18.
Man erzählt nehmlich einer von den nicht sehr Alten, sondern von denen, welche auch von den Großvätern der jetzigen Greise gekannt worden seyn dürften, wenn sie nicht als Jünglinge Kinder zeugten, oder von diesen, da sie noch jung waren, zu Großvätern gemacht wurden, — einer von jenen habe ein Heer gegen den Arsakiden, welcher sich freventlich gegen die Römer benommen, geführt, und, nachdem er Armeniens Gränzen erreicht, noch, ehe er in das feindliehe Gebiet eingefallen, nach einem Mahle verlangt und dem Heere befohlen, die Lebensmittel, welche sich bei dem Troße fanden, zu nehmen, da es sich in der Nähe, wäre es nöthig, mit Mundvorrath versehen könnte; — er zeigte nehmlich auf das Gebiet der Par- S. 91 ther hin. Unterdessen aber sei eine Gesandtschaft von den Feinden gekommen, und sie habe geglaubt, sie müsse sich bei ihrer Ankunft mit den Vornehmsten nach dem Könige besprechen, und mit deren Schutzgenossen, und den Anmeldern, als würde ihr der König erst nach langer Zeit Gehör geben. Allein von ungefähr sei sie auf den König gestossen, wie er so eben speiste; denn es gab noch keine solche Leibwache, ein aus dem Heere ausgewähltes Heer, Alle jung, Alle schlank, mit blonden und stattlichen Haaren,
Stets auch duftend von Salbe das Haupt und blühende Antlitz,
goldbeschildet und goldbelanzet, die, so oft wir sie sehen, uns den König ankünden, gleichwie, glaube ich, die vorhergehenden Strahlen die Sonne; sondern das ganze Heer, das seinen Beruf erfüllte, wachte für König und Reich. Jene aber trugen sich, einfach, nicht der Pracht, sondern dem Geiste nach Könige seiend, und unterschieden sich im Innern von der Menge; im Aeußern aber glichen sie gemeinen Kriegern. So habe, sagt man, die Gesandtschaft den Carinus getroffen. Purpurn war sein Kriegsgewand, und er hatte sich in das Gras gelagert, das Mahl aber war ein alter Erbsenbrei, und darin einige geräucherte ranzige Stücke Schweinfleisches. Bei dem Anblicke aber, heißt es, sei S. 92 er weder aufgestanden, noch habe er etwas geändert, sondern sogleich die Männer zu sich beschieden und gesagt: »Er wisse, daß sie zu ihm gekommen; denn Er sei Carinus«, und ihnen befohlen, an demselben Tage noch dem jungen Könige zu verkünden: »Er sollte, wofern er sich nicht vernünftig benähme, erwarten, daß jeder Wald und jedes Gefild ihm in kurzer Zeit kahler seyn werde, als Carinus Haupt.« Bei diesen Worten habe er, sagt man, den Hut abgenommen und das Haupt gezeigt, das eben so nackt war, als der zur Seite liegende Helm. Auch habe er ihnen erlaubt, wenn sie hungerig wären, in den Topf zu langen, und befohlen, wenn sie der Speise nicht bedürften, sich auf der Stelle zu entfernen und das Römische Lager zu verlassen, da ihre Gesandtschaft zu Ende sei. Als nun, erzählt man ferner, das, was sie gesehen und gehört, dem Volke und Führer der Feinde berichtet worden, habe, wie natürlich, alle Entsetzen und Furcht ergriffen, daß sie gegen solche Männer streiten sollten, deren König sich weder als König, noch als Kahlkopf schämt, den Topf hinzu- setzen und Gäste zum Mahle einzuladen; und jener eitle König sei gekommen, von Furcht durchschauert, bereit in allem nachzugeben, er in Tiara und Kandys dem in einem Gewande von schlechter Wolle und in einem Hute.