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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Confessiones

Edition Masquer
Confessiones (CSEL)

Caput 28

Cum inhaesero tibi ex omni me, nusquam erit mihi dolor et labor, et viva erit vita mea tota plena te. nunc autem quoniam quem tu imples, sublevas eum, quoniam tui plenus nondum sum, oneri mihi sum. contendunt laetitiae meae flendae cum laetandis maeroribus, et ex qua parte stet victoria nescio. ei mihi! domine, miserere mei! contendunt maerores mei mali cum gaudiis bonis, et ex qua parte stet victoria nescio. ei mihi! domine, miserere mei! ei mihi! ecce vulnera mea non abscondo: medicus es, aeger sum; misericors es, miser sum. numquid non temptatio est vita humana super terram? quis velit molestias et difficultates? tolerari iubes ea, non amari. nemo quod tolerat amat, etsi tolerare amat. quamvis enim gaudeat se tolerare, mavult tamen non esse quod toleret. prospera in adversis desidero, adversa in prosperis timeo. quis inter haec medius locus, ubi non sit humana vita temptatio? vae prosperitatibus saeculi semel et iterum, a timore adversitatis et a corruptione laetitiae! vae adversitatibus saeculi semel et iterum et tertio, a desiderio prosperitatis, et quia ipsa adversitas dura est, et ne frangat tolerantiam! numquid non temptatio est vita humana super terram sine ullo interstitio?

Traduction Masquer
Bekenntnisse

28. Von der Armseligkeit dieses Lebens.

Wenn ich erst einmal dir ganz anhangen werde mit meinem ganzen Ich, dann wird mich kein Schmerz, keine Mühsal mehr bedrücken, und mein Leben, ganz von dir erfüllt, wird erst dann wahres Leben sein. Da du aber nur den, welchen du erfüllst, aufrichtest, bin ich mir vorläufig noch zur Last, da ich deiner noch nicht voll bin. Noch streiten in mir beweinenswerte Freuden mit erfreulicher Trauer, und ich weiß nicht, auf welcher Seite der Sieg sein wird. Wehe mir, Herr, erbarme dich meiner! Es streiten ferner in mir üble Kümmernisse mit guten Freuden, und ich weiß nicht, auf welcher Seite der Sieg sein wird. Wehe mir, Herr, erbarme dich meiner! Wehe mir! Sieh, meine Wunden verberge ich nicht vor dir; du bist der Arzt, ich bin krank; du bist barmherzig, ich erbarmungswürdig. Ist nicht „eine Versuchung des Menschen Leben auf Erden?“ 1 Wer verlangt nach Beschwernissen und Mühseligkeiten? Du heißest sie uns dulden, nicht lieben. Niemand liebt, was er duldet, wenn er auch zu dulden liebt. Denn wie sehr er sich auch freut zu dulden, so wäre es ihm doch lieber, wenn er nicht zu dulden brauchte. Nach Glück sehne ich mich im Unglück, das Unglück fürchte ich im Glück2. Gibt es zwischen diesem eine Mitte, wo das menschliche Leben keine Versuchung wäre? Wehe über das Glück dieser Zeitlichkeit, zweifaches Wehe wegen der Furcht vor Unglück und der Vergänglichkeit des Genusses! Wehe über das Unglück dieser Zeitlichkeit, zweifach und dreifach Wehe wegen des Sehnens nach irdischem Glück; denn das Unglück selbst ist hart, und die Geduld bricht so leicht. Ist also nicht „eine Versuchung des Menschen Leben auf Erden“ ohne Unterlaß? S. 246


  1. Job 7,1. ↩

  2. Vgl. Hor. carm. II 10,17. ↩

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Einleitung in die Confessiones
Prolegomena
The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
Translator's Preface - Confessions

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