IV. 6.
S. 262 Übrigens sagen wir Gott Dank für deine Übersetzung des Evangeliums aus dem Griechischen, da sich, als wir den griechischen Text damit verglichen, fast nirgends ein Anstoß ergab. Wenn darum jemand aus Streitsucht dennoch den Fehlern der früheren Übersetzung zugetan bleiben wollte, so kann er sehr leicht belehrt oder widerlegt werden durch den Hinweis auf die vorhandenen Schriften und durch ihre gegenseitige Vergleichung. Und wenn auch an einigen ganz wenigen Stellen etwas mit Recht zu beanstanden sein sollte, wer wäre so unverständig, daß er es bei einer solchen über alles Lob erhabenen Arbeit nicht verzeihen wollte? Doch den Wunsch kann ich nicht unterdrücken, du mögest deine Ansicht erklären, warum in vielen Punkten das Zeugnis der hebräischen Handschriften ein ganz anderes ist als das der griechischen, der Septuagintahandschriften. Denn diese Übersetzung genießt großes Ansehen. Tatsächlich hat sie es auch verdient, eine so große Berühmtheit zu erlangen; haben doch auch nach deinem eigenen Zeugnisse die Apostel sich ihrer bedient. Du würdest darum zum allgemeinen Nutzen handeln, wenn du aus dieser griechischen Septuagintaübersetzung eine echte lateinische Übersetzung herstellen wolltest. Die bisherige lateinische Übersetzung weist in ihren Abschriften so viele Verschiedenheiten auf, daß es kaum zu ertragen ist; man muß Bedenken tragen, sie zu einem Zitate oder zu einem Beweise zu gebrauchen, da man nie darauf vertrauen kann, sie in Übereinstimmung mit dem griechischen Texte zu finden. Kurz sollte dieser Brief werden; aber ich weiß nicht, wie es kam: ich fand solche Lust daran, immer weiter zu schreiben, als ob ich mich mit dir im Gespräche befunden hätte. Laß es dich aber nicht verdrießen, ich bitte dich beim Herrn, auf alle Fragen Antwort zu geben und mir so nach Kräften deine Gegenwart zu ersetzen.