V. 14.
Ihr pflegt euch erlittener Verfolgungen zu rühmen. Wenn nicht die Ursache der Strafe, sondern die Strafe selbst zum Märtyrer macht, dann ist dem Worte: „Selig, die Verfolgung leiden“ ohne Grund beigefügt „um der Gerechtigkeit willen“1.Was den Ruhm dieses Titels anbetrifft, so können es die Maximianisten gar leicht mit euch aufnehmen, da sie nicht nur in späterer Zeit mit euch, sondern früher auch von euch Verfolgung erlitten. Die Worte des Advokaten, der den Maximianus in Gegenwart eures Amtsbruders Restitutus anklagte, habe ich vorhin erwähnt. Restitutus war nämlich an Stelle des mit elf anderen Bischöfen ohne Gewährung eines Termins verurteilten Salvius von Membressi geweiht worden, noch ehe der für die anderen bestimmte Termin verflossen war. Auch Titianus hat nach Ablauf des Termins den Felicianus und den Prätextatus wegen ihres gesamten Vorgehens gegen Primianus mit den schärfsten Worten angeklagt. Ebenso ist auch das Konzil von Bagai öfter als einmal in Verhandlungen vor dem Prokonsul, später auch in Verhandlungen vor den städtischen Behörden angeführt worden, die Gerichte wurden in Tätigkeit versetzt, man erbat sich strafandrohende Verfügungen, man verlangte und erlangte Zwangsvollstreckung gegen die Widerstrebenden, man ließ sich Dienste leisten, die Stadtwehr wurde zur Verfügung gestellt, um die gerichtlichen Entscheidungen auszuführen. Warum macht ihr uns also Vorwürfe wegen der anbefohlenen Verfolgung, da wir mit euch in dieser Beziehung eine allerdings ungleiche Teilung eingegangen sind? Denn nicht immer hat derjenige, der verfolgt wird, dabei auch zu leiden; so haben auch eure Kleriker und Circumcellionen betreffs unser es so eingerichtet, daß euch die Verfolgung, uns aber das Leiden trifft. Mögt ihr indessen, wie gesagt, immerhin mit den Maximianisten um den Ruhm des Märtyrertums streiten, wenn sie die Gerichtsakten verlesen, aus denen hervorgeht, S. 440 wie ihr sie durch die Richter verfolgt und gehetzt habt — wenn ihr euch auch später mit einigen von jenen, die ihr so in die Enge getrieben, ganz gut vertragen habt. Deshalb dürfen auch wir die Hoffnung nicht aufgeben, noch zur Eintracht mit euch zu gelangen, wenn Gott sich würdigt, uns zu helfen und euch eine friedfertige Gesinnung einzuflößen. Jene Schriftstelle aber, die von eurer Partei mehr schmähend als wahr gegen uns angeführt zu werden pflegt: „Schnell sind ihre Füße zum Blutvergießen“2, haben gerade wir durch die argen, räuberischen Überfälle eurer Circumcellionen und Kleriker an uns als wahr erprobt. Diese haben die Leiber der Menschen mit den schrecklichsten Mißhandlungen zerfleischt und so viele katholische Ortschaften mit Blut befleckt. Als dich bei deinem Einzuge in diese Stadt ihre Anführer mit ihren Scharen begleiteten und mit ihren Gesängen das Lob Gottes schrieen, da glichen ihre Stimmen dem Klange der Schlachtposaunen bei allen ihren Überfällen. Da du aber an ihren Taten mehr Mißfallen als an ihrer Anhänglichkeit Freude hattest und am anderen Tage durch einen punischen Dolmetscher mit ehrenwerter Freimütigkeit und edler Entrüstung die Pfeile deiner Worte auf sie schleudertest, da wurden sie darüber aufgebracht und ärgerlich und machten sich, wie wir der Erzählung von Augenzeugen entnehmen konnten, mit wütenden Gebärden aus der Mitte der Versammlung davon. Ihr habt aber nicht das Pflaster, auf dem ihre Füße, bereit zum Blutvergießen, standen, mit Salzwasser abgewaschen, wie deine Kleriker mit dem Boden tun zu müssen glaubten, auf dem die Unsrigen gestanden hatten3.