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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Fünftes Buch

14. Des Ambrosius Vorträge bewirken, daß er nach und nach seine Irrtümer preisgibt.

Denn während es mir nicht darum zu tun war zu lernen, was er sagte, sondern nur, wie er es sagte - denn in meiner Verzweiflung, ob dem Menschen überhaupt noch ein Weg zu dir offen stehe, war mir nur diese eitle Sorge geblieben -, drang mit den Worten, die ich gern hörte, auch zugleich ihr Inhalt, auf den ich nicht achtete, in mein Herz ein. Denn ich konnte nicht beides voneinander trennen. Denn während ich mein S. 103 Herz öffnete, um zu vernehmen, wie beredt er sprach, drang zugleich in dasselbe auch das Bewußtsein von der Wahrheit seiner Worte, doch nur Schritt für Schritt. Zuerst begann sich in mir die Überzeugung zu befestigen, man könne diese Lehren verteidigen und auch die Wahrheit des katholischen Glaubens ohne Scheu behaupten, während ich früher geglaubt hatte, es lasse sich gegen die Angriffe der Manichäer nichts Bestimmtes vorbringen, besonders nachdem ich die eine und andere dunkle Stelle aus dem Alten Testament öfters hatte erklären hören, während vorher „der tötende Buchstabe“1 mir Qualen verursacht hatte. Nachdem mir also die meisten Stellen jener Bücher allegorisch erklärt waren, tadelte ich jetzt meine Verzweiflung, jene nämlich, die mich hatte glauben lassen, man könne den Spöttern und Verächtern des Gesetzes und der Propheten überhaupt nichts Ernsthaftes entgegenhalten. Aber deshalb glaubte ich noch nicht, den Weg zur katholischen Kirche einschlagen zu müssen, weil auch sie ihre gelehrten Verteidiger haben konnte, die die erhobenen Einwürfe beredt und vernünftig zurückwiesen; andererseits schien mir mein augenblicklicher Standpunkt nicht deshalb verdammenswert, weil die Aussichten für die Verteidigung auf beiden Seiten gleich standen. So erschien mir die katholische Lehre zwar nicht besiegt, aber ich erkannte Ihr auch noch nicht den Sieg zu.

Dann aber richtete ich mit allem Nachdruck mein Augenmerk darauf, ob ich etwa durch einige ganz sichere Beweise die Manichäer ihres Irrtums überführen könnte. Hätte ich mir eine geistige Substanz denken können, so wären sofort alle jene Trugwerke zerfallen und aus meinem Geiste verdrängt worden. Aber ich vermochte es nicht. Allein durch meine Vergleichungen und Betrachtungen gewann ich mehr und mehr die Überzeugung, daß die meisten Philosophen über den Weltkörper und die ganze unsern leiblichen Sinnen erreichbare Natur weit glaublichere Ansichten vertreten haben. Nach Art der Akademiker, so wie man sie gewöhnlich versteht, zweifelte ich an allem und schwankte zwischen S. 104 allem hin und her; doch entschied ich mich endlich dahin, die Manichäer auf jeden Fall zu verlassen. Denn ich war der Ansicht, daß für mich für die Dauer, meines Zweifels kein Bleiben in der Sekte sei, der ich schon einige Philosophen vorzog. Diesen mochte ich jedoch auf keinen Fall die Heilung des Irrtums meiner Seele anvertrauen, weil ihnen der heilspendende Name Christi fehlte. Ich beschloß also, in der mir von den Eltern empfohlenen katholischen Kirche solange Katechumen zu bleiben, bis mir der helle Stern erschiene, der meine weiteren Schritte lenken sollte. S. 105


  1. 2 Kor. 3,6. ↩

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The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
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