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Über die Seele. (BKV)
2. Cap. Die Philosophen haben zwar in manchen Stücken auch Richtiges gefunden, was mit den Lehren der Offenbarung übereinstimmt, doch sind die angewandten Beweise manchmal nicht stichhaltig, oder wenn die Voraussetzungen richtig, die Folgerungen falsch. So mischt sich bei ihnen Wahres mit Falschem. — Auch die Medizin bereichert unsere Kenntnisse über die Seele.
Wir wollen allerdings nicht leugnen, dass die Philosophen manchmal auch unsern Ansichten nahe gekommen sind. Prüfstein für eine Wahrheit ist ihr Erfolg selbst. Beim Sturm, wenn die Merkzeichen am Himmel und im Meere verwischt sind, trifft man auch durch einen glücklichen Irrtum manchmal einen Hafen; zuweilen findet man in blindem Glück auch in der Finsternis den Eingang und Ausgang.
Es wird ja auch durch die Natur sehr vieles an die Hand gegeben, sozusagen durch den Gemeinsinn, womit Gott die Seele auszustatten geruht hat. Dieses Gemeinsinnes hat sich die Philosophie bemächtigt und ihn zur Verherrlichung ihrer eigenen Kunstfertigkeit aufgeblasen, aus Eifer — es kann nicht auffallen, wenn ich dies so ausdrücke — aus Eifer für eine Redefertigkeit, die alles Beliebige zu beweisen und abzuleugnen versteht, und mehr durch Wortschwall als durch Belehrungen gewinnt. Sie gibt den Dingen eine Form; das eine Mal stellt sie sie gleich, das S. 290 andere Mal besondert sie sie, aus Gewissem schliesst sie auf Ungewisses, sie greift auf Beispiele zurück, als wenn alles verglichen werden dürfte, sie stellt für alles die Grundsätze zum voraus fest vermittelst der Eigenschaften, obwohl dieselben auch bei ähnlichen Dingen verschieden sind, sie lässt nichts für die göttliche Freithätigkeit übrig, sondern stempelt ihre Meinungen zu Naturgesetzen. — Ich würde mir das gefallen lassen, wenn sich die Philosophie selbst als eine naturgemässe erwiese, die an der Natur auf Grund ihrer gleichartigen Beschaffenheit teil hat.
Zwar ist auch sie des Glaubens, aus vermeintlich heiligen Schriften geschöpft zu haben, weil das Altertum manche Autoren sogar für Götter oder wenigstens für göttliche Wesen gehalten hat, z. B. den ägyptischen Merkurius, an den sich besonders Plato hält, den Phrygier Silenus, dem, als er von den Hirten herbeigebracht wurde, Midas seine langen Ohren lieh, Hermotimus, welchem die Klazomenier nach seinem Tode einen Tempel errichteten, Orpheus, Musaeus und Pherekydes, den Lehrer des Pythagoras. Wie aber, wenn den Philosophen auch solche Schriften unter die Hände geraten wären, die bei uns unter der Bezeichnung Apokryphen geächtet sind, weil wir die Überzeugung haben, nichts zulassen zu dürfen, was nicht mit der Autorität der echten und schon geraume Zeit früher entstandenen Prophezie übereinstimmt. Wir kennen nämlich die falschen Propheten und die noch viel älteren abgefallenen Geister, welche mit dergleichen verschmitzten Erfindungen das ganze Angesicht der Welt bedeckt haben. Obschon es schliesslich glaublich ist, dass, wer nach Weisheit forscht, auch die wirklichen Propheten, von der Neugierde getrieben, aufgesucht habe, so dürfte man doch bei den Philosophen mehr Abweichungen als Verwandtschaft finden, da man sogar in der Verwandtschaft bei ihnen noch Abweichungen trifft. Denn alles, was man bei ihnen Wahres und mit den Propheten Übereinstimmendes findet, beweisen sie mit fremdartigen Gründen oder putzen es mit fremden Dingen auf, zum grössten Schaden für die Wahrheit selber, die sie durch Falsches Unterstützung finden, oder durch die sie Falschem Unterstützung zukommen lassen.
