Versuchungen unterliegen, noch durch List und Betrug sich verführen lassen. Paulus wollte gleichsam sagen: Er, der euch in einer Weise gerettet hat, daß die Vernunft es nicht einmal begreifen kann, möge selbst vor jedem Nachteil euch bewahren und beschirmen! Entweder er will das sagen, oder: Jener Friede, von dem Christus spricht: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch1“, — jener Friede wird euch behüten. Denn das ist ein Friede, der jede menschliche S. 206 Vernunft übersteigt. — Inwiefern denn? — Wenn Christus verlangt, wir sollen mit unseren Feinden, mit unseren Beleidigern, mit denen, die uns auf alle Weise befehden und anfeinden, in Frieden leben, wie sollte das nicht über die menschliche Natur hinausgehen? — Doch fassen wir die vorhergehenden Worte näher ins Auge! Wenn der Friede (Gottes) alle Vernunft übersteigt, so übersteigt noch weit mehr Gott selbst, der den Frieden gibt, alle Vernunft, nicht nur die unsrige, sondern auch die der Engel und der himmlischen Mächte. — Was bedeutet aber: „in Christus Jesus“? In ihm wird er euch bewahren, so daß ihr treu bleibt und vom Glauben an ihn nicht abfallt.

V. 8: „Übrigens, Brüder, was immer wahr, was immer ehrbar, was immer gerecht, ...“

Was soll der Ausdruck „übrigens“? Er steht für: Alles haben wir nunmehr gesagt, (was zu sagen war). Es ist die Sprache dessen, der rastlos eilt und mit den irdischen Dingen nichts zu schaffen hat. „Übrigens, Brüder, was immer wahr, was immer ehrbar, was immer gerecht, was immer heilig, was immer liebenswürdig, was immer rühmlich ist, wo irgendeine Tugend und wo irgendein Lob: darauf seid bedacht!“

V. 9: „Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen an mir ...“

Was heißt: „Was immer liebenswürdig“? Liebenswürdig in den Augen der Gläubigen, liebenswürdig in den Augen Gottes. — „Was immer wahr ist.“ Nur die Tugend nämlich ist wahr im strengen Sinne des Wortes; das Laster dagegen ist Lüge. Ja, Lüge ist dessen Reiz, Lüge dessen Glanz, Lüge alles, was der Welt angehört. — „Was immer heilig“; der Gegensatz von dem: „die auf das Irdische sinnen2“. — „Was immer ehrbar“; der Gegensatz zu dem: „deren Gott der Bauch ist3“. — „was immer gerecht, was immer rühmlich ist“, das heißt ...4, S. 207 sagt er. — „Wo irgendeine Tugend und wo irgendein Lob.“ Hier will er, daß sie auch auf ihren Wandel vor den Menschen sorgfältig acht geben. — „Seid darauf bedacht“, sagt er. Siehst du, wie er jeden bösen Gedanken aus unserer Seele verbannt wissen will? Denn aus den bösen Gedanken entstehen die bösen Handlungen, — „Was ihr gelernt und empfangen.“ Das ist die rechte Lehrmethode, wenn der Lehrer bei allen Ermahnungen sich selbst als Muster aufstellen kann; wie er auch an anderer Stelle sagt: „Wie ihr denn an uns ein Vorbild habt5“; und hier wieder: „Was ihr gelernt und empfangen“, d. h. gelehrt worden seid, „und gehört und gesehen an mir“, sowohl was die Worte, als was die Werke und den ganzen Lebenswandel betrifft. Siehst du, wie er diese Vorschrift auf alles und jedes ausdehnt? Weil es eben nicht möglich war, auf alles bis ins kleinste einzugehen, auf Eingang und Ausgang, auf Rede, Haltung und Umgang — denn auf all das muß der Christ sorgfältig achten —, darum faßte er sich kurz und allgemein: „Was ihr an mir (ἐν ἐμοί) gehört und gesehen habt“, d. h. bei mir (παῤ ἐμοί), durch Beispiel und Wort habe ich euch die rechte Anleitung gegeben, denn unsere Natur hat keinen größeren Feind als das Laster. — „... Das tuet!“ Führt es nicht bloß im Munde, sondern übt es auch in der Tat! — „Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ Das heißt: ihr werdet große Ruhe und Sicherheit genießen, werdet nichts Widerwärtiges, nichts Unangenehmes zu erfahren haben. Wenn wir nämlich den Frieden mit Gott haben — und diesen Frieden haben wir durch die Tugend —, dann wird umso mehr Gott mit uns sein. Denn da er uns so sehr geliebt hat, daß er uns trotz unseres Widerstrebens an sich zog, wird er nicht seine Liebe noch weit mehr an den Tag legen, wenn er uns zu ihm hineilen sieht?

Inwiefern aber das Laster unser Feind, die Tugend dagegen unsere Freundin ist, das geht aus vielen Dingen klar hervor. Was wollt ihr? Soll ich die Unzucht nennen? Sie bringt Schimpf und Schande, Armut, Hohn und Spott, Verächtlichkeit vor der ganzen Welt, wie es S. 208 nur der ärgste Feind tun kann; dazu stürzt sie oft noch in Krankheit und Gefahren. Schon viele sind zugrunde gegangen und haben sich Wunden geholt — wegen einer Dirne. Wenn aber schon die Unzucht solche Schäden verursacht, so noch weit mehr der Ehebruch. — Macht es nun auch die Barmherzigkeit also? Keineswegs; sie gleicht vielmehr einer zärtlichen Mutter, die ihr Kind mit Sittsamkeit, Anstand und gutem Rufe umgibt; sie läßt uns die Zeit auf die notwendigen Dinge verwenden, verliert uns nie aus den Augen und zieht uns nie vom Notwendigen ab, sondern erhöht immer mehr die Verständigkeit unserer Seele. Denn nichts ist unverständiger als die Unzucht. — Oder willst du ein anderes Laster, die Habgier, betrachten? Auch sie versetzt uns in einen so schlimmen Zustand, wie es nur ein Feind tun kann. Wieso? Auch sie macht uns bei allen verhaßt. Sie bewirkt, daß alle uns verwünschen, die von uns Geschädigten und die nicht von uns Geschädigten; letztere aus Mitgefühl mit jenen und aus Furcht für sich selbst. Alle sehen uns als ihre gemeinsamen Feinde, als Raubtiere, als Teufel an; von allen Seiten abertausende Anklagen, Nachstellungen, Anfeindungen, wie es eben der Feinde Art ist. — Die Gerechtigkeit aber erwirkt uns im Gegenteil die Freundschaft aller, das Vertrauen aller, das Wohlwollen aller; von allen werden für uns Gebete verrichtet. Wir leben in unangefochtener Sicherheit; keine Gefahr, kein Verdacht bedroht uns; voll Zuversicht und Sicherheit können wir auch in den Todesschlaf sinken, von keiner Sorge, von keinem Wehklagen beunruhigt.


  1. Joh. 14, 27. ↩

  2. Phil. 3, 19. ↩

  3. Ebd. ↩

  4. Der Text weist hier eine Lücke auf. Die Ergänzung „ὅσα εὔφημα“ ist nichtssagend und stört den Fluß der Rede. ↩

  5. Phil. 3, 17. ↩

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