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Œuvres Jean Chrysostome (344-407) In epistulam ad hebraeos argumentum et homiliae 1-34 Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
Sechsundzwanzigste Homilie.

IV.

Daher wollen auch wir, als verweilten wir in Babylon, dasselbe sprechen; denn sitzen wir auch nicht mitten unter S. 390 den Kriegsvölkern, so befinden wir uns dennoch mitten unter den Feinden. Denn Einige saßen als Kriegsgefangene dort, Andere empfanden nicht einmal die Gefangenschaft, wie Daniel und die drei Jünglinge, welche, obgleich sie in der Gefangenschaft waren, auch in jenem Lande in größerem Ruhmesglanz dastanden, als der König selbst, der sie als Kriegsgefangene weggeführt hatte: denn den Gefangenen brachte der Gefangennehmer seine Anbetung dar (προςεϰύνει). Siehst du, was die Tugend ist? Die in der Gefangenschaft waren, bediente er wie Herren, so daß eher Jener ein Gefangener war, als Diese. Es wäre nicht zum Verwundern gewesen, wenn sie in ihrem Vaterlande sich befunden hätten, und er dorthin, sich vor ihnen niederzuwerfen, gekommen wäre, oder wenn sie dort eine Herrschergewalt ausgeübt hätten; darüber muß man aber staunen, daß Derjenige, der sie gebunden und als Kriegsgefangene weggeführt und sie in seiner Gewalt hatte, vor Aller Augen sich nicht scheute, sie anzubeten und Manna (Mimha) als Dankopfer zu spenden. Seht ihr, daß Dasjenige, was Gott angeht, sich als wahrhaft glänzend erweist, die menschlichen Dinge aber Schatten sind? Er erkannte also nicht, daß er sich Gebieter herbeigeführt habe, und warf die in den Feuerofen, welche er anbeten sollte. Dieß kam aber Jenen wie im Traume vor. Fürchten wir daher, Geliebte, fürchten wir Gott, und befänden wir uns auch in der Gefangenschaft, wir werden alle an Glanz übertreffen. Ist die Furcht Gottes da, so wird uns Nichts schmerzlich berühren, mag es nun Armuth oder Krankheit oder Kriegsgefangenschaft oder Sklaverei heissen, oder was immer für eine Beschwerde sein, sondern eben diese werden bei uns gerade das Gegentheil zu Stande bringen. Gefangene waren diese, und der König betete sie an; ein Zeltmacher war Paulus, und sie opferten ihm als einem Gotte. Hier macht sich eine Untersuchung geltend; denn Viele fragen, warum die Apostel die Opfer abgewehrt, ihre Kleider zerrissen und sie von ihrem Vorhaben abgebracht und unter Thränen gesprochen haben: „Was thut ihr? S. 391 Auch wir sind sterbliche Menschen wie ihr;“1 bei Daniel aber findet sich nichts Derartiges vor. Denn daß auch er demüthig war und nicht weniger als diese Gott die Ehre zum Opfer brachte, ist uns aus vielen Stellen ersichtlich, am meisten aber und zuerst auch daraus, weil er von Gott geliebt wurde. Denn wenn er sich Gottes Ehre angemaßt hatte, so würde er ihn nicht haben loben, geschweige denn berühmt werden lassen. Dann ist es aber auch daraus klar, weil er mit vieler Freimüthigkeit sagte: „Auch ist mir nicht durch meine Weisheit dieses Geheimniß geoffenbart worden.“2 Und drittens wieder, weil er Gottes wegen in der Grube war, und er, wenn ihm der Prophet Nahrung brachte, sagte: „Meiner hat Gott gedacht;“3 so demüthig und zerknirscht war er. In der Grube war er Gottes wegen, und er hielt sich selbst für unwürdig, daß er seiner gedenke und ihn erhöre. Wir aber, die wir zahllose Frevel wagen und uns durch Ruchlosigkeit vor Allen auszeichnen, ziehen uns zurück, wenn wir nicht auf die erste Bitte erhört werden. In Wahrheit ist zwischen uns und Jenen ein solcher Unterschied, wie zwischen Himmel und Erde und noch ein größerer. Was sagst Du? Würdest du selbst nach so vielen edlen Thaten und nach dem Wunder in der Grube so demüthig sein? Gewiß, sagt man; denn so viel wir immer gewirkt haben, so sind wir unnütze Knechte. So erfüllte er lange vorher die Vorschrift des Evangeliums und erachtete sich selber für Nichts: „denn Gott hat meiner gedacht,“ sagte er. Betrachte wieder, wie sein Gebet so voll Demuth ist. Also sprachen auch die drei Jünglinge: „Wir haben gesündigt, wir haben Böses gethan,“4 und zeigten überall ihre Demuth; und doch hatte Daniel unzählige Veranlassungen, sich zu erheben; aber er wußte, daß ihm Solches gerade darum zu Theil wurde, weil er frei blieb von Hochmuth, und er richtete seinen Schatz nicht zu Grunde. S. 392 Denn bei allen Völkern und auf dem ganzen Erdkreise wurde er nicht allein darum besungen, weil der König sich auf sein Angesicht warf und ihm den Opferguß spendete; sondern weil auch Der ihn für einen Gott hielt, welcher auf der ganzen Erde wie ein Gott geehrt wurde; denn sie war ihm ganz unterworfen. Dieses erhellet aus Jeremias: „Denn er zieht“, heißt es, „die Erde an wie ein Gewand.“ Und wieder: „Darum gab ich nun alle diese Länder in die Hand Nabuchodonosor’s, meines Knechtes.“5 Auch aus dem, was er aufgezeichnet hat, ist es wiederum klar, daß er nicht nur dort, wo er war, bewundert wurde, sondern auch allenthalben; und er stand durch seinen Ruf größer da, als wenn ihn die andern Völker persönlich gesehen hätten, da er nämlich durch seine Schriften die Knechtschaft und das Wunder bekannte. Aber zugleich stand er wiederum seiner Weisheit wegen in Bewunderung: „Siehe“, heißt es, „bist du weiser als Daniel?“6 Und nach all diesem war er so demüthig, daß er des Herrn wegen tausend Mal gestorben wäre.


  1. Apg 14,14 ↩

  2. Dan 2,30 ↩

  3. Dan 4,37 ↩

  4. Dan 3,29 ↩

  5. Jer 27,6 ↩

  6. Ez 28,3 ↩

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Homilien über den Brief an die Hebräer (BKV)
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Einleitung: Homilien über den Brief an die Hebräer

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