Dieser Umstand also hat uns bei vorliegender Materie zum Kampfe gegen die Philosophen getrieben. Denn manchmal staffieren sie die ihnen und uns gemeinsamen Ansichten mit ihren eigenen Beweisführungen aus, die unserer Regel aber in diesem und jenem zuwiderlaufen, manchmal dagegen unterstützen sie ihre besondern Meinungen durch die gemeinsamen Beweise, die da und dort mit ihrer Regel harmonieren, so dass die eigentliche Wahrheit von der Philosophie fast gänzlich ausgeschlossen ist, wegen der Giftmischerei, die diese damit vornimmt. Durch diese doppelte Verwandtschaft, deren jede der Wahrheit feindlich ist, fühlen wir uns dringend aufgefordert, einerseits die gemeinsamen Lehren von den Beweisführungen der Philosophen zu befreien und andererseits die gemeinsamen S. 291 Beweisführungen von deren Meinungen zu reinigen, indem wir die einzelnen Probleme auf die göttlichen Schriften zurückführen, mit Ausnahme natürlich derjenigen, die ohne die Fangschlinge irgend eines Präjudizes auf das einfache Zeugnis hin aufzunehmen gestattet sein wird, weil manchmal auch das Zeugnis der Feinde erforderlich ist, um den Freunden zu nützen. Ich weiss recht gut, wie dicht der Wald dieser Materie bei den Philosophen ist, entsprechend der Zahl der betreffenden Schriftsteller, wie gross die Verschiedenheiten der Ansichten sind, wie zahlreich die Tummelplätze der Meinungen, wie gross die Zahl der sich weiter ergebenden neuen Fragen, wie verwickelt die Lösungen.
Auch in die Medizin, die Schwesterwissenschaft, wie man sagt, der Philosophie, habe ich einen Blick gethan, da auch sie diesen Gegenstand für sich in Anspruch nimmt, so zwar, dass es scheint, als gehöre die Seele noch mehr ihr an, wegen der Sorge für den Körper. Daher setzt sie denn auch ihrer Schwesterwissenschaft häufig Widerspruch entgegen, als kenne sie die Seele besser deswegen, weil sie dieselbe gleichsam persönlich im Hause zu behandeln hat. Doch mag der Anspruch beider auf den Vorrang dahinstehen!
Es hat die Philosophie die Freiheit des Gedankens für sich die Medizin hinwiederum die Gebundenheit der Kunst, um den Detailforschungen über die Seele weiten Spielraum zu gestatten. Ungewisse Dinge werden lang und breit erörtert, Vermutungen noch weitläufiger besprochen. Je schwerer die Sache zu beweisen, desto grösser ist die Geschäftigkeit, uns zu beschwätzen, so dass mit Recht der bekannte Heraklit, der dunkle, die übergrossen Dunkelheiten bei den Forschern über die Seele bemerkend, aus Überdruss an ihren Untersuchungen den Ausspruch that: „Er habe, obwohl er den ganzen Weg zurückgelegt, die Grenzen der Seele keineswegs gefunden.” Der Christ aber hat zur Wissenschaft über diesen Gegenstand wenig notwendig. Denn sie ruht allezeit sicher auf wenigen Punkten, und sein Forschen darf nicht weiter gehen als bis dahin, wo ihm das Finden noch verstattet ist; denn „endlose Untersuchungen” verbietet der Apostel.1 Nun aber darf man nicht finden über das hinaus, was man von Gott lernt, was man aber von Gott lernt, das ist das Ganze.
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I. Tim. 1, 4. ↩
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A Treatise on the Soul
Chapter II.--The Christian Has Sure and Simple Knowledge Concerning the Subject Before Us.
