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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Jean Damascène (675-750) Expositio fidei Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens (BKV)
Drittes Buch

XXIV. KAPITEL. Vom Gebet des Herrn.

Gebet ist ein Aufstieg des Geistes zu Gott oder eine Bitte an Gott ums Zukömmliche. Wie war es also möglich, daß der Herr bei Lazarus und zur Zeit des Leidens betete? Denn seine heilige Vernunft (νοῦς) [nous], die doch ein für allemal hypostatisch mit dem Gott-Logos geeint war, bedurfte weder eines Aufstieges zu Gott noch einer Bitte an Gott. Christus ist ja einer. Nein, [er betete,] weil er unsere Stelle vertrat, das Unsrige in sich nachbildete, uns ein Muster wurde, uns lehrte, Gott zu bitten und uns zu ihm zu erheben, und durch seine heilige Vernunft uns den Weg zum Aufstieg zu Gott bahnte. Denn wie er die Affekte auf sich nahm, um uns den Sieg über sie zu geben, so betete er auch, wie gesagt, um uns den Weg zum Aufstieg zu Gott zu bahnen und „für uns alles, was recht ist, zu tun 1“, wie er zu Johannes sagte, und seinen Vater mit uns zu versöhnen und diesen als Grund und Prinzip zu ehren und zu zeigen, daß er kein Gottesfeind ist. Denn als er im Falle Lazarus sagte: „Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast. Ich wußte, daß du mich allezeit erhörest, aber wegen der Menge, die hier steht, habe ich es gesagt, S. 181 damit sie erkennen, da du mich gesandt hast 2“, ist da nicht für alle ganz klar, daß er dieses sagte, um seinen Vater als sein Prinzip zu ehren und zu zeigen, daß er kein Gottesfeind ist?

Als er aber sagte: „Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst 3“, ist es da nicht jedem klar, daß er uns lehrt, in den Prüfungen von Gott allein die Hilfe zu erflehen und den göttlichen Willen dem unsrigen vorzuziehen, und zeigt, daß er sich wirklich unsere Natur angeeignet und daß er in Wahrheit zwei natürliche, seinen Naturen entsprechende, aber nicht entgegengesetzte Willen besaß? „Vater,“ sprach er als wesensgleich, „wenn es möglich ist.“ Nicht als ob er es nicht wußte — was wäre auch Gott unmöglich? — sondern um uns zu unterweisen, den göttlichen Willen dem unsrigen vorzuziehen. Denn nur das ist unmöglich, was Gott nicht will und nicht zuläßt. „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Als Gott ist er zwar gleichen Willens mit dem Vater. Als Mensch aber zeigt er naturgemäß den Willen der Menschheit. Dieser verschmäht naturgemäß den Tod.

Das Wort aber: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? 4“, sprach er, weil er unsere Stelle vertrat. Denn der Vater ist nur dann sein Gott, wenn er (═ Christus) uns gleichgestellt ist, wobei man durch feine Verstandesvorstellungen das Sichtbare vom Geistigen sondert. Außerdem ward er nie von seiner eigenen Gottheit verlassen, sondern wir waren die Verlassenen und Verachteten. Daher betete er dieses, weil er unsere Stelle vertrat.


  1. Matth. 3, 15. ↩

  2. Joh. 11, 41 f. ↩

  3. Matth. 26, 39. ↩

  4. Ebd. [Matth.] 27, 46. ↩

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