12. Für zwei geschaffene Dinge gibt es keine Zeit.
Nach diesen Erwägungen, mein Gott, finde ich, soweit du es mir verleihest und soweit du mich veranlassest anzuklopfen, um mir auf mein Klopfen zu öffnen, zwei Dinge unter deinen Geschöpfen, die du der Zeit nicht unterworfen hast, ohne daß eins von ihnen dir gleichewig ist das eine, das so gebildet ist, daß es in ewigem Schauen, von Veränderung nicht unterbrochen, wenn auch veränderlich, so doch unverändert, deine Ewigkeit und Unsterblichkeit genießt; das andere, das so gestaltlos war, daß es keine Möglichkeit gab, es in die Zeit zu führen, keine Möglichkeit, es aus irgendeiner Form in irgendeine Form der Bewegung oder der Ruhe zu versetzen. Doch auch dieses hast du nicht ungestaltet gelassen, da du vor jeglicher Zeit „im Anfange Himmel und Erde“, die zwei Dinge, die ich meine, geschaffen hast. „Die Erde aber war gestaltlos und leer, und Finsternis schwebte über dem Abgrunde“1. Mit diesen Worten wird die Gestaltlosigkeit bezeichnet; und es sollen dadurch auch diejenigen belehrt werden, die sich nicht denken können, wie etwas auch bei gänzlichem Mangel an Gestalt doch nicht dem Nichts zu verfallen brauche; aus diesem Gestaltlosen sollte dann der andere Himmel, die sichtbare und geordnete Erde, das klare Wasser und überhaupt alles gemacht worden sein, was bei der Erschaffung der Welt an bestimmten Tagen nach der Darstellung der Schrift erschaffen wurde. Denn diese Dinge sind der Art, daß in ihnen wegen der geordneten S. 311 Veränderung der Bewegungen und der Formen der Wechsel der Zeit hervortritt.
-
Gen. 1,1. ↩