Of course we shall not deny that philosophers have sometimes thought the same things as ourselves. The testimony of truth is the issue thereof. It sometimes happens even in a storm, when the boundaries of sky and sea are lost in confusion, that some harbour is stumbled on (by the labouring ship) by some happy chance; and sometimes in the very shades of night, through blind luck alone, one finds access to a spot, or egress from it. In nature, however, most conclusions are suggested, as it were, by that common intelligence wherewith God has been pleased to endow the soul of man. This intelligence has been caught up by philosophy, and, with the view of glorifying her own art, has been inflated (it is not to be wondered at that I use this language) with straining after that facility of language which is practised in the building up and pulling down of everything, and which has greater aptitude for persuading men by speaking than by teaching. She assigns to things their forms and conditions; sometimes makes them common and public, sometimes appropriates them to private use; on certainties she capriciously stamps the character of uncertainty; she appeals to precedents, as if all things are capable of being compared together; she describes all things by rule and definition, allotting diverse properties even to similar objects; she attributes nothing to the divine permission, but assumes as her principles the laws of nature. I could bear with her pretensions, if only she were herself true to nature, and would prove to me that she had a mastery over nature as being associated with its creation. She thought, no doubt, that she was deriving her mysteries from sacred sources, as men deem them, because in ancient times most authors were supposed to be (I will not say godlike, but) actually gods: as, for instance, the Egyptian Mercury, 1 to whom Plato paid very great deference; 2 and the Phrygian Silenus, to whom Midas lent his long ears, when the shepherds brought him to him; and Hermotimus, to whom the good people of Clazomenae built a temple after his death; and Orpheus; and Musaeus; and Pherecydes, the master of Pythagoras. But why need we care, since these philosophers have also made their attacks upon those writings which are condemned by us under the title of apocryphal, 3 certain as we are that nothing ought to be received which does not agree with the true system of prophecy, which has arisen in this present age; 4 because we do not forget that there have been false prophets, and long previous to them fallen spirits, which have instructed the entire tone and aspect of the world with cunning knowledge of this (philosophic) cast? It is, indeed, not incredible that any man who is in quest of wisdom may have gone so far, as a matter of curiosity, as to consult the very prophets; (but be this as it may), if you take the philosophers, you would find in them more diversity than agreement, since even in their agreement their diversity is discoverable. Whatever things are true in their systems, and agreeable to prophetic wisdom, they either recommend as emanating from some other source, or else perversely apply 5 in some other sense. This process is attended with very great detriment to the truth, when they pretend that it is either helped by falsehood, or else that falsehood derives support from it. The following circumstance must needs have set ourselves and the philosophers by the ears, especially in this present matter, that they sometimes clothe sentiments which are common to both sides, in arguments which are peculiar to themselves, but contrary in some points to our rule and standard of faith; and at other times defend opinions which are especially their own, with arguments which both sides acknowledge to be valid, and occasionally conformable to their system of belief. The truth has, at this rate, been well-nigh excluded by the philosophers, through the poisons with which they have infected it; and thus, if we regard both the modes of coalition which we have now mentioned, and which are equally hostile to the truth, we feel the urgent necessity of freeing, on the one hand, the sentiments held by us in common with them from the arguments of the philosophers, and of separating, on the other hand, the arguments which both parties employ from the opinions of the same philosophers. And this we may do by recalling all questions to God's inspired standard, with the obvious exception of such simple cases as being free from the entanglement of any preconceived conceits, one may fairly admit on mere human testimony; because plain evidence of this sort we must sometimes borrow from opponents, when our opponents have nothing to gain from it. Now I am not unaware what a vast mass of literature the philosophers have accumulated concerning the subject before us, in their own commentaries thereon--what various schools of principles there are, what conflicts of opinion, what prolific sources of questions, what perplexing methods of solution. Moreover, I have looked into Medical Science also, the sister (as they say) of Philosophy, which claims as her function to cure the body, and thereby to have a special acquaintance with the soul. From this circumstance she has great differences with her sister, pretending as the latter does to know more about the soul, through the more obvious treatment, as it were, of her in her domicile of the body. But never mind all this contention between them for pre-eminence! For extending their several researches on the soul, Philosophy, on the one hand, has enjoyed the full scope of her genius; while Medicine, on the other hand, has possessed the stringent demands of her art and practice. Wide are men's inquiries into uncertainties; wider still are their disputes about conjectures. However great the difficulty of adducing proofs, the labour of producing conviction is not one whit less; so that the gloomy Heraclitus was quite right, when, observing the thick darkness which obscured the researches of the inquirers about the soul, and wearied with their interminable questions, he declared that he had certainly not explored the limits of the soul, although he had traversed every road in her domains. To the Christian, however, but few words are necessary for the clear understanding of the whole subject. But in the few words there always arises certainty to him; nor is he permitted to give his inquiries a wider range than is compatible with their solution; for "endless questions" the apostle forbids. 6 It must, however, be added, that no solution may be found by any man, but such as is learned from God; and that which is learned of God is the sum and substance of the whole thing.
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Mentioned below, c. xxxiii.; also Adv. Valent. c. xv. ↩
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See his Phaedrus, c. lix. (p. 274); also Augustin, De. Civ. Dei, viii. 11; Euseb. Praep. Evang. ix. 3. ↩
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Or spurious; not to be confounded with our so-called Apocrypha, which were in Tertullian's days called Libri Ecclesiastici. ↩
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Here is a touch of Tertullian's Montanism. ↩
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Subornant. ↩
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1 Tim. i. 4. ↩