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Bibliothek der Kirchenväter
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Œuvres Augustin d'Hippone (354-430) Ausgewählte Briefe (BKV)
Zweites Buch (Jahre 396—410).
XL. (Nr. 82.) An Hieronymus

29.

S. 316 Diese mitleidsvolle Liebe schreibt er auch in demselben Briefe an die Galater vor, in dem er sagt: „Wenn ein Mensch in irgendein Vergehen geraten ist, so unterweiset ihr, die ihr den Geist habet, ihn im Geiste der Sanftmut, und sieh auf dich selbst, daß nicht auch du versucht werdest“1. Beachte, daß er nicht gesagt hat: „Werde wie er, auf daß du ihn gewinnest!“ Er wollte also in keinem Falle das Vergehen selbst, wenn auch nur zum Scheine, tun oder sich stellen, als ob er schon dessen schuldig sei, sondern bei dem Vergehen eines anderen bedenken, was auch ihm begegnen könne, und ihm so mitleidig zu Hilfe kommen, wie er wohl wünschte, daß man ihm helfe, das heißt nicht in trügerischer Absicht, sondern in mitleidsvoller Teilnahme. So ist Paulus für den Juden, für den Heiden, für jeden Menschen, der sich in Irrtum oder in Sünden befunden, „allen alles geworden, um alle zu gewinnen“2; und er gab sich hierbei nicht den Anschein, etwas zu sein, was er nicht war, sondern er trug Mitleid, weil er auch so hätte sein können und sich gleichsam als Menschen betrachtete.


  1. Gal. 6, 1. ↩

  2. 1 Kor. 9, 22. ↩

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