8.
Als ich diesen deinen Brief las und wieder las und, so weit die kurz bemessene Zeit es gestattete, ihn überdachte, da erinnerte ich mich an meinen Freund Nebridius, der mit überaus großem Fleiß und Eifer schwierige Fragen erforschte, dabei aber eine kurze Antwort auf eine wichtige Frage durchaus nicht leiden konnte. Wenn irgendjemand so etwas verlangte, so wurde er darüber sehr böse und wies, wenn es die Person des Fragers gestattete, ihn mit entrüstetem Antlitz und unwilligen Worten ab; er hielt ihn für unwürdig, eine solche Frage zu stellen, da er nach seiner Meinung nicht einmal wisse, wie vieles man über so eine wichtige Sache sagen könne und müsse. Ich zürne dir aber nicht auf ähnliche Weise, wie er zu tun pflegt. Denn du bist Bischof und gleich mir mit vielen Sorgen überhäuft. Darum findest du so wenig Zeit, breite Ergüsse zu lesen, ich nicht, solche zu schreiben. Nebridius aber, der keine kurze Antwort auf solche Fragen ertragen konnte, war damals ein junger Mann und fragte im Umgange mit mir nach vielen Dingen, da es uns beiden nicht an Zeit fehlte. In diesem Falle aber hast du wohl unsere beiderseitige Stellung erwogen und verlangst, daß ich in Kürze auf eine so wichtige Frage antworte. Nun gut, ich will's tun, soweit ich kann; der Herr helfe mir, daß ich deiner Forderung nachkomme.