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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Confessiones Bekenntnisse
Sechstes Buch

11. Voll innerer Unruhe überlegt er, wie er sein Leben fernerhin einrichten soll.

Am meisten staunte ich, wenn ich erwog und nachdachte, wie lange Zeit doch schon seit meinem neunzehnten Lebensjahre verstrichen sei, da ich das erste Mal vom Studium der Weisheit erglühte, fest entschlossen, wenn ich sie gefunden hätte, alle nichtigen Hoffnungen und trügerischen Torheiten eitler Begierden aufzugeben. Und siehe, schon war ich dreißig Jahre alt geworden, und immer noch wälzte ich mich im gleichen Schmutze, voll Gier nach dem flüchtigen und mich zerstreuenden Genusse der Gegenwart, während ich sprach "Morgen werde ich es finden; offen wird es sich zeigen, und ich werde es festhalten; siehe, Faustus wird kommen und alles erklären. Ihr großen Männer der Akademie! Nichts Sicheres können wir also finden, wonach wir unser Leben einrichten. Nun, dann lasset uns fleißiger suchen und die Hoffnung nicht aufgeben! Siehe, schon S. 123 erscheint mir in den Büchern der Kirche nicht mehr ungereimt, was mir früher so erschien; andere und vernünftige Erklärungen lassen sich finden. So will ich denn meine Schritte fest auf den Pfad lenken, wohin ich von meinen Eltern gestellt wurde, bis ich die richtige Wahrheit finde. Doch wo soll ich sie suchen und wann? Ambrosius hat keine Zeit; zum Lesen habe ich keine Zeit. Woher die Bücher nehmen? Woher oder wann sie kaufen? Von wem sie entleihen? Lasset uns die Zeit bestimmen, die Stunden für das Heil der Seele ausscheiden! Eine große Hoffnung ist uns aufgegangen; der katholische Glaube lehrt gar nicht, was wir glaubten und wessen wir ihn töricht beschuldigten. Die ihn kennen, halten es für Frevel, Gott in die Gestalt eines menschlichen Körpers eingeschlossen zu denken. Und wir zögern noch anzuklopfen, daß uns auch Aufschluß in betreff des übrigen zuteil werde? In den Vormittagsstunden nehmen uns unsere Schüler in Anspruch; was sollen wir in den übrigen tun? Warum betreiben wir nicht jenes? Aber wann werden wir da unsere Gönner aufsuchen, deren Gunst wir nötig haben? Wann sollen wir uns auf das vorbereiten, was unsere Schüler von uns kaufen? Wann sollen wir uns erholen und unserem Geiste eine Abspannung von den drückenden Sorgen geben? Hinweg mit allem; lassen wir dieses Eitle und Nichtige und widmen wir uns allein der Erforschung der Wahrheit! Das Leben ist elend, der Tod ungewiß; überrascht er uns, wie werden wir von hier scheiden? Wo sollen wir lernen, was wir hier vernachlässigt haben? Oder müssen wir nicht vielmehr für diese Nachlässigkeit hart büßen? Was dann, wenn der Tod selbst mit der Empfindung alle Sorge wegnähme und beendigte? Also muß auch dies Gegenstand der Forschung sein. Doch ferne sei es, daß es so ist. Nicht ohne Grund, nicht umsonst ist das Ansehen des christlichen Glaubens über die ganze Erde verbreitet. Niemals hätte Gott so Großes und Herrliches für uns getan, wenn mit dem Tode des Körpers auch das Leben der Seele aufhörte. Was zögern wir also, all unsere irdische Hoffnung aufzugeben und uns ganz dem Suchen nach Gott und dem ewigen Leben zu widmen? Doch gemach! S. 124 Auch die Dinge dieser Welt haben ihren Reiz, und ihre Süßigkeit ist nicht gering. Nicht leichtfertig darf man die Verbindung mit ihnen abbrechen, denn wieder zu ihnen zurückzukehren wäre schimpflich. Siehe, was ist es denn Großes, eine Ehrenstelle zu erlangen! Und was verlangt man mehr! Zahlreich ist die Schar einflußreicher Freunde. Stelle ich es nur recht an, so kann mir sogar ein Statthalterposten übertragen werden. Dann könnte ich eine Frau heimführen mit einigem Vermögen, damit sie nicht meine Ausgaben vermehre, und das ist die Krone meiner Wünsche. Viele Große und durchaus Nachahmungswürdige haben den Wissenschaften und zugleich ihren Weibern gelebt".

Indes ich so sprach und die Stürme abwechselnd mein Herz bald hierhin, bald dorthin trieben, verlief die Zeit, und „ich säumte, mich zum Herrn zu bekennen“1. Von Tag zu Tag verschob ich es, in dir zu leben, aber nicht verschob ich es, täglich in dir zu sterben. Ich liebte das selige Leben, scheute mich aber, es dort zu suchen, wo es thront, und ich floh vor ihm, während ich es suchte. Denn gar zu unglücklich, glaubte ich, würde ich sein, sollte ich des Weibes Umarmungen entbehren, aber an das Heilmittel deiner Barmherzigkeit, welches mich von meiner Schwachheit zu heilen vermochte, dachte ich nicht, weil ich es noch nicht erprobt hatte. Für ein Werk eigener Kraft hielt ich die Enthaltsamkeit, solcher Kraft aber war ich mir nicht bewußt. Dabei war ich so töricht, daß ich nicht wußte, was geschrieben steht, daß „keiner enthaltsam sein kann, außer du gebest es ihm“2. Und bestimmt hättest du es mir gegeben, wenn das Seufzen meines Herzens zu deinem Ohr gedrungen wäre und ich in festem Glauben alle Sorge auf dich geworfen hätte.


  1. Sir. 5,8. ↩

  2. Weish. 8,12. ↩

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Einleitung in die Confessiones
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The Opinion of St. Augustin Concerning His Confessions, as Embodied in His Retractations, II. 6
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